Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III
lächerlich.
Du hast wirklich ein Talent für Übertreibungen.«
»Darf denn jeder an Bord tun, was er will?«
»Natürlich nicht. Das würde in absolutem Chaos enden.«
Adric nickte. »Genau das fasziniert mich. Hat es schon immer. Dieser Glaube, dass es zwischen Ordnung und Chaos einen Mittelweg gibt, dass es eine Balance zwischen absoluter Unterordnung und freiem Willen geben kann, und nicht entweder das eine oder das andere.«
Taglieri seufzte.
Das würden lange sechs Monate werden.
*
Das sieht hervorragend aus. Nein, besser als hervorragend.
Tom Stolyanos hörte den verhaltenen Jubel aus der Halle durch das einseitige Mikrofon, als die sechs Wandler ihre Energie ins All schossen. In der Schwärze bildete sich ein Lichtwirbel, der von dunklem Violett alle Farben des Spektrums durchlief, bis er bei grellem Orange blieb. Zufrieden betrachtete der Pressesprecher der Ptolemäer, wie beeindruckt die anwesenden Besucher waren.
Wir werden wirklich bekannt werden , dachte er stolz. Es werden auch zusätzliche Forschungsgelder fließen – und mehr Wissenschaftler werden bei uns forschen wollen. Genau, wie wir es geplant hatten.
»Plasmasammler arbeiten innerhalb normaler Toleranzwerte«, sagte die Stimme des Computers. »Positive Energiewerte der Wandler 1, 3 und 5 im normalen Messbereich. S-Paik-Energiewerte der Wandler 2, 4 und 6 korrespondieren symmetrisch.«
Stolyanos achtete jetzt nicht mehr auf die Presse, von denen einige aufgeregt in die kleinen, vor ihnen schwebenden Kameras sprachen oder ihre Berichte in Datenpads tippten. Er sah in die Halle hinunter. Stephen Baxter und Yasuhiro von Schlichten standen jetzt zusammen an der Hauptkonsole der Kontrollhalle und riefen sich die Werte der einzelnen Energiegeneratorketten nacheinander auf.
Energiekette 1, 2 und 3 arbeiten innerhalb normaler Parameter , las er schließlich vom Hauptschirm in der Halle ab. Es war nicht zu hören, über was Baxter und von Schlichten miteinander sprachen, doch als die Daten von Wandler 4 auf dem Hauptschirm erschienen, zog Tom Stolyanos unwillkürlich die Augenbrauen zusammen. Er hätte nicht genau den Finger auf das legen können, was ihn an den Zahlen beunruhigte, denn auch wenn er das grobe Prinzip der Generatorphalanx begriff, die Berechnungen dazu hätte er allein nicht anstellen können.
Bis jetzt hatte er sich nicht den geringsten Zweifel am Gelingen des Experiments erlaubt. Warum auch? Sowohl der Hegemon als auch Baxter hatten sich oft genug mit Tom getroffen, um die Fortschritte des Experiments zu besprechen und nie hatte Steven den Eindruck gemacht, er sei beunruhigt oder es müssten noch Unebenheiten oder Unwägbarkeiten im Energiekreislauf ausgebügelt werden.
Doch jetzt schien angesichts der Daten von Generatorkette 4 die Stimmung unten im Saal umzuschlagen. Und auch wenn Tom Stolyanos nichts von physikalischen Formeln zur Beschreibung des Universums verstand, von Stimmungen und Stimmungsmache verstand er etwas. Und hier war ganz eindeutig etwas nicht in Ordnung.
Er entschuldigte sich freundlich bei Zoe Brown und verließ unbemerkt von den anderen Journalisten die Besuchergalerie.
Draußen im Treppenhaus – er vermied absichtlich den Lift – rief er über seinen Armbandkommunikator Stephen Baxter. Die große Halle betrat er nicht. Kaum war er unten angekommen, öffnete sich schon die Stahltür, die ins Kontrollzentrum führte, und von Schlichten und Baxter traten heftig diskutierend in den Korridor.
»Meine Herren«, versuchte Stolyanos den Disput zu unterbrechen. »Können Sie mir sagen, was vor sich geht?«
Von Schlichten ignorierte ihn. »Baxter, ich habe Ihnen schon vor einer Stunde gesagt, dass die Abweichung des Plasmasammlers zu groß ist, ich bin davon ausgegangen, dass Sie diese Abweichung korrigieren!«
Baxter breitete die Arme aus. »Ich habe sie korrigiert, Professor. Weit über die akzeptablen Toleranzwerte hinaus. Die Abweichung betrug nur 0,21 Grad, das ist …«
Von Schlichten schnalzte ärgerlich mit der Zunge und begann aufgeregt hin und herzugehen. »Dann verraten Sie mir bitte, weshalb die Protuberanz 28 Strich FG eine Abweichung erzeugte, mit der sich der Energiefluss nicht hätte etablieren dürfen.«
»Das kann gar nicht sein«, brauste Baxter auf.
»Jetzt halten Sie bitte beide mal den Mund«, platzte Tom Stolyanos dazwischen. »Erklären Sie mir bitte, was los ist. Da oben sitzt eine Meute sensationslüsterner Medienleute. Die haben ein Gespür für Probleme und
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