Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
nötigen HD-Tests durch. Damit wird die STERNENFAUST übermorgen gegen 1500 Alpha Pictoris erreichen. Prioritätsstufe 1 bei der Wurmlochpassage hat das Star Corps bereits veranlasst. Von Karalon aus benötigen Sie noch einmal etwa 28 HD-Stunden bis zum Schiffsfriedhof, den sie also am 9. August gegen 1900 erreichen sollten. Sie haben 24 Stunden Zeit ein möglichst komplettes Wrack mit Quallensignatur aufzuspüren. Sie finden die Einsatz-Daten selbstverständlich auch in der übermittelten Datei.«
»Wir sollen also in nur 24 Stunden ein 3 Millionen Kubikkilometer großes Areal durchkämmen?«
»Ich weiß, das ist nicht viel Zeit. Ich vertraue auf die modifizierten Langstrecken-Scanner Ihres Schiffs, Vincent. Tun Sie Ihr Möglichstes. Start morgen um 0800. Haben Sie noch Fragen, Vince?«
»Wie sieht denn der schöne Plan der Admiralität im Falle einer Attacke der Kridan in Cisalpha aus?«
»Das hängt von der Schwere des Angriffs ab. Wenn die STERNENFAUST benötigt wird, brechen wir die Schiffsfriedhof-Mission ab.«
»Bis zur Rückkehr der STERNENFAUST kann es zu spät sein.«
»Die Kridan können auch nicht von heute auf morgen durch den Bergstromraum fliegen und uns angreifen. Die Admiralität hält das Risiko einer knapp sechstägigen Abwesenheit der STERNENFAUST für vertretbar. Wir beobachten derweil den Bergstromraum mit unseren Bergstromsonden.«
Vincent nickte. Er musste zugeben, dass dies vernünftig klang. Das Nicken nahm Admiral Bidlo zum Anlass, das Gespräch zu beenden. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Vince! Karalon, Ende.« Das Monitorbild erlosch.
Vincent knirschte mit den Zähnen. Seine nächste Aufgabe würde darin bestehen, der Mannschaft einen übereilten und unausgegorenen Plan so zu verkaufen, dass er wie eine taktische Meisterleistung aussah.
*
Ebeem, Ikendar, Amtsgebäude des Oberen Triumvirats, 8. Deihu’menkha im Jahre 524 nach der Stummen Zeit { * }
Spezialeinheiten des Temuran sowie gewöhnliche Onbotani hatten das altehrwürde Regierungsgebäude des Oberen Triumvirats umstellt. Für irdische Verhältnisse glich das Amtgebäude eher einem Dom, den man aus dunkelgrün und taubengrau geädertem marmorähnlichen Stein errichtet hatte. Für einen Menschen wäre es nicht unangebracht gewesen, den architektonischen Stil des Gebäudes als römisch-futuristisch zu beschreiben.
Die durch das Untere Triumvirat alarmierten Onbotani hatten zunächst versucht, auf friedliche Weise Zugang in das Gebäude zu erlangen. Doch offenbar hatte sich die Triumvirats-Garde nach der ersten Verwirrung als loyal erwiesen und den Zugang verweigert. Da die Onbotani ein Feuergefecht vermeiden wollten und sich wohl auch keine guten Chancen gegen die Garde ausrechneten, hatten sie sich zunächst zurückgezogen. Ohne eine Verstärkung der Kräfte vor Ort würde es nicht gehen. Schließlich war der Einsatz vom Temuran, dem gut ausgerüsteten Geheimdienst der J’ebeem, übernommen und koordiniert worden.
Einsatzleiter Geer Nolar saß mit Gondrel Harath in einem als Operationszentrale dienenden Großgleiter und hatte soeben eine Audioverbindung zu Triumvir Landis Curane hergestellt. Gondrel erschauderte, als er die Stimme des Triumvir hörte. Sie klang kaum noch wie die eines J’ebeem, sondern hatte etwas Tierisches und Getriebenes angenommen. Curane verlangte den Abzug der Einsatzkräfte und drohte damit, andernfalls Geiseln zu erschießen. Man habe den Triumvirn Fandor Kardis sowie drei Protokollführer als Geiseln genommen. Nun war auch der letzte Zweifel darüber ausgeräumt, welche beiden Triumvirn mit einem Parasiten infiziert worden waren.
Gondrel schüttelte innerlich den Kopf. Obschon er kein Freund Landis Curanes war, tat er ihm fast leid. Die Handlungen der beiden Triumvirn konnte man nur noch als konfus bezeichnen. Gondrel war davon überzeugt, dass der Kistrano in noch stärkerer und auch zerstörerischer Weise auf seinen Wirt Einfluss nahm, wenn der Parasit in die Enge gedrängt wurde. Es schien, dass der Kistrano alles daran setzte, zu überleben und so seinen Träger zu einem gehetzten Tier machte. Das Verhalten Curanes und Tamris’ brachte Gondrel zu der Überzeugung, dass der Parasit das neuronale Netz seiner Wirte stark in Mitleidenschaft gezogen hatte. Hätte Gondrel die Gefährlichkeit der beiden Triumvirn geahnt, würde er wohl eine aus reinem Kohlenstoff bestehende Luftpistole eingesteckt haben, die von den Detektoren der Garde nicht entdeckt werden konnte. Dann hätte
Weitere Kostenlose Bücher