Sternenfaust - 157 - Invasionsstufe Eins (2 of 2)
Bruoor-Bakterien , dachte der Gelehrte, während sein Blick durch das Bild der Anzeige hindurchging, als wäre sie gar nicht da. Das, was uns hätte schützen sollen, bringt uns um. Und alles nur, weil ein Relikt des Krieges, den wir mit dieser Waffe problemlos und schnell für uns hätten entscheiden können, sich gegen seine Schöpfer gewandt hat …
Es war etwa zwei Wochen her, dass ein Stealth-Torpedo des Star Corps, der während des Angriffs der Kridan auf die Erde von einer Verteidigungsstation aus abgeschossen worden war, in die Forschungseinrichtung eingeschlagen war und den Sicherheitsbereich der ABC-Waffen-Forschung beschädigt hatte. Bei diesem tragischen Unglück war Ben, Professor Paul Moynihans Sohn, ebenfalls Wissenschaftler – sowie ein vehementer, wenn auch moderater Kritiker seines Vaters –, der gerade in dem Gebäudesegment ein Experiment mit den modifizierten Bakterien durchgeführt hatte, mit eben jenen Erregern in Kontakt gekommen. Insgesamt 49 Überlebende und Infizierte hatte es bei dem Zwischenfall gegeben. Inzwischen waren sie auf eine Quarantäne-Station gebracht worden.
Wo sie nach und nach dahinsterben , ging es Moynihan durch den Kopf. Mein Gott, wir werden es nicht schaffen, meinen Jungen zu retten. Ein Heilmittel gegen diese Waffe zu finden, die wir so modifizieren wollten, dass sie jeden gewünschten Gegner ausschalten kann, wird niemals innerhalb der uns dafür zur Verfügung stehenden Zeit gelingen. Ben wird … er wird es nicht schaffen. Und dann taucht auch noch das hier auf!
Still und metallisch glänzend leuchte das Objekt im Sternenlicht, und die Außenbeleuchtung einiger sich über die Oberfläche des fast vollständig ausgehöhlten Zwergplaneten erhebenden Aufbauten spiegelte sich matt in ihm.
Kaum war die Warnung der STERNENFAUST auf Sedna eingegangen, dass sich eine unbekannte Sonde dem Plutoiden näherte, war diese auch schon sanft wie eine Feder auf der von rötlichem Staub bedeckten Oberfläche niedergegangen. Alle mit Ferndiagnosen vorgenommenen Untersuchungen, die mit den Erkenntnissen von der STERNENFAUST verglichen worden waren, hatten keine neuen Antworten auf die Fragen gebracht, die man sich im Zusammenhang mit der Sonde stellte.
Was enthielt sie? War sie eine Waffe?
Der Körper besaß eine Hülle aus einer Legierung auf Titan-Basis, war etwa 2,5 Meter lang und etwa einen Meter hoch und breit. Die Ecken und Kanten waren abgerundet, was das Aussehen nach einem Sarg nur noch verstärkte.
Moynihan hätte bei aller Sorge um seinen Sohn doch gerne gewusst, woher das Objekt gekommen war und wer es geschickt hatte. Das Star Corps hatte sich dahin gehend äußerst bedeckt gehalten und nur davor gewarnt, sich dem Ding zu nähern. Man würde sich entsprechend darum kümmern, hieß es. Das weitere Vorgehen werde mit der Konzernleitung abgestimmt.
Was nichts anderes heißt, als dass das Star Corps unsere Ressourcen nutzt, um die Drecksarbeit zu erledigen! , grummelte der Professor in Gedanken. Womöglich handelt es sich tatsächlich um so etwas wie einen Sprengsatz! Und was dann auf dem Spiel steht, weiß wohl jeder! Jahre der Forschung – meiner Forschung , – er dachte kurz an Ben und korrigierte sich –, unserer Forschung wären dahin …
Professor Paul Moynihan begann sich zu fragen, wer hier überhaupt noch ans Forschen dachte. Der Betrieb war nach dem Torpedo-Zwischenfall und den nachfolgenden »Komplikationen« nahezu zum Erliegen gekommen. An einer Lösung zur Rettung der Infizierten wurde weiterhin gearbeitet, aber ansonsten waren wohl alle weiteren Abteilungen damit beschäftigt, ebenso wie er auf Monitore zu starren und der Dinge zu harren, die da passieren würden.
Da sich aber wieder minutenlang nicht das Geringste tat, wechselte Moynihan die Kamera. Keine Sekunde später schaute er in das blasse Gesicht seines Sohnes, der immer noch auf der Quarantäne-Station lag. Selbst wenn sie jetzt noch ein Gegenmittel fanden, würde er nie mehr der Alte werden. Bens linke Seite war vollständig gelähmt. Nichts in der Galaxis wäre in der Lage, das angegriffene Nervengewebe zu regenerieren.
Paul Moynihan schloss die Augen und legte die Spitzen seiner Finger auf die Lider. Hier in seinem Quartier spürte er erst, wie erschöpft er war. Erschöpft von der Unsicherheit, was mit Ben geschehen würde, von den Rangeleien in der Führungsriege des Unternehmens, bei der die eine Hand nicht wusste was die andere tat – oder es versuchte, zu verbergen. Und
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