Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte
Das verdammte Ding rutschte ihm aus den Fingern und schlidderte über den Fußboden. Oh nein, jetzt lag sie drei Meter entfernt.
Der Überfall hatte Roul total überrascht. Maverick fühlte seine Kräfte schwinden. Fühlte, dass er nicht mehr konnte. Schon diese kleine Aktion, das schnelle Aufspringen, sein Zorn, alles zusammen, raubte ihm das letzte bisschen Kraft, sein Kreislauf revoltierte und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Seine Beine waren weich, seine Muskeln brannten, ihm war schwindelig. Kein Wasser, keine Kohlenhydrate.
Ich muss rüber zur Waffe. Ich muss das Scheißding aufheben!
Seou kreischte, sprang Roul erneut an und biss ihm ins Ohr. Der stämmige Mann brüllte auf und wischte die kleine Asiatin mit einem Handschlag weg. »Das Ohr willst du mir abbeißen, du Schlange? Da musst du schon früher aufstehen!«
Seou schoss Blut aus der Nase und sie stürzte zu Boden. Noch einmal wollte Maverick es versuchen, nur noch einmal! Er riss seinen Fuß hoch, wollte Roul mit dem Rist den Kiefer, die Nase – irgendetwas! – brechen und merkte erstaunt, dass Roul seinen Fuß festhielt.
Über seine Zehen hinweg zeigte der Mann sein Gebiss. »Mann, Sie sind so was von blöd, Blondschopf …« Dann verdrehte er den Fuß und Maverick verlor das Gleichgewicht. Gleichzeitig krachte etwas in seinem Fußgelenk und ein brennender Schmerz fuhr sein Bein hoch. »Pech gehabt, mein Lieber!«, schnappte Roul, machte noch eine drehende Handbewegung und Maverick stürzte. Bevor er sich darauf konzentrieren konnte, Gegenwehr anzutreten, traf ihn ein grausamer Tritt in die Seite.
Wolf trommelte mit seinen Fäusten gegen Rouls Kopf, bis auch ihn die Kräfte verließen. Der Franzose schüttelte den Ensign ab, und verpasste dem Jungen einen mächtigen Hieb zwischen die Augen.
Dies war die letzte Gelegenheit für Maverick. Wenn ich ihn so nicht besiegen kann, werde ich ihn erschießen. Ich werde das Schwein erschießen! Mit ausgerenktem Fuß und beißenden Schmerzen überall im Körper versuchte er nach der Waffe zu greifen, hatte schon die Fingerspitzen dran, aber Roul war schneller. Maverick spürte den schwefeligen Atem des Mannes, als dieser ihn vom Boden hochriss und an sich zog, das Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.
»Noch einmal so eine Aktion, Blondschopf, und ich werde dich killen. Ist das klar?«
Maverick schauderte. Warmes Blut lief ihm in den Mund.
»IST DAS KLAR???«, brüllte Roul und Maverick drehte instinktiv das Gesicht weg.
»Ja«, flüsterte er.
»Richtig!«
»Ja … Sir!«
»So ist’s gut! Ich glaub’s ja nicht!« Roul stieß Maverick von sich, als werfe er einen Schmutzlappen in den Abfall. Maverick krachte zu Boden, drehte sich noch einmal und starrte in die Mündung von Rouls Waffe.
»Pass auf, mein Junge«, knirschte Leon Roul. »Was hier geschieht, läuft nach meinem Willen, klar? Ab sofort spurst du wie Hündchen, auch klar? Und falls nicht, brauchst du nur zu nicken und ich knall dich auf der Stelle weg!«
Anstatt einer Antwort quälte Maverick sich auf den Pilotensitz, legte die Handflächen auf die Konsole, senkte den Kopf, als erwarte er einen Nackenschuss und sah zu, wie sein Blut auf die Glasfläche tropfte.
*
Sie kaperten ein Raumschiff.
Es war einfacher, als gedacht.
Maverick und Kim blieben an Bord des Shuttle III, die Strahlenwaffen auf das fremde Raumschiff gerichtet. Sie dockten am Raumschiff an, was erstaunlicherweise funktionierte und Leon ging mit seiner bewaffneten Crew an Bord.
Dabei töteten sie einen pelzigen Mann, einen Lampenmechaniker und seinen Kameraden, nachdem der Lampenmechaniker die dunkelhäutige Sajoma Kennedy als Geisel genommen hatte. So etwas machte man nicht mit Leon Roul.
Erstaunlich war, dass niemand sie verfolgte. Der Überfall war ein Kinderspiel gewesen, der Abflug ebenso. Im Gegensatz zu den Andockstationen auf Vesta, dem Raumdock des Star Corps, wurde dieses Schiff in seiner Werft nicht »gehalten«, sondern schwebte frei. Es war, als käme hier niemand auf den Gedanken, dass eine kriminelle Tat überhaupt möglich sei – und vielleicht war das auch so!
Sie trafen auf modernste Technik. Künstlich erzeugte Nahrung, die nicht von Bio-Originals zu unterscheiden war, modernste Unterkünfte und ein Beschleunigungsprinzip, das zwar niemand an Bord begriff, welches aber einfach zu handhaben war. Solange das Schiff rund lief, würden sie vorwärts kommen, es durfte nur keine technische Panne geben, dann würden sie erneut
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