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Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III

Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III

Titel: Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Raum in einer lautlosen Lichtexplosion aufzubrechen. Erst leuchtete es dunkel (wie konnte etwas dunkel leuchten? Aber Tenzing fiel kein anderer Ausdruck ein, der passte), dann düster violett, wurde immer heller, schließlich kobaltblau, himmelblau, weiß. Dann ging die Erscheinung ins Zitronengelbe, Chromgelbe und schließlich in ein leuchtend glühendes Orange über. So blieb es.
    Tenzing sah auf die Gravitationsanzeige hoch. Die Ziffern rasten die Skala hinauf und erreichten Werte, wie er sie noch nie gesehen hatte. Wenn ich diesen Daten trauen würde, dann hätte ich schon längst in dieses Loch im Raum hineingezogen werden müssen. Aber ganz schnell. Kurz fielen ihm die Erzählungen und Theorien über Schwarze Löcher ein und dass ein Mensch, der hinter einen Ereignishorizont gezogen wurde, das vielleicht gar nicht mitbekam. Einigen Vorstellungen nach erstarrten die Personen im Augenblick – und es gab kein Zurück.
    Für einen Moment starrte er das orangeleuchtende Phänomen vor sich an und fragte sich, ob sich dieser Augenblick für den Rest seines vielleicht unendlichen Lebens ausdehnen würde. Aber würde er überhaupt spüren, dass es unendlich war?
    Doch dann wurde er von der Flugkontrolle der STERNENFAUST wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. »Sierra Tango Foxtrott Two Two One und Two Two Three, starten Sie wie geplant, haben Sie verstanden? Vergessen Sie nicht die Messungen und Aufzeichnungen. Übertragung der Daten wird aller Voraussicht nicht abreißen. Telemetrie wird auch hier in der Flight Control empfangen. Sie werden voraussichtlich bei den Koordinaten den Fixstrom wieder verlassen, die wir Ihnen jetzt übermitteln.«
    Bhaskara drehte den Hals, damit er die Koordinaten, die gleichzeitig in seinen Bordcomputer übertragen wurden, auch mit eigenen Augen sah. Doch im gleichen Moment musste er blinzeln. Was ist denn das? , dachte er verwirrt. Ich dachte, der Fixstrom ist direkt vor mir. Und jetzt blendet mich etwas, das auf 80 Grad über mir ist?
    Wieder sah er hoch und traute seinen Augen nicht!
    Über ihm schien für einen Moment eine Art Qualle im All zu hängen!
    Eine Qualle!
    Eine Qualle, die wirklich alles besaß, was eine Qualle besitzen sollte: Tentakel, einen kuppelförmigen Körper und die Eleganz, mit der diese Tiere durch Wasser schwebten. Nur, dass dieses Tier hier im Weltall schwebte und groß war wie – ja, wie groß eigentlich?
    Sie musste mindestens hundert Meter groß sein. Oder täuschte es? Er konnte keinen Bezugspunkt ausmachen.
    Die Qualle schimmerte leicht transparent, weiß; an einigen Stellen meinte Tenzing Bhaskara, es rosa und grün schimmern zu sehen. Er starrte wieder geradeaus, presste die Augenlider zusammen und sah dann wieder hin.
    Es war wunderschön und unheilvoll zugleich. Es war wie die Schönheit eines Vulkanausbruchs oder eines Waldbrands. Man bewunderte die Kraft, die man sah, doch zugleich erschreckte sie einen.
    Es gab einen kurzen Lichtblitz, und die Erscheinung war verschwunden. Nur das schwarze All war noch zu sehen.
    Jetzt spinne ich wohl wirklich komplett! , dachte er ungeduldig. Was konnte das sein? Eine Lichtspiegelung? Vielleicht irgendein kosmisches Phänomen, hervorgerufen von dieser Versuchsanordnung mit dieser S-Paik-Energie?
    »Hey, Benford, hast du das auch gesehen?«
    »Was soll ich gesehen haben?«, fragte sein Kollege ungeduldig.
    »So was wie eine weiß leuchtende Qualle!«, murmelte Tenzing und bereute im gleichen Moment, überhaupt etwas gesagt zu haben. Er wusste, wie blöd sich das anhören musste.
    »Übe weiter für deine Interviews, Tenzing«, antwortete Benford spöttisch. »Simple Regeln: nichts über lange Rohre und nichts über Quallen.«
    Tenzing öffnete den Mund, um zu widersprechen, und klappte ihn sofort wieder zu, als er Santos’ ruhige Stimme hörte. »Drei … zwei … eins … null. Start! Hals- und Beinbruch, Jungs!«
    Tenzing drückte die Steuerung nach vorn und spürte, wie ihn die Beschleunigung erfasste, als der Jäger auf die orangeglühende Lichterscheinung hin zuschoss und schließlich seine spitze Nase in das beinahe greifbar dichte Licht hineintauchte.
    Das Abenteuer konnte beginnen …
     
    *
     
    Taglieri saß gerade in seinem Bereitschaftsraum, als der Türsummer ertönte.
    »Ja«, murmelte er, ohne von seinen Unterlagen aufzusehen.
    Die Tür öffnete sich. Es war Commander Shamar al Khaled. »Sir«, begann er. »Die beiden Jäger werden jeden Moment starten.«
    »In Ordnung«, erwiderte Taglieri.

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