Sternenfaust - 162 - Angriff der Alpha-Genetics
Körperbeherrschung perfekt ausbalancieren konnte.
Unter den bewundernden Augen der Alphas wirbelten die beiden immer schneller herum. Ruun versuchte immer wieder durch Drehen und Wenden seines Oberkörpers den Feind aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber sie hatten inzwischen eine Rotationsgeschwindigkeit erreicht, bei der seine Körpermasse mit aller Kraft nach außen strebte.
Doch Sona wartete nur auf den richtigen Moment, die Beine seines Gegners loszulassen.
Ruun konnte nicht mehr schnell genug reagieren. Er versuchte die Arme nach vorne zu bringen, den Aufprall zu mindern, aber er schlug mit dem Kopf zuerst an der Wand ein.
Sein Schädel klappte nach hinten.
Die verstärkten Knochen der Alpha-Genetics waren zehnmal so belastbar wie die Knochen von Natürlichen. Doch dieser Wucht hatten auch Ruuns Knochen nichts entgegenzusetzen. Hals- und Rückenwirbel wurden gestaucht. Die Haut über dem ausgeprägten Kehlkopf an Ruuns Hals platzte auf. Dunkelrotes Fleisch blühte in einer langen Kerbe an seiner Vorderseite auf.
Mit verdrehten und zerschmetterten Gliedmaßen rutschte er zu Boden. Seine gebrochenen Augen starrten reglos ins Publikum. Sie schienen Raht, seine Gefährtin, ein letztes Mal anzuschauen, mit einem stillen Vorwurf im Blick, wie sie es so weit hatte kommen lassen.
Der Anblick war zu viel für die Alpha. Während der Rest der Besatzung ihrem alten und neuen Anführer Sona zujubelte, stürzte sie durch das Zugangsschott hinaus und rannte zu ihrem Quartier.
Sona bemerkte es, und als er sich wenige Augenblicke später genug in seinem Erfolg gesonnt hatte und der Besatzung befahl, die FOUNTAIN zum Aufbruch bereit zu machen, wusste er genau, was er jetzt tun würde.
Allein die Erinnerung an den würzigen Duft von Rahts Pheromonen brachte ihn schon halb um den Verstand. Wie im Rausch folgte er der olfaktorischen Spur, die die Alpha für ihn hinterlassen hatte.
Er wurde nicht enttäuscht. Sona fand ihre Kabine unverschlossen vor. Und anstatt sie am Boden zerstört, weinend und klagend vorzufinden, rekelte Raht sich einladend in den Laken ihres Lagers. Das Verlangen in ihren Augen erregte ihn nur noch mehr. Der Stärkere hatte gesiegt und jetzt holte er sich das, was ihm als Sieger zustand.
*
Morax-Station TROOMS TRUHE
21. Juni 2272, 2.04 Uhr
Ich habe von Anfang an geahnt, dass es so kommen würde , dachte Colonel George Yefimov, als er gefolgt von drei Fireteams auf das Schott des Sklavenmarktes zustürmte. Wenigstens hatten wir genug Zeit, den Einsatzort vorab zu inspizieren.
Der Freikauf von Private Martina Mattis hatte ihnen eine Entführte zurückgebracht. Für den Rest hatten sie aber nichts anzubieten.
Noch im Gehen hatten Dr. Tregarde, Leonard E. Humboldt und das Soldaten-Dreiergespann beobachtet, wie zwei weitere Besatzungsmitglieder unter den Hammer kamen und zum Verbleib – nach gebührender Ansicht seitens des Kunden – erneut unter der Hallendecke »geparkt« wurden.
Auch die Analyse der tätowierten Fessel am Arm der Marine hatte ernüchternde Ergebnisse zutage gefördert. Dr. Tregarde und dieser Genetic hatten keine andere Möglichkeit entdeckt, als das Liquid mit dem ursprünglichen Fernsteuerungsgerät zu deaktivieren und mit dem dafür vorgesehenen Morax-Apparat zu entfernen.
Also blieb nur eine Befreiungsaktion.
Während des Briefings für die Fireteams hatte George die örtlichen Gegebenheiten auf einer detailgetreuen dreidimensionalen Simulation der Halle aufgezeigt und das Vorrücken zu den allesamt ziemlich nah am Eingang befindlichen Ständen der entsprechenden Händler mit seinen Männern und Frauen abgesprochen. Den Beobachtungen nach gab es insgesamt drei Händler, die »Ware« von der STERNENFAUST zum Verkauf anboten.
Was sie brauchten, war Schnelligkeit und Präzision. Es war entscheidend, die Aktion in weniger als fünf Minuten zu erledigen.
Colonel Yefimov hob die rechte Faust, und seine Teams hielten inne.
Der Anführer der Marines stand am Eingangsschott und sondierte die Lage. Alles klar!
Mit schnellen Gesten bedeutete er den Sergeants, welche die zwei weiteren Fireteams, das Vortex- und das Cypher-Team, leiteten, auf die abgesprochenen Startpositionen vorzurücken. Im Laufschritt zogen die beiden zehnköpfigen Truppen unter der Leitung von Sergeant Berto Masukawa und Sergeant Mike Cimino an ihm vorbei.
»Zugriff in T minus zwanzig!«, raunte er über die Kom-Anlage der Kampfanzüge und befahl dem Berserk-Team, auf Position zu gehen.
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