Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)
waren aber nicht mehr in der Lage, sich mit eigener Kraft aus der Gefahr zu befreien. Dem Aussehen nach bekamen sie kaum noch mit, was um sie herum geschah. Turanor hoffte, es wäre so. Die Gnade hatten sie verdient. Nahezu reglos hingen sie in ihren Sitzen, und das Blut zahlreicher Wunden strömte über ihre geschundenen Körper. Hätte Turanor sie nicht per Gedankenkraft gespürt, er hätte auch sie für tot halten müssen.
Turanor … Die Mentalstimme wirkte so schwach, dass er sich im ersten Moment nicht sicher war, ob sie nicht seiner Einbildung entstammte. Seinem Wunschdenken. Turanor, nicht. Rette dich.
Und überlasse euch dadurch dem Untergang? Nein, meine Freunde. Nicht, solange ein Herz in meiner Brust schlägt.
Mit wenigen Schritten war er bei ihnen, packte den ersten Piloten und schlang seine Arme um den Oberkörper des Verwundeten. Sein Schmerz wurde zu Turanors Schmerz, sein Leiden ein Echo der Qual im Geist des obersten Alendei.
Der Alendei war noch nie mit mehr als einer Person teleportiert und er wusste auch nicht, ob er dazu überhaupt in der Lage war. Doch Turanor zögerte nicht. Er musste funktionieren; zum Nachdenken war immer noch Zeit, wenn – falls – er dies überlebte.
Sofort wandte er sich nach rechts, wo er den zweiten Verletzten wusste, fand den Mann und hievte ihn sich über die andere Schulter. Die Last war viel zu schwer, als dass er mit ihr auch nur zwei Schritte hätte machen können, aber das musste er nicht. Stattdessen konzentrierte er sich auf sein Ziel.
Die Kraftanstrengung war unerträglich. Sein Kopf schien zu explodieren, als er schließlich … teleportierte.
Einen Sekundenbruchteil später verging das havarierte Sichelschiff in einem gewaltigen Feuerball.
*
Er schrie und wand sich vor Schmerzen, und Izanagi Narada war, als zerbräche sein Herz dabei.
Turanor.
Der Alendei hatte gekämpft wie ein Löwe. Die Piloten, die sich nicht mehr aus eigener Kraft von Bord ihrer Schiffe teleportieren konnten, verdankten ihm nun ihr Leben. Ihm, der dem Tod getrotzt und sich wagemutig zu ihnen begeben hatte, um sie aus der Gefahrenzone zu bringen. Die Kräfte, die zwischen dem zerstörten Tele-Ring und Helemaiu entstanden waren, hatten gut ein Drittel der Sichelraumer in Mitleidenschaft gezogen, sie aus ihrer Formation gerissen und unkontrollierbar ins All, auf die Planetenoberfläche oder in die Flugbahnen ihrer Begleiter trudeln lassen.
Es war ihm gelungen, einige zu retten. Doch selbst er vermochte keine Wunder zu vollbringen.
Turanor schrie.
Es war ein lautloser Schrei, stumm wie jegliche Kommunikation dieses Volkes, und doch war dem jungen Japaner, als höre er ihn von den Wänden der KARALON VII widerhallen, in das Turanor nach dem Ende seiner selbst auferlegten Mission zurückgekommen war. Izanagi hatte den Autopiloten aktiviert, ließ das kleine Gefährt in Eigenregie nach Helemaii reisen und zur Landung ansetzen. Nun wollte und musste er sich ganz Turanor widmen.
Izanagi wusste von der telepathischen Verbindung, die zwischen den Alendei bestand. Wie ein mentales Band zog sie sich von einem Bewohner Helemai’nus zum anderen, machte sie zu einer einzigen, großen Gemeinschaft im Geiste. Alendei konnten selbst über weite Strecken miteinander kommunizieren, da sie ihre Gedanken in die Ferne zu projizieren verstanden und stets die Stimmen ihrer Mit-Alendei im Kopf hörten. Es zählte zu den größten und grausamsten Strafen ihres Volkes, als Einzelner aus dieser Geistesvereinigung ausgeschlossen zu werden. Und wenn ein Alendei gewaltsam bei einem Unglück starb, teilten alle den Schmerz. Dann hallte die plötzliche Stille wie ein Echo durch das Bewusstsein der Alendei.
Heute waren einige gestorben.
Und der oberste Alendei – der, der Unmögliches versucht hatte, um das Schlimmste zu verhindern – litt Höllenqualen.
Izanagi wusste das.
Denn er teilte seinen Schmerz.
Kurz darauf verlor der Alendei das Bewusstsein. Izanagi atmete auf. Schweiß rann ihm von der Stirn.
Endlich hatte auch für ihn der Schmerz aufgehört.
Kapitel 4 – Das verlorene Paradies
Erde, Rom, 5. November 2271
Das Kolosseum war voll. Jeder Platz auf den Rängen war besetzt, und im Innenraum tummelten sich ebenfalls zahlreiche Besucher, standen Schulter an Schulter. Und warteten.
»Wann geht’s denn endlich los?«, murrte Sara Alfonzo abermals und sah nach oben, wo die vergoldete Kuppel, die das alte Wahrzeichen der italienischen Metropole seit einigen Dekaden
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