Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
Gänge der Star Corps-Akademie auf Ganymed ging, doch ihre dunklen Augen funkelten vor Wut. Gleichzeitig empfand sie eine tiefe Scham, obwohl sie sich immer wieder sagte, dass es dafür keinen Grund gab. Schämen musste sich allenfalls ihr Erzeuger, Joris Abenaike, den sie nicht mehr »Vater« nennen konnte.
Isabella war immer stolz darauf gewesen, die Tochter des jüngsten Leiters der Analytischen Abteilung des Star Corps zu sein und selbst bereits mit siebzehn in der Akademie aufgenommen worden zu sein, obwohl das Eintrittsalter normalerweise bei achtzehn lag. Sie war auch stolz darauf gewesen, innerhalb kürzester Zeit zum Fähnrich ernannt zu werden und jetzt, mit neunzehn, unmittelbar vor der Beförderung zum Lieutenant zu stehen.
Doch nun hatte der Hochverrat ihres Vaters das alles an nur einem einzigen Tag zunichte gemacht. Schließlich konnte es sich das Star Corps nicht leisten, die Tochter eines Verräters in seinen Reihen zu behalten, da war sie sicher. All die Arbeit, die Isabella in ihre Karriere investiert hatte, war vergebens. Und damit nicht genug, hatte die GalAb ihr Zimmer im Wohnheim der Akademie auf den Kopf gestellt und wirklich alles auseinander genommen, sowie auch ihren gesamten Computerinhalt und die Kommunikation überprüft.
»Wir tun das nicht, weil wir glauben, dass Sie etwas mit dem Verrat Ihres Vaters zu tun haben könnten, Fähnrich Sairam«, hatte der Agent, der die Untersuchung leitete, zu ihr gesagt. »Doch wir müssen uns vergewissern, dass Ihr Vater Sie nicht ohne Ihr Wissen in seinen Verrat mit hineingezogen hat, indem er zum Beispiel irgendwelche konspirativen Nachrichten in Ihrem Computer deponiert hat.«
Isabella hatte natürlich in vollem Umfang kooperiert und die eingehenden Verhöre der GalAb nicht minder kooperativ über sich ergehen lassen, obwohl ihr während der ganzen Zeit zum Heulen zumute war. Sie konnte es immer noch nicht begreifen, dass ausgerechnet ihr Vater ein j’ebeemischer Spion gewesen sein sollte. Doch die Beweise waren eindeutig und ihre Familie wie auch ihre Karriere damit zerstört. Sie rechnete jetzt jeden Tag damit, dass sie aus der Akademie ausgeschlossen wurde.
Ihr fünfzehnjähriger Bruder Ronan, der an der Universität auf Wega Xeno-Technik studierte und nicht minder gründlich von der GalAb durchleuchtet worden war, ebenso wie auch der Rest der Familie, reagierte mit Trotz auf die ganze Angelegenheit. Sein Standpunkt war der, dass er schließlich nicht sein Vater war und nichts mit dessen Schandtaten zu tun hatte. Und die zwölfjährige Aisha, die es außer ihrer Mutter wahrscheinlich am härtesten getroffen hatte, befand sich in der Obhut eines Teams von Psychologen, die ihr halfen, das Trauma zu verarbeiten.
Eine solche Maßnahme hatte man natürlich auch Isabella angeboten, doch die hatte schroff abgelehnt. Sie war Mitglied des Star Corps und würde allein damit klar kommen, falls man sie noch länger hier beließ, und es machte ihr im Moment am meisten zu schaffen, dass sie nicht wusste, wie nun ihre Zukunft aussah. Natürlich hatte Ronnie vollkommen recht mit seiner Einstellung, dass sie, ihre Geschwister und ihre Mutter nichts mit Joris Abenaikes Verrat zu tun hatten. Aber sie war nun mal seine Tochter, wie jeder nur zu genau wusste, und das Tuscheln hinter ihrem Rücken und die verächtlichen Blicke, die man ihr zuwarf, zeigten deutlich, was man von ihr hielt.
»Also, wenn ich einen J’ebeem zum Vater hätte, würde ich mich unter anständigen Menschen gar nicht mehr blicken lassen«, hörte sie die vertraute und inzwischen verhasste Stimme von Ken Grischenkov, ihrem Jahrgangskameraden, als sie den Unterrichtsraum betrat, in dem die nächste Stunde im Fach »Erstkontakt« abgehalten wurde.
Isabella ignorierte ihn und begab sich mit unbewegtem Gesicht zu ihrem Platz.
»Lass sie in Ruhe, Grisch«, mahnte jemand, und es klang deutlich verlegen.
»In der Tat, Grisch«, nahm nun auch Isabella von ihm Notiz. »Besonders wenn ich wie du in der Rangliste meines Jahrgangs den vorletzten Platz belegte, würde ich hier nicht so eine dicke Lippe riskieren. Oder glaubst du, dass du meinen Platz an der Spitze der Rangliste einnehmen kannst, wenn ich nicht mehr da wäre?« Sie maß ihn mit einem verächtlichen Blick. »Dazu dürfte es bei dir doch erst reichen, wenn die Hölle einfriert.«
Vereinzeltes Gelächter klang auf, und Ken Grischenkov wurde rot vor Wut. »Hauptsache du bist dann endlich weg, Abenaike ! Schließlich hat die GalAb noch
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