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Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Titel: Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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stellte sich vor, wie das Licht anging und er in die Mündungen einiger Strahler blickte.
    In Wirklichkeit geschah etwas ganz anderes.
    Es wurde ein wenig heller, doch nur, weil ein Monitor ansprang, der seine Umgebung in dumpfes Zwielicht tauchte. Und auf diesem Monitor entstand ein Bild, das er inzwischen nur zu gut kannte.
    »Habt ihr nichts anderes zu bieten als diese Puppe?«, fragte Harry möglichst höhnisch.
    »Mister Chang«, bekam er zur Antwort, »ich wüsste nicht, dass wir uns inzwischen duzen. Nun passen Sie gut auf. Nach meiner Botschaft an Sie werde ich den Raum so weit erhellen, dass Sie einen Tisch erkennen können. Darauf steht eine Kiste. In die Öffnung stecken Sie Ihren rechten Arm.«
    »Welche Öffnung?«, fragte Harry, dem bei diesem Gedanken mulmig zumute wurde.
    Ein kurzes, abgehacktes Lachen, das in den hohen Tonlagen dröhnte. »Es gibt nur eine. Sie können sie nicht verfehlen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »In diesem Fall, werter Mister Chang, werde ich die Ampulle zerbrechen, die ich in meiner Hand halte. Eine hochkonzentrierte Säure wird in den kleinen Behälter vor mir auf dem Tisch tropfen, und eine chemische Reaktion nimmt ihren Anfang.«
    »Sie machen es spannend.«
    »Ist das nicht der Sinn unserer kleinen Unterhaltung?«
    Harry hatte sich inzwischen an den fremdartigen Klang der Stimme gewöhnt und versuchte, die Diskussion möglichst lange hinzuziehen, um seinen Gesprächspartner zu einer unbedarften Äußerung zu verleiten oder Rückschlüsse auf seine echte Stimme ziehen zu können.
    Zumindest in der Theorie klang das auch gut. In Wirklichkeit jedoch brachte es Harry nicht das Geringste, denn weder erwies sich der andere als dumm genug, sich eine Blöße zu geben, noch war Harry in der Lage, den Tonfall zu analysieren und die mechanische Verzerrung sozusagen herauszurechnen , um auf ein Original zu stoßen und dieses später identifizieren zu können.
    »Wie dem auch sei, Mister Chang – infolge der Reaktion wird ein Giftgas entstehen, das …«
    »Ich ahne es schon«, unterbrach Harry. »Das Gas wird in diesen Raum geleitet.«
    »Exakt, mein lieber Gast. Ich freue mich, dass wir uns verstehen. Sie haben in diesem Fall, den weder Sie noch ich herbeisehnen dürften, noch genau dreißig Minuten zu leben, ehe das Zurmangon Ihre Lunge verätzt und Sie an inneren Blutungen sterben. Vorher jedoch werden sie mehr Blut aushusten, als Sie jemals zuvor gesehen haben.«
    Zurmangon. Harry merkte sich diesen Namen, den er nie zuvor gehört hatte. Wer wusste, ob er mit dieser Information irgendwann noch etwas anfangen konnte.
    »Sie haben gewonnen«, sagte er. »Zeigen Sie mir den Kasten. Was ist darin? Spinnen? Schlangen?«
    »Aber, aber, Mister Chang … ich spiele doch keine kranken Spielchen mit Ihnen.«
    Ach nein?
    Der Monitor schaltete sich aus. Die Dunkelheit währte jedoch nur wenige Augenblicke, dann weitete sich der Lichtpunkt zu einem Strahl, der genau wie angekündigt einen Tisch aus der Dunkelheit riss.
    In der Tat konnte Harry das Loch in der Kiste weder übersehen noch verwechseln.
    Ohne lange darüber nachzudenken, eilte er zu seinem Ziel, streckte den rechten Arm aus und tat, wie ihm befohlen worden war.
    Kaum war seine Hand bis über das Gelenk in dem Kasten verschwunden, fühlte er, wie etwas nach seiner Hand griff und sie umklammerte.
    Er glaubte, das Herz müsse ihm stehen bleiben.
     
    *
     
    Wärme wechselte mit Kühle, und schwere Feuchtigkeit auf seinem Gesicht mit einem frischen Luftzug.
    Der Letztere war es, der sein Bewusstsein in den Wachzustand zurückrief.
    Scott I. Caldwell wollte die Augen öffnen, doch es gelang nur mit zweien. Das neu gewachsene, vierte Auge an der Schläfe schien verklebt zu sein, oder zu sehr angeschwollen; und eines der ursprünglich-menschlichen Augen schmerzte furchtbar. Er hatte es nicht unter Kontrolle.
    Oder …
    Eine Erinnerung an einen Moment des mörderischen Duells unter Wasser stieg in Caldwell auf, die er jedoch schnell verdrängte. Es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Zunächst galt es, Wichtigeres zu erledigen. Denn da war etwas, das keinen Aufschub duldete.
    Er schaute sich um und öffnete dabei aus Nachlässigkeit den Mund. Sofort schwappte bitter schmeckendes Wasser hinein. Er würgte, spuckte es wieder aus.
    Sein bewusstloser Körper trieb auf der Oberfläche des Sees. Er blickte durch das sonst klare Wasser in die Tiefe und sah flockiges Schwarz, wie zäher Nebel.
    Asche wallte durch den See.
    Sofort

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