Sternenfaust - 142 - Der Tele-Ring der Alendei (2 of 2)
bin wie ein Teenager! Alles, was ich Gondrel vor einer Woche an den Kopf geworfen habe, ist Wort für Wort richtig! Die Militäraktion ist völlig unangemessen und nichts anderes als ein Verbrechen! Und was mache ich? Ich verkrieche mich und lasse mich von der Kinon einlullen! Mein Versprechen war ein Fehler! Ein übler und böser Fehler! Es ist geradezu meine Pflicht, die Alendei zu warnen! Wahrscheinlich ist es schon zu spät … aber ich muss es versuchen!
Frida setzte sich aufrecht hin und legte die Hände auf die Sessellehnen. Die Christophorerin war entschlossen, den mentalen Kontakt zu Turanor, dem Ältesten der Alendei, zu suchen. Sie war empathisch veranlagt, und schon einmal war es ihr gelungen, eine Verbindung zu Turanor aufzubauen. { ** } Die Alendei waren ein psi-begabtes Volk und hatten bereits seit Urzeiten die mündliche zugunsten einer telepathischen Kommunikation aufgegeben.
Frida war sich im Klaren darüber, dass ihr Versuch mit größter Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt war, denn damals hatte sie sich in der Nähe Helemaii’nus befunden – jetzt aber lagen über 50.000 Lichtjahre zwischen ihr und dem Ältesten der Alendei. Dennoch musste sie alles versuchen, was in ihrer Macht stand. Es hatte lange – zu lange! – gedauert, bis die Stimme ihres Gewissens endlich laut genug geworden war, ihr unüberlegtes Versprechen gegenüber Gondrel zu übertönen.
Frida schloss die Augen und verlangsamte ihre Atmung. Sie kehrte in sich ein und begann damit, sich die Person Turanors vorzustellen. Allmählich entstand er vor ihrem inneren Auge, und sie sah sein alendei-typisches schwarzes, glattes Haar, das seine Ohren ganz bedeckte. Sie sah die schrägliegenden grünen und manchmal golden schimmernden Katzenaugen mit ihren geschlitzten Pupillen. Sie sah Turanors weiche Gesichtszüge, seine Mimik, in der sich das tiefe Empfinden für alles Kreatürliche spiegelte. Sie versuchte, Turanors mentale ›Stimme‹ in sich erklingen zu lassen, jenes Gefühl in sich wiederzubeleben, das mit dem telepathischen Kontakt einherging. Frida ließ sich fallen und tauchte mit ihrem Bewusstsein in jene Empfindungen ein, die sie bei der Verbindung mit Turanor erlebt hatte. Sie ließ sich noch tiefer fallen, und das Zeitbewusstsein kam ihr abhanden. Welle um Welle schickte sie in den endlosen Raum und flehte um Turanors Aufmerksamkeit, flehte, dass doch eine dieser Wellen den weiten Weg nach Helemaii’nu überwinden möge, um an Turanors Geist zu branden. Doch so sehr sie sich auch bemühte – Turanor wollte sich nicht einfinden in Fridas klagender Seele.
Als sie schließlich aufgab, wusste sie nicht, wie viel Zeit vergangen war.
Sie erhob sich aus dem Sessel, ging hinüber zum Sofa und rollte sich dort wieder ein. Tränen liefen ihr über die Wangen.
*
STERNENFAUST, Schiffsfriedhof in Transalpha, 10. August 2271, 0700
» Lebende Aliens? « Höchstes Erstaunen zeigte sich auf Alex Bidlos Gesicht, das vor wenigen Minuten auf dem 3-D-Schirm in Vincents Bereitschaftsraum erschienen war. Ein einziges Mal nur hatte das Star Corps im Weltraumfriedhof Angehörige einer fremden Spezies’ gefunden. Es handelte sich um eine kleinwüchsige Art mit sechs Extremitäten, doch jedes einzelne Individuum war nahezu mumifiziert gewesen. { * } Da musste die Botschaft, lebende Außerirdische gefunden zu haben, geradezu fantastisch klingen.
»So ist es, Alex«, bestätigte Vincent, der die Admiralin soeben via HD-AV-Funkverbindung über den erstaunlichen Fund unterrichtet hatte. »Lieutenant Halova hat insgesamt zwanzig Fremde in den Kryotanks des Alien-Schiffes entdeckt. Bei ihrer Rückkehr auf die STERNENFAUST hat sie mir ausführlich Bericht erstattet. Bei zwei dieser Fremden sind Bioenergie-Signale auf niedrigstem Niveau angemessen worden; die anderen sind definitiv tot. Doktor Tregarde macht sich gerade fertig, um auf das Schiffswrack überzuwechseln. Er wird eruieren, ob es möglich ist, diese beiden Aliens lebend zu bergen.«
»Das ist weit mehr, als wir hoffen durften«, sagte die Oberkommandierende des Star Corps in Transalpha. Alex Bidlo war eine Frau von knapp fünfzig Jahren, deren hochgesteckte Zopffrisur ihr eine betont weibliche Ausstrahlung verlieh. Die Admiralin war niemals jenem androgynen Trend gefolgt, den große Teile der weiblichen Star-Corps-Angehörigen immer noch als schick empfanden. Vince kannte die Admiralin jedoch gut genug, um sie nicht etwa wegen ihres femininen Stils zu
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