Sternenfaust - 142 - Der Tele-Ring der Alendei (2 of 2)
Fremden aber gaben bioenergetische Signale auf niedrigstem Niveau von sich, so wie es Mary Halova bereits gemessen und berichtet hatte. Tregarde und Finch entfernten auf mechanische Weise vorsichtig die dünne Wassereisschicht auf den transparenten Deckeln der beiden Kryotanks. Es stellte sich heraus, dass die Aliens in flüssigem Stickstoff lagen, in einem Element, das nicht hätte flüssig sein dürfen, das aber wohl aus genau diesem Grund das Überleben der beiden Außerirdischen möglich gemacht hatte. Finch konnte seiner Begeisterung beim Anblick der fremden Wesen kaum Einhalt gebieten. Eine dunkelbraune, fast schwarze schuppenartige Haut bedeckte den ganzen Körper. Die Fremden hatten einen annähend humanoid geformten Leib, besaßen zwei Arme und zwei Beine, die in vierkralligen Händen beziehungsweise Füßen endeten. Der unbehaarte Kopf glich einer etwas in die Länge gestreckten Halbkugel, die direkt auf dem Torso aufsetzte.
Mund- und Kinnpartie waren vorgestülpt, und die sehr dünnen, langen Lippen machten einen reptilienhaften Eindruck. Das Faszinierendste aber waren – auch für Ash – die lidlosen Augen der Fremden. Aus diesen großen, grünen, mandelförmigen Augen sprach jene Intelligenz, die Ash beim Anblick der schnauzenartigen Mundpartie vermisste.
»Faszinierend«, hatte Finch geflüstert. »Sehen Sie diese beiden zweigartigen Ausläufer, die rechts und links am Hinterkopf befestigt zu sein scheinen?«
»Ja, Finch. Da hängen eingeklappte Hautlappen dran, wenn ich’s richtig sehe.«
»Genau. Ich wette, dass diese Aliens wechselwarm sind, denn bei diesen Extremitäten scheint es sich um aufklappbare Flügel zu handeln. Man kennt das von einigen irdischen Amphibien. Sie besitzen Sonnensegel, mit denen sie die morgendliche Wärmeaufnahme betreiben. Auch vom Stegosaurus zum Beispiel nimmt man an, dass seine großen Rückenplatten dazu dienten, den Kreislauf zu beheizen.«
Den inzwischen 56-jährigen Anthropologen hatten schon immer fremde Kulturen fasziniert, und die vergleichende Exobiologie war sein Steckenpferd. Bereits beim ersten Besuch der STERNENFAUST auf dem Weltraumfriedhof hatte er mit Ash verschiedene Raumschiffwracks untersucht und war mit dem Außenteam nur knapp einer Katastrophe auf einem bionischen Schiffswrack entgangen. { * } Doch dies, bemerkte Ash, hatte den Enthusiasmus des Anthropologen in keiner Weise gedämpft. Finch machte keinen Hehl daraus sich darüber zu freuen, nun wieder an diesem mysteriösen Ort in Transalpha seinen Forschungen nachgehen zu können.
»Wenn die beiden Tanks mit Energie versorgt werden«, sagte Ash jetzt, »dann funktioniert vielleicht auch noch das Kryo-Terminal.« Er stieß sich sanft ab und schwebte auf die hintere Wand zu, in der eine drei Meter breite Konsole mit mehreren 2-D-Schirmen angebracht war. Allerdings wies das Terminal auf der rechten Seite einige Beschädigungen auf, und auch einer der Monitore war entzweigegangen.
Ash drückte auf verschiedene Felder, die er für Sensortasten hielt, doch nichts rührte sich. Selbstverständlich hatte er nicht vor, den Auftauvorgang zu starten, denn dazu musste im Raum erst eine Atmosphäre geschaffen werden, und zwar eine Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre, wie Ash bereits wusste. Winzige Spuren eines Sauerstoff-Stickstoff-Gemischs, dessen Verhältnis der irdischen Atmosphäre nahe kam, hatte Ash in den Lungen der Fremden nachweisen können. Der Argon-Anteil lag zwar mit 1,5 Prozent höher als auf der Erde, aber da dem Edelgas aufgrund seiner Reaktionsträgheit kaum biologische Bedeutung zukam, machte sich Ash auch keine Gedanken darüber.
»Nichts«, sagte Ashkono und drückte auf eine weitere Sensortaste. »Zwecklos. Ich denke, Finch, dass wir …«
Es knackte im Helmlautsprecher. »Hier Colonel Yefimov. Alles in Ordnung bei Ihnen, Doktor?«
»Glücklicherweise ist nichts in Ordnung, Colonel, denn die zwei Aliens dürften eigentlich gar nicht leben. Wie sieht’s bei Ihnen aus?«
»Wir durchstöbern die Zentrale des Wracks und die angrenzenden Kontrollräume jetzt bereits seit sechs Stunden. Wir haben zwei Objekte gefunden, bei denen es sich um Datenspeicher handeln könnte. Was aber vermutlich gleichgültig ist, da die Dinger nicht den Anschein erwecken, noch irgendetwas preisgeben zu können.«
»Schade, Colonel. Vielleicht haben wir hier mehr Glück. Tregarde, Ende.«
Yefimov und das halbe Vortex-Fireteam arbeiteten seit mittlerweile insgesamt acht Stunden auf dem Wrack. Die andere
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