Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2)
würde ihr viele Fragen stellen müssen. Auch, was sie empfunden hatte, als der Mindeater sich an ihr labte … In ihrem roten Kleid sah sie schließlich nicht nur für ihn allein schön aus …
War er eifersüchtig?
George verscheuchte den Gedanken. Er war kein oberflächlicher Mann. Auch wenn sie ihn auf einer ästhetischen Stufe ansprach, die tief in seiner Seele angelegt war, würde er eine Frau niemals nur auf ihre Äußerlichkeit reduzieren.
Nein? Würde ich das nicht?
Verwirrt starrte er über den Lauf seiner Waffe.
Er wartete auf die Männer und die Dampfroller. Wenn es sein Schicksal war, für den Rest seiner Zeit in Loodoon zu leben, würde er umgehend klar machen, dass man mit George Yefimov nicht spaßte.
Er blickte nach oben und wartete auf schwarze Männer in schwarzen Anzügen mit schwarzen Flügeln und spitzen Zähnen. »Kommt nur her!«, murmelte er.
Er spürte, dass die aggressive Stimmung der Stadt in jede Faser seines Körpers drang, dass er bereit war, ein Teil des Ganzen zu werden.
Tregarde legte ihm eine Hand auf den Unterarm und drückte das Gewehr nach unten.
George zischte: »Tun Sie das nie wieder, Doc!«
Der Xenomediziner wich zurück. »Bei allem Respekt, Sir. Ich mache mir Sorgen um Sie.«
»Sparen Sie sich den Scheiß! Oder wollen Sie von irgendwelchen Kreaturen auf Motorrädern abgeschossen werden? Nur weil es diesen Mistkerlen Spaß macht, Sie zu zerfetzen?«
Anneé war bei ihm und blickte zu ihm hoch. Um ihre Lippen spielte ein entzückendes Lächeln, und er spürte ihre Brüste, die sich gegen ihn drängten. Sie schüttelte langsam den Kopf.
Georg ließ das Gewehr sinken. Er schämte sich.
Mary starrte ihn an.
Sammo hatte die Augen weit aufgerissen. Er sagte etwas und Mary übersetzte.
»Er sagt, Sie sind ein starker Mann. Er sagt, man könne sich vor Ihnen fürchten. Sie haben eine Aura, ja, ich glaube er meinte das. Etwas, dass sie umgibt wie eine Mauer.«
Yefimov wischte sich über die Stirn. »Unsinn. Sagen Sie ihm, dass man sich nicht vor mir fürchten muss. Es sei denn, man ist mein Feind.«
Mary lächelte. »Das habe ich ihm schon gesagt …«
Sie betraten eine Spelunke. Qualm schlug ihnen entgegen und ein betäubender Gestank, den die Gefährten kaum ertrugen.
Der Qualm brannte in den Augen.
Von irgendwoher dröhnte Lärm. Gläser klirrten. Raue Stimmen, die sich in der kehligen Fal-Sprache verständigten.
Nicht wenige der Anwesenden von unterschiedlichen Rassen musterten die Gefährten. Misstrauische Blicke wurden ausgetauscht.
Ein haariger Kerl, der jenen ähnelte, gegen die sie noch vor ein paar Stunden gekämpft hatten und die Jake Austen entführten, baute sich vor ihnen auf. Er wies auf die Waffen und schüttelte den Kopf.
»Von wegen, mein Junge«, knurrte Yefimov und versuchte, sich an dem Bullen vorbei zu quetschen. Ein stahlharter Griff hielt ihn fest. Der Bulle begutachtete die Kleidung der Gefährten, und hinter seiner Stirn schien es zu arbeiten. Dann grinste er unversehens und sagte etwas, dass so deutlich war, dass Mary es nicht übersetzen musste: »Sieger!«
»Ja, mein Lieber«, gab Yefimov zurück. »Sieger. Deine Kumpels haben wir platt gemacht, und wenn du uns nicht aus dem Weg gehst, wird es dir nicht anders …«
Jemand riss ihm das Dampfdruckgewehr aus der Hand. Ebenso Frampton, dessen Gesichtsverletzung im Zwielicht der Spelunke beinahe zu leuchten schien und ihm ein grausiges Aussehen beschied.
Tregarde entrollte die Peitsche. Man sah ihm an, dass er für einen Kampf bereit war. Die Augen des Mediziners glitzerten kalt. Auch ihn hatte die Schwingung der Stadt in den Klauen.
George erkannte, dass sie alle zu einem Teil von Loodoon wurden, schneller, viel schneller, als er es je für möglich gehalten hatte. Vielleicht, weil sie sich damit abfanden, hier bleiben zu müssen?
Machte es da überhaupt noch Sinn, sich ihrem eigentlichen Auftrag zu widmen? Was war wirklich interessant an diesem Kristallpalast? An den Hütern des Wissens? Was interessierten sie Quallenraumschiffe, welche die Menschen angriffen? Das war alles schon so weit weg, wirkte fast wie aus einem anderen Leben.
Frampton wollte sich wehren, und als er sein Gesicht verzerrte, riss die leicht verkrustete Wunde auf. Blut strömte über sein Kinn.
Tregarde hatte tiefstes Mitgefühl für den Mann. Er vertraute auf dessen Selbstheilungskräfte. Nichts, was er in dieser Welt nutzen konnte, war ohne Gefahr. Wenn Frampton Glück hatte und sich die Wunde nicht zu
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