Sternenfaust - 157 - Invasionsstufe Eins (2 of 2)
Monstrum mit zahlreichen durch Module gebildeten Ausläufern. Winzige gelb erleuchtete Fenster punktierten den metallenen Körper. Am linken Fensterrand war ein Teil der wunderbar blau leuchtenden Erde zu sehen. Ash wusste, dass in diesem Moment die beiden Fremden von Makato Zan in der Station auf vielfältige Weise überprüft wurden. Es stimmte ihn nachdenklich, dass Ayora Anosh’ni und Tom Ho’ichema exakt wie Menschen aussahen – wie äußerst wohlgeformte Menschen –, obschon sie doch von dem fremden Planeten Makato Zan stammten. Sie hatten mit ihrem silbern und golden glitzernden sporenförmigen Schiff das ganze Sonnensystem durchquert, um zum Zwergplaneten Sedna zu gelangen. Dort waren sie in einen Orbit gegangen und hatten einen zweiten Behälter freigesetzt, von dem niemand wusste, was er enthielt.
Sedna war ein fast vollständig ausgehöhlter Zwergplanet, der eine Forschungsakademie von Far Horizon beherbergte. Diese war vor mehr als zwei Wochen in die Schlagzeilen geraten, da sich durch einen Laborunfall eine nicht kleine Zahl von Mitarbeitern mit gefährlichen Erregern infiziert hatte. Bislang gab es keine Heilungsmöglichkeit, und fast täglich verstarb einer der Betroffenen.
Wenn es auch rätselhaft blieb, was das morgensternförmige Schiff nach Sedna gezogen hatte, so war dort doch immerhin ein anderes Geheimnis gelüftet worden. Zwei der Besatzungsmitglieder – Ayora Anosh’ni und Tom Ho’ichema – hatten sich den Menschen gezeigt und berichtet, dass ihr Volk vor einer Million Jahren den Planeten Makato Zan in einer multidimensionalen Verschiebung vor den zerstörerischen Orphanen versteckt hätte. Doch nun, da die Orphanen vernichtet waren, sei es aus seinem Exil zurückgekehrt. Was sie und ihr Volk anstrebten, so hatten Ayora Anosh’ni und Tom Ho’ichema beteuert, sei der Friede und die Freundschaft mit den Menschen. Sie baten um ein persönliches Gespräch mit Ratspräsident Taglieri, wozu dieser seine Einwilligung gab, sofern sie sich zuvor auf gefährliche Keime, sonstige biologische Gefahren und versteckte Waffen überprüfen lassen würden. So waren die beiden Fremden mit einem Shuttle zur Erd-Orbitalstation SCB003 gebracht worden und unterzogen sich in diesem Moment der langwierigen Prozedur.
Ein Signalton machte darauf aufmerksam, dass der Neuro-Scan abgeschlossen war.
Mit drei Schritten erreichte Ash die Systemeinheit und löste den Transfer der Daten in den Stationsrechner aus. Dann startete er das Komparations-Programm und wartete ungeduldig auf das Ergebnis. Mehrere Hundert Milliarden synaptische Verbindungen wurden in diesen Augenblicken überprüft. Ash rechnete mit einer hohen Übereinstimmung, denn Alwin Hilleboe, der sich ebenso wie seine Schwester Anna und der Star-Moderator Melvyn Frohike als Gefangener an Bord der STERNENFAUST befand, hatte in dem Besucher nicht nur Jan Theodopolos wiedererkannt, sondern auch gemeinsame Erinnerungen zur Sprache gebracht – in keiner Sekunde hatte Alwin Hilleboe daran gezweifelt, seinen Kollegen Jan Theodopolos vor sich zu haben.
Und richtig! Da kam das Ergebnis: eine Abweichung von 0,0001 Promille hinsichtlich der neuronalen Struktur! Das bedeutete ein nahezu identisches semantisches, episodisches und prozedurales Gedächtnis. Dieselbe Biografie und Entwicklung, dieselben Vorlieben und Abneigungen. Die Abweichung resultierte wahrscheinlich von den neuen Erlebnissen, die der lebendige Jan Theodopolos seit seinem »Tod« erfahren hatte.
Was für ein seltsamer Satz , ging es Ash durch den Kopf.
Es hegte nicht länger irgendwelche Zweifel. Der tote Jan Theodopolos hatte exakt dieselbe Persönlichkeit gehabt, wie der lebendige sie augenscheinlich besaß. Es war für Ash nicht möglich zu entscheiden, wer der »echte« Jan Theodopolos war …
*
Sedna, Far-Horizon-Forschungsakademie
Professor Paul Moynihan starrte gebannt auf den Monitor, der seit Stunden dasselbe Bild zeigte.
Der Ausschnitt war auf das gelandete sargförmige Objekt herangezoomt, das aus heiterem Sternenhimmel plötzlich hier aufgetaucht war. Zumindest erschien es für die Mitarbeiter der ohnehin schon von Problemen gebeutelten Forschungseinrichtung des Konzerns Far Horizon so. Der Konzern stand aufgrund der jüngsten Zwischenfälle erneut in der Kritik, aktiv an Biowaffen zu forschen, und zwar nicht, um ihren Ausprägungen entgegenwirken zu können, sondern um sie erst zu kreieren.
Mein Sohn stirbt durch die von meiner Hand modifizierten
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