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Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2)

Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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nicht geäußert hatte.
    Sofort sah er die umschließende Mauer und den kleinen Innenhof. Vögel schwebten kreischend über ihnen. Der Innenhof sah aus, wie man sich eine Hinrichtungsstätte vorstellte, sogar ein Podest gab es.
    Und einen Galgen …
    Schweiß trat Jake aus allen Poren. Er zitterte und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Eine Faust schien sich in seinen Magen zu bohren und seine Eingeweide zu verknoten.
    Für Sekunden dachte er, seine Beine würden ihren Dienst quittieren, aber er beschloss, es nicht so weit kommen zu lassen. Die Männer neben ihm waren bereit, ihn notfalls zu stützen, vielleicht auch zu tragen. Das wollte er sich und ihnen ersparen.
    Andererseits – wem nützte es, wenn er wie ein Held starb? Niemand würde ihn für seinen Mut bewundern. Er konnte, er durfte heulen, jammern, sich wehren und betteln und wimmern.
    Das nahm er mit bitterer Klarheit auf und staunte, dass ihm eben dies nicht in den Sinn kam. Denn auch dies hätte nichts geändert, also konnte er es gleich unterlassen. Ein düsterer Fatalismus bemächtigte sich seiner.
    War es nicht sinnvoller, an seine Familie, an seine Freunde und an die eine oder andere Frau zu denken? Sich dieser Dinge zu erinnern, bevor die Endgültigkeit ihn umschloss wie die Mauer den Hof?
    Er dachte an Jeroine.
    Er hätte sie küssen sollen. Sich von ihr verabschieden. Er hätte sie dankbar an sieh drücken sollen, noch ein letztes Mal die Wärme und den Duft eines Frauenkörpers atmen sollen. Das hätte ihm Kraft gegeben.
    Sagte man nicht, der Tod durch Erhängen trete sofort ein? Das Genick brach, und man war auf der Stelle tot … Und sagte man nicht auch, das käme auf die Kunst des Henkers an? Ein falsch gelegter Knoten konnte dazu führen, dass der Delinquent bis zu dreißig Minuten zappelte, sich wand und grauenvoll erstickte …
    Es waren nur wenige Sekunden, die Jake brauchte, um von der Bodenklappe bis zum Galgen zu gehen. Immer noch war er ganz ruhig und sicher.
    Er blickte hoch, und als er die Schlinge sah, die sich ganz sanft im Wind bewegte, schloss er die Augen.
     
    *
     
    Und Sammo erwachte.
    »So lange habe ich gewartet …«, hörte er eine leise Stimme sagen. »Ich habe große Dinge vor mit ihm …«
    Für einen Moment glaubte Sammo, nur geschlafen zu haben, einen Albtraum erlitten zu haben. Dann jedoch, als er sein Gesicht abtastete und keine Nase fand, das Loch rechts am Kopf, wo einst sein Ohr gewesen war, wusste er: Er hatte den Kampf zwar verloren, aber überlebt.
    Ein Junge beugte sich über ihn.
    Er lächelte. Feingeschnittene Gesichtszüge, große Augen. Zweifellos ein Wigore. Eine hübsche Rasse. Der Junge blickte hinter sich und sagte: »Er ist erwacht, Mother Snipe!«
    »Lass sehen, Oliver.« Eine schmale Frauenhand schob den Jungen zur Seite. Eine wunderschöne Frau. Schwarze, wellige Haare bis weit über die Schultern, und Augen, dunkel und tief wie ein See draußen in den Hügeln vor der Stadt. Sie strich Sammo sanft über die Stirn. Er fragte sich, warum er keine Schmerzen hatte, obwohl sein Körper manche Wunde davongetragen hatte.
    »Was ist los mit mir?«, flüsterte Sammo.
    »Du bist tot, Sammo …«, sagte die Frau, griff in seine Gedärme und zog den Kadaver einer Ratte am Schwanz hoch, den sie auf Augenhöhe hielt und dann in ein Gefäß fallen ließ.
    »Tot?«, fragte Sammo, der seinen Augen nicht traute.
    »Ja«, sagte die Frau sehr freundlich. Sie nahm eine Klinge aus den Händen des Jungen. Sie machte sich an Sammos Unterleib zu schaffen, schnitt und säbelte dort herum, zog und rollte das feucht glänzende Gedärm auf. Sie wog es in beiden Händen, legte den Haufen zur Seite und schnitt erneut. Das abgelöste, überflüssige Geschlinge warf sie zu der Ratte.
    »Das gibt einen wunderbaren Extrakt …«, murmelte sie.
    Der Junge reichte ihr eine Schüssel und ein weißes Tuch. Sie wusch den Schleim von ihren Fingern und trocknete sich die Hände ab.
    Sie lächelte. »Du bist gestorben, Sammo. Verblutet, zerrissen von Rattenzähnen.«
    Tot! Selbstverständlich bin ich tot. So etwas überlebt man nicht! , resümierte er ohne Furcht.
    »Wo bin ich?«, brachte er hervor.
    »Du bist zu Hause, Sammo«, sagte die Frau.
    »Wer bist du?«, flüsterte er.
    »Du weißt es …«
    Ja, er wusste es. Er war bei Mother Snipe.
    Bei ihr, die Loodoon beherrschte. Bei der achtbeinigen Fürstin der Stadt, die, wenn sie wollte, aussehen konnte wie eine wunderschöne Menschenfrau oder wie das, was man in ihr

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