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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
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Evangelist hören wollte, was der Evangelist von ihm erwartete.
    Der Evangelist war zu einer Kommode gegangen, auf der zwei Holobilder von Lukes Eltern standen.
    Matthew und Amanda Fuller.
    In diesem Moment überlegte Luke, ob er seine Eltern noch einmal auf dem Friedhof hätte besuchen sollen. Ein letztes Mal .
    Dann erinnerte er sich an seinen letzten Besuch. Er war nur ratlos vor dem Grabstein gestanden und hatte sich seinen Eltern kein bisschen näher gefühlt.
    »Deine Eltern«, sagte der Evangelist.
    »Sie starben am 19. September«, erklärte Luke. Eine Jahreszahl musste er nicht sagen. Jeder auf der Erde wusste, was jemand meinte, wenn er vom 19. September sprach.
    »Ich weiß«, sagte der Evangelist. »Sie starben durch eine Sicherheitsdrohne der Regierung. Einer Regierung, die weniger Hemmungen hat, die eigenen Bürger zu opfern als die notwendigen Schritte gegen außerirdische Invasoren zu unternehmen.«
    Allein diese Worte hatten genügt, um Luke wieder auf seine Aufgabe einzustimmen. »Aber wir werden heute zurückschlagen!«
    Der Evangelist drehte sich zu ihm um und lächelte. Er hatte eines der Bilder in die Hand genommen und stellte es nun wieder an seinen Platz zurück.
    »Die Wanagi versprechen, die Toten wieder ins Leben zurückzuholen.«
    Luke spürte, wie sein Gesicht rot anlief.
    Damit hatte der Evangelist den Finger exakt auf die Wunde gelegt. »Sie lügen«, rief Luke, laut genug, um sich selbst zu überzeugen. »Diese Wanagi lügen!« In Wahrheit hatte er in den letzten Wochen über nichts anderes nachgedacht. Was, wenn die Wanagi wirklich in der Lage waren, seine Eltern ins Leben zurückzuholen? Und was, wenn er durch sein Handeln seinen Eltern die Möglichkeit verbaute, wiederbelebt zu werden?
    »Luke«, sagte der Evangelist nun ganz ruhig, »ich spüre, dass du mir nicht ganz die Wahrheit sagst.«
    Luke schluckte. »Aber ich sage die Wahrheit«, murmelte er, doch dann merkte er, dass er mit dieser Antwort zu lange gezögert hatte.
    Nun sah der Evangelist sehr enttäuscht aus. Er nickte, sagte »wie schade« und wandte sich zur Tür.
    Luke war für einen Moment fassungslos. Was sollte er tun? Was hatte er falsch gemacht?
    Als der Evangelist die Tür bereits erreicht hatte, rief Luke ihm hinterher: »Manchmal habe ich Angst!«
    Der Evangelist blieb stehen und drehte sich erneut um. Sein Lächeln war verschwunden, und Luke bereute bereits, dass er etwas gesagt hatte. Doch nun gab es kein Zurück mehr, und er würde auch nicht mit einer Ausrede durchkommen, das spürte er.
    »Ich habe Angst, die Wanagi könnten die Wahrheit sagen«, platzte es schließlich aus ihm heraus.
    Nun hatte er es doch gesagt.
    Aus und vorbei. Der Evangelist würde einem anderen die Heilige Aufgabe übertragen. Sterben würde Luke Fuller so oder so, denn niemand sah das wahre Gesicht des Evangelisten und durfte überleben. Das war viel zu riskant und gefährdete die Sache.
    Tränen stiegen Luke in die Augen. Er hätte standhaft bleiben sollen. Er hätte nichts sagen dürfen. Was hieß da nichts sagen? Er hätte nicht zweifeln dürfen.
    Und der Evangelist hatte genau diese Zweifel gespürt.
    »Du hast Angst, die Wanagi könnten wirklich die Toten ins Leben zurückholen können«, sagte der Evangelist verständnisvoll, was es fast noch schlimmer machte.
    Luke konnte nicht antworten, er konnte nur nicken, während ihm eine Träne über die Wange lief.
    »Dass sie deine Eltern vielleicht doch ins Leben zurückholen könnten«, ergänzte der Evangelist.
    Erneut nickte Luke, während er die Lippen aufeinander presste.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte der Evangelist. »Ich fühle genauso.«
    Luke hatte zunächst die Worte nicht verstanden. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie zu ihm durchdrangen.
    »Sie?«, stammelte er. Das konnte nicht sein. Der Evangelist musste lügen!
    »Jemand, der mir nahe stand, starb am 5. Juni 2271. Beim Angriff der Kridan auf das Allister-System.«
    »Das tut mir leid«, sagte Luke reflexartig.
    »Und natürlich wünschte ich mir, es gäbe einen Weg, ihn ins Leben zurückzuholen. Irgendeinen. Wie in ›Space Soap‹, wo die Toten nie wirklich tot sind, sondern aufgrund abstruser Ereignisse plötzlich doch noch unter den Lebenden weilen.«
    Der Evangelist nahm Platz, und in diesem Moment überlegte Luke, dass er dem Mann gar nichts zu trinken angeboten hatte. Doch jetzt, so erkannte er, was nicht der rechte Moment, das Versäumnis nachzuholen.
    »Und dann kommen die Wanagi und sagen: Wir sind

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