Sternenfaust - 142 - Der Tele-Ring der Alendei (2 of 2)
stammte von den brennenden Wäldern und Städten.
Langsam bedeckte sich Helemaii mit einem dichten Mantel aus Staub und Asche, über dem ein düsterer, mit dunkelroter Glut durchzogener Himmel drohte.
*
STERNENFAUST, auf dem Weg nach Helemaii’nu, 10. August 2271, 2100
»Es wird noch einige Zeit dauern, bis der Translator einwandfrei arbeitet«, sagte Doktor Tregarde. »Das Gerät kennt keine auch nur entfernt verwandten Sprachen, und das macht die Sache deutlich langwieriger. Die Algorithmen müssen mit dem auskommen, was der Fremde von sich gibt.«
»Verstehe«, nickte Vincent. Er saß am Krankenbett des Aliens, das offensichtlich zutiefst verwirrt und irritiert war. Die Pupillen in seinen großen grünen Augen bewegten sich unstetig, der Kopf ruckte andauernd von der einen zur anderen Seite, und der vorgewölbte Mund mit seinen dünnen langen Lippen gab Geräusche von sich, die zwischen einem Krächzen und einem Zischen angesiedelt waren. Der hochkomplexe Translator zeichnete alles auf – nicht nur die Geräusche, die er sprachlich zu interpretieren versuchte, sondern auch sämtliche Bewegungen des Fremden. Würde dieser beispielsweise auf sich selbst deuten und ein Wort artikulieren, so würde der Translator die Hypothese aufstellen, dass es sich entweder um einen Eigen- oder um einen Gattungsnamen handelte. Soweit war es allerdings noch nicht, da Tregarde den Fremden bislang nicht losgeschnallt hatte.
Die STERNENFAUST befand sich seit zwei Stunden im HD-Raum und steuerte jene Raumkoordinaten an, bei denen von Lieutenant Commander Austen der vermutliche Ursprung des Tele-Rings angemessen worden war. Die Entscheidung, den Einsatzplan eigenmächtig zu ändern, war Vince nicht leicht gefallen – er hatte sehr mit sich ringen müssen. Zweifellos hätte Admiral Bidlo eine solche Planänderung abgelehnt. Sie hatte Vince ja schon zuvor deutlich zu verstehen gegeben, dass sie ein Unternehmen, welches die STERNENFAUST in die unmittelbare Nähe einer kompletten J’ebeem-Flotte bringen würde, für zu gefährlich hielt. Tatsächlich war die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, doch am Ende hatte die Aussicht darauf, mehr über die Quallen-Objekte in Erfahrung zu bringen, Vince dazu bewogen, den genehmigten Schlenker zur vermuteten Transporta des Wurmlochs Beta ein wenig »auszuweiten« (die Verifizierung der Transporta hatte er für den Rückweg vorgesehen). Noch wusste er nicht, wie er Alex bei seiner Rückkehr die Eigenmächtigkeit beibringen würde. Er hoffte inständig darauf, tatsächlich erste brauchbare Erkenntnisse über die Bioform-Objekte gewinnen zu können – dann konnten eben diese Erkenntnisse seine Unbotmäßigkeit aufwiegen.
»Vielleicht sollten wir ihm zeigen, dass wir ihn nicht als Gefangenen betrachten«, überlegte Vince laut. »Ich schlage vor, das Fixierfeld zu deaktivieren, Doktor.«
»Der Fremde ist noch sehr irritiert, Admiral«, gab Tregarde zu bedenken. »Wir haben keine Garantie dafür, dass er uns nicht angreift.«
Das Alien ruckte mit dem Kopf und gab einen krächzenden Laut von sich.
»Ich möchte es wagen, Doktor.«
»Na schön. Ich programmiere vorher noch ein weiträumiges Schutzfeld, das ich notfalls aktivieren kann«, sagte Tregarde und gab ein paar Befehle in seine Konsole ein. Anschließend zog er eine Schublade auf und nahm einen bereitliegenden Nadler heraus.
»Sicher ist sicher – die Waffe ist auf Betäubung eingestellt.«
Vince nickte. »Hören Sie mir bitte zu«, wandte er sich an den Fremden. »Sie haben nichts von uns zu befürchten. Sie sind Gast an Bord unseres Schiffes. Ich möchte mich nur mit Ihnen unterhalten.« Der Translator ließ nicht mehr als drei Zisch- und zwei Krächzlaute hören, von denen niemand sicher sagen konnte, dass sie auch das von Vince Gesagte treffend übersetzten.
Taglieri deaktivierte das Fixierfeld. Der Fremde reagierte und setzte sich so schnell auf, dass der Kommandant der STERNENFAUST zurückzuckte. Aber offensichtlich plante das dunkelbraun geschuppte Wesen keine Attacke. Es starrte Vince nur aus seinen großen grünen Augen an.
»Ich bin Admiral Taglieri«, sagte Vince langsam und drückte die flache Hand auf seine Brust. »Ich bin der Kommandant dieses Schiffs.«
Da der Translator noch zu wenig Wörter der fremden Sprache beherrschte, benutzte er seine optische Anzeige zur Übersetzung. Bei dem Begriff »Taglieri« blendete er eine Fotografie des Admirals ein, bei »Kommandant« wurde eine symbolische
Weitere Kostenlose Bücher