Sternenfaust - 125 - Die fremde Dimension (2 of 2)
des Instituts gemacht hat, gehört standrechtlich erschossen. Der findet doch nicht mal sein Datenpad, wenn es drauf ankommt … Also gut, Bergstromverbindung. Aber schnell! Botschafterin Ndogo hatte es gestern eilig.«
»Sofort, Professor.« Miss Kettering verschwand. Von Schlichten achtete nicht auf sie. Ihm war ihre geradezu übermenschliche Geduld seine Person betreffend gar nicht bewusst. Schon ein paar Minuten später konnte sie ihrem exzentrischen Chef melden, dass das Gespräch mit Wanda Ndogo etabliert war. Von Schlichten hielt sich gar nicht erst mit Begrüßungen auf und kam gleich zur Sache. Immerhin sein gutes Recht als führende Koryphäe, die man um eine Stellungnahme gebeten hatte.
»Mrs. Ndogo, ich kann …«
» Miss Ndogo, bitte.«
Irritiert starrte der Professor das flache Porträt an, das über seinem Schreibtisch schwebte. Es lächelte ihn trotz der unverschämten Unterbrechung geradezu bezaubernd an. Für einen Moment vergaß von Schlichten seine Formeln. »Wie belieben?«
» Miss Ndogo.« Was für eine Stimme! Selbst die 25 Lichtjahre, die Wega IV von der Erde entfernt war, konnte ihr nicht das Timbre nehmen. Von Schlichten nahm sich zusammen und wedelte ungeduldig mit der Hand, während die Botschafterin weitersprach. »Sie können auch einfach Botschafterin sagen, Professor. – Sie haben also etwas herausgefunden?«
»Äh – ja. Ich übermittle die Daten mit dem Gespräch.«
»Und?« Miss Ndogo ließ nicht locker.
Von Schlichten sah noch einmal zu der Projektion der Botschafterin. Eine Frau, eine schöne Frau interessierte sich für seine Berechnungen! Ihr Aussehen war ihm beim ersten Gespräch gar nicht aufgefallen. Nun, besser spät als nie.
Geschmeichelt räusperte er sich. »Die Vermutungen von Abt Daniel Leslie scheinen mir durchaus Hand und Fuß zu haben«, begann er zu dozieren. »Ich bin schon seit Langem der Ansicht, dass der HD-Raum, oder X-Raum, wie wir ihn früher nannten, einfach ein paralleles Universum ist und kein Hilfsraum, wie Dr. Indira Bergstrom noch selbst vermutete. Natürlich funktioniert ein solches Universum nicht nach den Naturgesetzen des Einsteinuniversums.«
»Das ist mir durchaus bekannt, Professor.« Ein leichter Unterton von Ungeduld war jetzt in der Stimme der Botschafterin zu hören. »Es ging eher darum, ob es in diesem Paralleluniversum Leben geben kann. Und wenn ja, ob es hier in diesem Universum ebenfalls existieren könnte.«
»Es liegt doch auf der Hand, dass diese Themenkomplexe zusammenhängen, Botschafterin. Ihre Fragen können beide mit ziemlicher Sicherheit mit Ja beantwortet werden. Aber genauso, wie wir uns derzeit nicht vorstellen können, im HD-Raum zu leben – in dem wir uns kaum orientieren können – ist es auch sicher für Wesen des dortigen Raums schwierig bis unmöglich, sich im Einsteinuniversum zu bewegen. Das ist nur mit einem gewissen Schutzschild möglich. Nehmen Sie die Wandlerschiffe – nur mit einer weiterentwickelten Version des Von-Schlichten-Aggregats können Schiff und Besatzung vor den tückischen Auswirkungen der HD-Strahlung geschützt werden. Bisher gibt es niemanden, der sich im HD-Raum problemlos orientieren könnte, im Gegenteil – bisher waren die Auswirkungen mehr als verheerend.«
»Und den Basiru-Aluun geht es Ihrer Ansicht nach also genauso?«
Yasuhiro von Schlichten pikte mit seinem rechten Zeigefinger enthusiastisch in das Bild der Botschafterin, die kurz zusammenzuckte. »In der Tat. Nur ist ihr Schild sichtbar und speist sich nicht mit einer … nun ja, nennen wir es ›mitgenommenen‹ Quelle, wie der Wandler eine ist.«
Wanda begann vor ihrem Vid-Schirm aufgeregt auf und ab zu gehen. Die Kamera hatte Mühe, ihren langen Schritten zu folgen und sie im Bild zu behalten. »Die Basiru-Aluun brauchen also diese … eigene Energiequelle, mit der sie verbunden sind?«
»Meinen Berechnungen nach ja. Während die Wandlerschiffe wie die STERNENFAUST oder die STARLIGHT ihre Energie quasi mit in den HD-Raum nehmen, tun die Basiru-Aluun das nicht. Sie bleiben mit ihrem Raum, ihrer eigenen Energie verbunden. Was Abt Daniel Leslie aufgefallen ist, sind höchstwahrscheinlich Verbindungen, die in ihrer Funktion einer Nabelschnur bei Babys ähneln.«
Wanda nestelte an ihrem Computer herum. »Ihre Daten sind vollständig transferiert, Professor. Ich würde gern einen Blick darauf werfen.« Von Schlichten zog nachsichtig die Brauen hoch. Sollte mich ja wundern, wenn diese junge Frau etwas damit anfangen
Weitere Kostenlose Bücher