Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte
hübsches Gesicht.
»Wir gehen runter!«, befahl Roul. »Empfangen wir Funk?«
»Keine Trägersignale.«
Maverick steuerte das Shuttle durch die Atmosphäre und verringerte die Geschwindigkeit.
»Zoom ein!«
»Aye, Sir!«
So weit ist es gekommen , dachte Maverick, dass Seou ihren Entführer mit Sir anspricht. Ja, so ist es immer. Irgendwann verbündet man sich miteinander. Was will man sonst auch tun?
Roul bellte los. »Ich glaub’s nicht! Das sind Fabriken. Und wo es Fabriken gibt, gibt es Leben, und wo Leben existiert, finden wir Nahrung und Wasser – und …« Er machte eine Kunstpause und richtete sich auf. »Raumschiffe! Gute, schnelle Raumschiffe! Vielleicht eine modernere Technik als unsere.«
»Und dann?« Maverick richtete seine brennenden Augen auf den stinkenden Mann.
»Dann kapern wir eines und machen uns auf den Weg!«
»Wohin?«
»Mann, Sie gehen mir auf die Nerven. Sind Sie mir schon immer. Würde ich Sie nicht brauchen, hätte ich Sie schon längst abgeknallt. Sie stellen Fragen. Ich hasse es, wenn man mir Fragen stellt. Fragen erfordern Antworten und die will und werde ich Ihnen nicht geben.«
»Ganz alleine können Sie kein Raumschiff entführen.«
»Rudy Ritters konnte mit einer Handvoll Terroristen die STARLIGHT entführen, das haben Sie doch sicher noch nicht vergessen? Sie hat bewiesen, dass man nicht mehr als zwanzig Personen dafür braucht. Was diese abgefuckten Rebellen hingekriegt haben, schaffen wir doch auch, oder etwa nicht?«
»Doch … ja …« Maverick schluckte.
»Na sehen Sie: Man muss nur ein bisschen optimistisch sein. Und nun kehrt. Auf ins All. Den gesamten Orbit nach Werften absuchen.«
*
Maverick, der jeden Moment erwartete, bestenfalls vom Planeten geortet, schlimmstenfalls abgeschossen zu werden, feuerte das Shuttle an und stieß wieder ins Dunkel des Weltalls vor. Warum, um alles in der Welt, nahm man sie nicht wahr? Handelte es sich bei diesen Gebäuden um Ruinen? Falls ja, was sollte dann die Suche im Orbit? Viele Fragen und – wie üblich – keine Antworten.
Man hatte Leon Roul zu gehorchen. Der war kein Mann, dem man widersprach, wie Zak Cornelius, ein Soldat, dem nun mehrere Zähne fehlten, bestätigen konnte. Roul diskutierte nicht – er schlug zu. Einmal mehr fragte Maverick sich, warum die Besatzung das mitmachte? War es die Angst, die sie zu Herdentieren werden ließ? Oder war es schlichtweg vernünftig, da Roul der einzige Mensch an Bord war, der über mehrere durchsetzungsfähige Waffen verfügte?
»Ich glaub’s nicht!«
Maverick konnte diesen Spruch nicht mehr hören. In letzter Zeit hatte Roul sich das angewöhnt. Es klang albern und ungebildet. Es wurde verdammt noch mal Zeit, dass einer diesem Mistkerl das Maul stopfte. Es wurde Zeit! Und wenn sich alle in Furcht suhlten, musste endlich einer von ihnen reagieren! Ja – so ging das nicht weiter! Ein Schiff kapern! So ein Blödsinn! Im Weltall rumkutschieren! Absurd! Maverick spürte, wie der Zorn ihn zu übermächtigen drohte.
Du bist unterzuckert! warnte ihn eine innere Stimme. Du machst einen Fehler! Pass auf, schalte deinen Verstand ein! Du hast keine Chance gegen diesen Mann, der sich ganz offensichtlich mit Sonderrationen versorgt hat , um die Kontrolle zu behalten. Während alle anderen am verhungern sind, wirkt Roul wie das blühende Leben. Er wird dich zwischen seinen Fingern zermalmen wie eine Stubenfliege.
Nein, wird er nicht! antwortete Mavericks Trotz.
Oh doch! Das wird er! Also setz dich wieder und tu, was man dir sagt. Sei ein guter Lieutenant.
Maverick sprang auf, drehte sich um die eigene Achse und hämmerte Roul seinen Ellenbogen in die Seite. »Ich mach dich fertig, du Mistkerl!«
Roul keuchte, taumelte zurück und hielt sich an einer Konsole fest. Kim Seou schoss hinter ihrem Arbeitsplatz hervor wie eine zornige Katze. Sie hämmerte dem Kahlkopf die Handkante in den Nacken und Roul stolperte wieder nach vorne, direkt in Mavericks Faust. Ensign Wolf hüpfte über seinen Tisch und war mit einem weiteren Sprung bei ihnen. Wie ein Marder krallte er sich in den Rücken des Entführers. »Schießen Sie, Jack. Schießen Sie! Nehmen Sie ihm seine Waffe … nun machen Sie schon! Ich weiß nicht, wie lange ich ihn festhalten kann!«
Nicht lange, denn Roul schüttelte den Jungen ab wie ein lästiges Insekt. Wolf stolperte und schlug sich irgendetwas an, denn er schrie auf.
Maverick griff im selben Moment zu. Zack, hatte er Rouls Waffe – und verlor sie wieder.
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