Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
wegtreten zu dürfen. Im Maschinenraum wartet noch einiges an Arbeit auf mich.«
»Erlaubnis erteilt, Commander.«
Jenny Black Fox nickte kurz, umrundete die vier Kontursessel des Kommandobalkons und erreichte über den kurzen Steg die rückwärtige Galerie. Mit einem leisen Zischen öffnete sich das Brücken-Hauptschott, und dann war die Chefingenieurin auch schon verschwunden.
»Interessant, was Commander Black Fox da über die Module erzählt hat«, sagte Adric. »Das passt ganz ausgezeichnet zu den Erkenntnissen, die wir in unserer Forschungsgruppe zutage gefördert haben.«
»Lieutenant Halova hat über Wandler-Module geforscht?«
Adric lachte. »Nein, Admiral. Es ist so, dass die aus dem STERNENFAUST-II-Zwischenfall gewonnenen Daten …«
»Schon gut, Adric. Das verschieben wir. Ich werde ja demnächst mit Lieutenant Halova sprechen. Jetzt stehen erst einmal andere Dinge an.« Er wuchtete sich aus dem Kommandosessel und ging auf die rückwärtige Galerie, auf der unter anderem die Arbeitsstationen für Ortung und Kommunikation untergebracht waren.
Vincent war dankbar dafür, dass Lieutenant Commander Austen bereits an seinem Ortungspult saß und sich mit den neuen Funktionen vertraut machte. Der offizielle Dienstantritt für die Schiffsbesatzung war erst morgen um 0600. Vincent hatte Jake Austen bereits begrüßt und beugte sich jetzt leicht über den ausladenden 3-D-Ortungsschirm.
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Commander, wenn Sie mich kurz über die ortungstechnischen Neuerungen informieren könnten.«
»Gerne, Sir«, sagte der athletische, rot gelockte Mann. »Hier zum Beispiel sehen Sie die Sensor-Fenster der verbesserten Langstrecken- und 5-D-Scanner. Das sieht nicht viel anders aus als früher, aber die Empfindlichkeit der Sensoren ist höher, sodass ich nun Minimalwerte reinbekomme, die mir früher entgangen wären. Ich habe vorhin spaßeshalber einen Energie-Scan in Richtung Mars vorgenommen. Die Differenzierung der Energiemuster ist beeindruckend. Ich konnte tatsächlich einzelne Produktionsanlagen von Far Horizon in der Amazonis Planitia unterscheiden. Früher wäre das nur ein einziger Strahlungsbrei gewesen, wenn ich mich so ausdrücken darf.«
»Sehr schön, Commander.« Vince spürte einen leichten Druck an seiner Seite und wandte den Kopf. Natürlich – da stand der neugierige Bengel und streckte das sommersprossige Gesicht vor, um ja nichts zu verpassen. Offenbar waren die Hemdjacken mit dem großem Karomuster immer noch nicht aus der Mode gekommen: Vincent hatte nie etwas anderes an Adric gesehen.
Vielleicht sollte ich darüber nachdenken, ihm eine Star-Corps-Uniform zu verpassen …
»Hier haben wir das EEG-Fenster der verbesserten Bioenergie-Scanner. Im Übrigen sind auch sämtliche Bioenergie-Handscanner durch neue Modelle ausgetauscht worden. Und hier, Admiral«, Austen legte eine kurze Pause ein, »hier sehen Sie das Glanzlicht sämtlicher Neuerungen.« Austens Hand strich über zwei benachbarte 3-D-Fenster, denen Vince ihren Zweck nicht anzusehen vermochte. »Leider konnte ich die Funktionen noch nicht testen, da wir dazu im HD-Raum sein müssen.«
»Ach – HD-Raum-Ortung?«
»Ganz genau, Admiral. Das linke Fenster hatte ich auch schon früher – es dient der symbolischen Darstellung von im HD-Raum angemessenen Objekten. Da auch die HD-Raum-Ortung verbessert wurde, denke ich, auf diesem Schirmchen zukünftig etwas mehr zu sehen. Das rechte Fenster aber, Admiral, liefert mir – tja, in der Anleitung nennen sie es Approximative Modellierung hyperdimensionaler Objekte .«
»Ich schätze mal, dass ist genau das Ding, das uns die ganze Zeit gefehlt hat.«
Austen sah den Admiral unsicher an – bis er begriff, dass sich Vince, ganz entgegen seiner sonstigen Art, ein sarkastisches Scherzchen erlaubt hatte. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Lieutenant Commanders.
»Das ist gar nicht so verkehrt, Admiral. Wie Sie wissen, ist der optische Eindruck des HD-Raums für den Menschen nur sehr schlecht zu verkraften. Dies gilt nicht nur für diesen Raum selbst, sondern auch für darin befindliche Objekte. Sie würden ebenso verzerrt und unstetig auf uns wirken wie die sichtbaren HD-Raumstrukturen. Somit wäre es sinnlos, ein im HD-Raum geortetes Objekt auf den Sichtschirm zu holen – die permanenten Verzerrungen würden keinerlei Rückschlüsse auf die Objektform und damit auch auf die Objektfunktion zulassen. Ganz abgesehen davon, dass uns allen schlecht werden würde.
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