Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
besonders wohl unter ihren Schuppen, als sie Gondrel Harath gegenüberstand, dem Mitglied des Unteren Triumvirats von Ebeem, das für Außenpolitik zuständig war. Obwohl der J’ebeem sie mit allen Anzeichen von Respekt überaus höflich begrüßte, konnte sie sich eines profunden Unbehagens nicht erwehren. Zu tief saß das Bewusstsein in ihr und allen anderen Starr, dass die J’ebeem Todfeinde waren, die jede Gelegenheit nutzen würden, die Starr zu vernichten.
Der Krieg zwischen unseren Völkern hat einfach zu lange gedauert , dachte sie mit einem Anflug von Melancholie. Und es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass die Starr jetzt ausgerechnet die J’ebeem als Verbündete gewinnen wollten. Erst waren wir Feinde und die Starr und Menschen Verbündete , sinnierte sie. Danach waren für eine kurze Zeit alle Völker von Cisalpha Verbündete, jetzt sind die J’ebeem die Verbündeten, wenn meine Mission glückt und die Menschen die »Feinde«. Wie würden die Menschen das nennen? Und was kommt als Nächstes?
Gondrel Harath behandelte sie jedenfalls, wie es einem hohen Staatsgast zustand und ließ nicht erkennen, was er von diesem Besuch hielt. Er führte Kaneshar in einen Tagungsraum, der Sitzplätze enthielt, die der Physiognomie der Starr angepasst waren und servierte ihr sogar echten Glutbeerensaft.
»Ihr Besuch ehrt das gesamte Reich, Erste Sprecherin«, sagte er schließlich, nachdem sie die üblichen Höflichkeitsrituale ausgetauscht hatten, die zu jedem Staatsbesuch dazu gehörten. »Darf ich fragen, welches gewichtige Anliegen Sie zu uns gebracht hat?«
Kaneshars Kopf zuckte jetzt ein wenig hektischer hin und her. »Ihnen ist sicherlich ebenso bewusst wie dem Arashlan, dass die Solaren Welten momentan eine recht überragende Vormachtstellung unter den Völkern von Cisalpha einnehmen«, begann sie mit ihrer wohl vorbereiteten Argumentation. »Wir haben Informationen, dass sie jetzt sogar weitere Schiffe mit der Technik der Toten Götter bauen.«
»Das ist uns natürlich bekannt, Erste Sprecherin«, stimmte Harath ihr zu. »Immerhin haben auch wir einen sehr fähigen Geheimdienst.« Von dem im Übrigen zwei Mitglieder gerade als Diener getarnt dem Treffen beiwohnen und sich kein Wort entgehen lassen , dachte Harath, hütete sich aber, die Worte laut auszusprechen.
»Ich schlage Ihnen ein Bündnis gegen die Solaren Welten vor, um ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte herzustellen«, sagte Kaneshar rundheraus. »Wenn wir unsere Kräfte vor allem auf dem Gebiet der Forschung bündeln, können wir verhindern, dass die Solaren Welten ihre Führungsrolle noch weiter ausbauen.«
Gondrel Harath schwieg einen Moment und entschuldigte die Pause damit, dass er einen großen Schluck von seinem Glutbeerensaft trank. In manchen Dingen waren die Drachenschnauzen doch wirklich heillos naiv, um nicht zu sagen dumm, wie er fand. Kaneshar konnte doch nicht ernsthaft glauben, dass die J’ebeem sich durch ein solches Bündnis mit den Starr offen gegen die Solaren Welten stellten!
Andererseits …
»Sie werden verstehen, Erste Sprecherin«, sagte er schließlich, »dass ich allein nicht befugt bin, eine so weitreichende Sache zu entschieden. Ich muss sie dem Unteren Triumvirat vorlegen. Treffen wir uns morgen wieder hier zu einem weiteren Gespräch«, schlug er vor. »Dann werde ich Ihnen eine verbindliche Zu- oder Absage machen können. Bis dahin genießen Sie die Gastfreundschaft von Ebeem. Wir haben ein Unterhaltungsprogramm für Sie vorbereitet, das Ihnen, wie wir hoffen, gefallen wird.«
Kaneshar stimmte dem notgedrungen zu und wappnete sich bis zum nächsten Tag mit Geduld.
*
»Beide Triumvirate haben Ihren Vorschlag mit Interesse vernommen, Erste Sprecherin«, eröffnete Gondrel Harath am nächsten Tag das Gespräch mit Kaneshar, »und mich ermächtigt, alle entsprechenden Verhandlungen verbindlich zu führen. Wir würden ein Bündnis mit dem Arashlan durchaus begrüßen, allerdings ist Ihnen natürlich bewusst, dass wir das nicht in einer Form eingehen können, die uns die Solaren Welten zum Feind macht. Einen weiteren Krieg kann kein Volk in Cisalpha gebrauchen. Wir können Ihnen anbieten, Ihre Crews und Teams von Wissenschaftlern mit unseren Schiffen durch Wurmloch Beta nach Transalpha zu bringen, wo wir gemeinsame Forschungen betreiben und vielleicht auch neue Handelspartner finden, von denen unsere beiden Völker profitieren.«
Kaneshar überdachte den Vorschlag kurz. »Ich hatte eigentlich
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