Sternenfaust - 157 - Invasionsstufe Eins (2 of 2)
Zan ist ein wundervoller Planet, und auch seine Bewohner sind wundervoll. Es gibt sicher vieles, das unsere beiden Völker trennt, doch auch Grundsätzliches, das wir gemein haben: Wir sind daran interessiert, in Freundschaft und Frieden mit unseren Nachbarn zu leben. Das ist die beste Voraussetzung für unser beider Völker Zukunft. Leben Sie wohl!«
Vincent Taglieri und seine Begleiter hoben die Hand zum Gruß. Ahte Anpetuwi und Wambli Gleska taten dasselbe und warteten, bis die Menschen von der STERNENFAUST in der Fähre verschwunden waren. Die Luke schloss sich, und wenige Sekunden später stieg das eiförmige Raumfahrzeug auf seinem Antigravkissen in die Höhe. Ahte Anpetuwi verfolgte es mit den Augen, beobachtete, wie es sich immer weiter entfernte und scheinbar kleiner wurde, bis es irgendwann gegen die strahlende Sonne, welche Makato Zan und die Erde gemeinsam umliefen, verschwunden war.
Obwohl Ahte Anpetuwi nur vierundzwanzig irdische Jahre alt war, fühlte er die entsetzlich lange Zeit, die Makato Zan in der multidimensionalen Verschiebung zugebracht hatte. Das Kollektiv der Wanagi speicherte alles. Nicht nur das Glück mancher Tage, sondern auch die Verzweiflung so vieler anderer. Gespeichert war das vergebliche Warten Zehntausender von Generationen. Eine Million Jahre gezwungen im Exil zu leben, abgeschnitten von der Geschichte der Galaxis. Und das Kollektiv speicherte in all dieser langen Zeit die Hoffnungslosigkeit und das Verzagen, die sich von Jahrtausend zu Jahrtausend summierten. Herabgewürdigt zu Bedeutungslosigkeit, so erging es den Nachfahren der Erhabenen. Ins Exil gezwungen durch die eigene furchtbare Schöpfung – die Orphanen –, und ohne Hoffnung, je wieder den Platz einzunehmen, den sie sich über unermessliche Zeiträume erobert hatten.
All dies klang in Ahte Anpetuwi nach – und auch in Wambli Gleska, wie er deutlich fühlte. Doch sie spürten nicht nur die Verzweiflung der Generationen, sondern auch die Freude des Aufbruchs.
Aber beinahe schien es, als ob die Hoffnungslosigkeit, die nun doch gar keine Berechtigung mehr hatte, sich nicht verdrängen lassen wollte. Ein Gefühl, das eine Million Jahre lang im Kollektiv gewachsen war und sich in ihm von Generation zu Generation gefestigt hatte, war wie ein Stigma der Seele. Es war nötig, sich von diesem Stigma zu befreien, um Schritt für Schritt das alte Selbstgefühl wiederzuerlangen. Wie nahm sich dieses Selbstgefühl aus, das einst die Erhabenen zu den Erhabenen machte? Nur ganz tief unten in der kollektiven Seele konnte Ahte Anpetuwi einen Funken der alten Mächtigkeit erspüren, überlagert von unzähligen Schichten der Traurigkeit …
Da fliegen sie zurück zu ihrem Schiff , wandte sich Wambli Gleska an ihn. Zu ihrem Schiff … das sie nur bauen konnten mit dem Wissen unserer Vorfahren.
Sie sind findig, diese Menschen , antwortete Ahte Anpetuwi. Sie sind durchaus ein fähiges Volk, das der Galaxis großen Nutzen bringen kann.
Wollen wir hoffen , teilte sich Wambli Gleska telepathisch mit, dass die Dinge, die ins Rollen gekommen sind, sich gut entwickeln.
Ich bin zuversichtlich. Ayora Anosh’ni und Tom Ho’ichema waren hervorragende Konstruktionen – sie sind dein Gesellenstück, Wambli Gleska. Du kannst stolz auf dich sein – ich, zumindest, bin es. Die Menschen haben wie erwartet reagiert. Erst mit Misstrauen, dann mit Scham wegen des Unglücks. Es war exakt so, wie du es vorhergesagt hast. Nun glaubt Taglieri, in unserer Schuld zu stehen. Seine Erleichterung über die abgewendete Gefahr überschattete die Sorge um eine potenzielle Bedrohung.
Ich danke dir, Athe Anpetuwi. Ich habe mir die größte Mühe gegeben. Als Nächstes wird das Wissen über unsere Technik die Runde machen. Unsere Fähigkeit, zu heilen. Den Tod zu überwinden. Es wird Millionen geben, die sich von unserer Technik das Ende ihres körperlichen oder seelischen Leidens erhoffen.
Damit ist die Invasionsstufe Eins erfolgreich abgeschlossen …
*
Erde, New York, Hauptsitz des Galactical Broadcasting Network, Studio C, 7. Februar 2272
»Die Aufnahmen, die Sie soeben sahen, verehrte Zuschauer, mögen beunruhigend wirken. Ich selbst habe sie am 3. Februar angefertigt – unter nicht ungefährlichen Umständen, wie ich hinzufügen darf. Die Regierung der Solaren Welten bat mich an jenem 3. Februar händeringend, mit der Ausstrahlung zu warten, da zu diesem Zeitpunkt die Situation noch sehr unübersichtlich war. Ich befand mich im
Weitere Kostenlose Bücher