Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
Die ApproxiMod nun liefert uns annäherungsweise das Aussehen des Objektes, so wie es im Einsteinraum erscheinen würde. Hierbei kommt ein hochkomplexer Algorithmus zum Einsatz, der das Objekt allerdings nicht statisch abbildet, sondern in der ganzen Fülle seiner Möglichkeiten darstellt.«
»Interessant!«, ließ sich Adric vernehmen. Er schob sich näher an Austens Konsole heran. »Also eine Art fließende Darstellung?«
»Richtig, Adric.« Austen nickte dem Jungen zu.
»Ist das nicht ebenso verwirrend für unsere Wahrnehmung?«, fragte Vincent.
»Bei Weitem nicht, Sir. In der Anleitung bin ich auf ein Beispiel gestoßen, das das Prinzip anschaulich macht. Angenommen, wir orten im HD-Raum ein Raumschiff. Aus den gelieferten Werten kann die ApproxiMod ersehen, ob es sich beispielsweise eher um ein kugel-, teller- oder zylinderförmiges Schiff handelt. Bei einem kugelförmigen Schiff zum Beispiel wird der Algorithmus aber nicht sicher entscheiden können, ob es möglicherweise eher ellipsoid ist, sodass das modellierte Schiff sich in seiner Form ständig verändern wird. In der Darstellung durchläuft das hochgerechnete Objekt sämtliche Gestaltmöglichkeiten. Dies geschieht aber deutlich langsamer, als es die Abfolge der aufgefangenen Signale nahe legen würde – eben, um die menschliche Aufnahmefähigkeit nicht über Gebühr zu strapazieren. Je länger das Objekt in der Ortung bleibt, desto stärker können diese Gestaltmöglichkeiten eingeengt werden.«
»Ich verstehe, Commander. In der Tat eine nützliche Neuerung.«
»Ja, Admiral. Und mit dieser wundervollen Taste hier«, Austen grinste und ließ seinen Zeigefinger über einer Sensortaste kreisen, »lege ich das von der ApproxiMod errechnete Objekt auf den Hauptschirm, platziere es also in die computergenerierte Ansicht des Normalraums.«
»Was ist mit im HD-Raum heimischen Objekten?«, fragte Adric mit heller Stimme. »Schiffe der Basiru-Aluun zum Beispiel?«
»Der junge Mann hat einen schier unendlichen Wissensdurst, nicht wahr?«, foppte Austen den Sechzehnjährigen. Doch Adric verzog keine Mine.
»Die ApproxiMod macht hier keinen Unterschied«, ging der Dritte Offizier der STERNENFAUST schließlich auf die Frage des Jungen ein. »Allerdings werden wir niemals sagen können, wie ein HD-Raum-Objekt für uns tatsächlich aussieht, wenn wir es nur aus dem HD-Raum kennen. Die ApproxiMod wird auch hier jede mögliche Form liefern, die das Objekt im Normalraum annehmen könnte. Ich …« Austen unterbrach sich, da Vincents Armband-Kom piepte.
»Taglieri«, sagte Vince in das Gerät. Das Gesicht einer jungen Frau in anthrazitgrauer Star-Corps-Uniform war auf dem winzigen Display zu sehen.
»Vesta-Komzentrale. Admiral Bidlo möchte Sie sprechen, Admiral. Priorität eins, Status eins.«
»Legen Sie das Gespräch in meinen Bereitschaftsraum auf der STERNENFAUST.«
»Sehr wohl, Admiral.« Das kleine Display erlosch.
»Hör zu, Adric. Wenn du möchtest, geh doch schon einmal vor aufs Flugdeck. Dort wartet Commander Santos auf uns. Wie ich hörte, verfügt das Schiff jetzt über ein Leitstrahlsystem für unsere Jäger und Shuttles.«
Adric legte den Kopf etwas schief und saugte erst die Unter- und dann die Oberlippe ein. Offensichtlich wollte der Junge nur zu gerne wissen, was Admiral Alex Bidlo dem Kommandanten der STERNENFAUST mitzuteilen hatte. Dann besann sich Adric aber und sagte schlicht: »Gut.«
*
Solsystem, Asteroiden-Hauptgürtel, Vesta, an Bord der STERNENFAUST, 6. August 2271
»Morgen um 0800 – daran hat sich nichts geändert, Vincent?«
»Nein, Alex.«
»Ausgezeichnet«, sagte Admiralin Alex Bidlo, die Oberkommandierende des Star Corps auf Karalon und in Transalpha.
»Wie habe ich das zu verstehen?« Vincent zog die dichten Augenbrauen zusammen. Ein feines Lächeln erschien in Alex Bidlos Gesicht, das vom in der Stirnwand eingelassenen 2-D-Monitor in Vincents Bereitschaftsraum auf der STERNENFAUST blickte.
»Erlauben Sie mir, Vincent, dass ich ein wenig aushole. Sie erinnern sich an den Schiffsfriedhof in Transalpha?«
»Selbstverständlich.« Vor beinahe zwei Jahren war die STERNENFAUST in eine weitgehend unbekannte Region in Transalpha aufgebrochen und auf den sogenannten Schiffsfriedhof getroffen. Dieser erstreckte sich über ein riesiges interstellares Gebiet und beherbergte unzählige Raumschiffwracks bekannter und unbekannter Spezies’. Der Weltraumfriedhof war bis heute ein Mysterium – niemand wusste zu sagen,
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