Sternenfaust - 184 - Opfergang
nicht der Einzige. Außer uns kann nun niemand mehr Einfluss auf das HIVE ausüben.«
»Dann müssen wir uns darüber keine Gedanken mehr machen« , gab Larissa zurück. Sie ließ ihren Triumph nun ganz offen durch den mentalen Schild strahlen. »Ohne die Verbindung zum HIVE ist Nummer Eins nur ein orientierungsloser Mensch. Er ist ein Insekt, das nicht einmal einen Bruchteil der kosmischen Zusammenhänge versteht, denen es zum Opfer fallen wird.«
*
Der Schock der Erinnerung, des Bewusstwerdens, ließ Stephan van Deyk taumeln. Wie eine unbarmherzige Monoklinge der Morax hatten die Bas’Alaahn seine Verbindung zum HIVE gekappt, als er versucht hatte, ihre Einflussnahme abzuschmettern.
Das Erlöschen der geistigen Nabelschnur hatte ihm sein Ich zurückgegeben. Er war nicht länger die unbarmherzige Nummer Eins des Imperiums, er war wieder Stephan van Deyk.
Oder zumindest war er eine Kopie des echten Stephan van Deyk.
Und damit einher gingen schreckliche Erinnerungen und Reue. Was hatte er nur getan?
Die Bilder unzähliger Menschen, die für den Klonierungsprozess aufgelöst worden waren, erschienen in seinem Geiste. Unbarmherzig hatte er sie alle ausgelöscht. Die Infiltration der Solaren Welten, der Massenmord auf der Wega, die Klon-Experimente an den Shisheni – all das hatte er zu verantworten.
Unter der Wucht seiner Schuld brach Stephan in die Knie. Schluchzend krümmte er sich zusammen. Um nicht aufzuschreien, biss er sich in die rechte Hand.
Nach einer Ewigkeit – er hatte längst jedes Zeitgefühl verloren – bildeten sich langsam wieder klare Gedanken. Sein Blick wanderte zu der marmornen Säule in der Mitte des Raumes. Tief unter seinen Füßen befand sich die hochhausgroße Wabe, welche das Bewusstsein des HIVE beherbergte.
Dieses HIVE hatte ihn versklavt, missbraucht, zu einem Werkzeug gemacht. Dem Ansturm des Hasses nachgebend, griff Stephan sich den Konturensessel und schleuderte ihn in Richtung Säule und der davor stehenden Bas’Alaahn.
Das Möbelstück prallte an eine unsichtbare Barriere und krachte zu Boden. Die Bas’Alaahn würdigten ihn noch nicht einmal eines Blickes.
Mit zitternden Fingern tippte Stephan einen Code in sein Schreibtischterminal ein, worauf sich die oberste Schublade herausschob – ein Medo-Kit lag in dem Fach. Er benötigte ein leichtes Beruhigungsmittel, um wieder vernünftig denken zu können.
Als das Serum mit einem Zischen des Injektors in seinen Blutkreislauf eindrang, fühlte er sich sogleich besser. Er war noch immer ein Offizier des Star Corps, zumindest fühlte es sich so an.
Seine Vorgesetzten würden hier allerdings anderer Meinung sein. Sie würden in ihm nicht mehr sehen als eine vertrauensunwürdige Kopie, die an der Ermordung des echten Stephan van Deyk mitgewirkt hatte.
Stephan konnte sich an vieles erinnern. Und er wusste, dass das HIVE im Begriff war, von Wesen infiltriert zu werden, die als Bas’Alaahn bezeichnet wurden.
Doch als Stephan versuchte, sich weitere Details ins Gedächtnis zu rufen, stellte er schockiert fest, dass sich riesige Wissenslücken auftaten. Ohne die Verbindung zum HIVE standen viele Informationen einfach nicht mehr zur Verfügung.
Er konnte sich vieles nicht erklären. Insbesondere nicht, weshalb er noch bei Bewusstsein und am Leben war. Ein dauerhafter Verbindungsabbruch zum HIVE führte bei allen Gemini unweigerlich zum Tod. Lag es an der örtlichen Nähe zur physischen Hülle des Sammelbewusstseins?
Stephans Blick fiel auf eine der Monitor-Waben der Smart-Wall. Auf ihr waren Bilder zu erkennen, die von getarnten Sensorplattformen am Rande des Systems aufgezeichnet wurden.
Die STERNENFAUST. Der Gedanke brachte Hoffnung und Schmerz. Sie sind wirklich immer im Zentrum der Explosion, Captain Frost, nicht wahr?
Stephan aktiviert die Konsole zur Kontrolle der Flottenverbände. Er befahl den Gemini-Schiffen – dem kläglichen Rest der Heimatflotte –, den Angriff abzubrechen. Die Kugelraumer hätten anderenfalls kurzen Prozess mit den Star Corps-Schiffen gemacht, da diese nach wie vor keinen Schutzmechanismus gegen den Nano-Laser entwickelt hatten.
Auf dem Monitor flogen die Gemini-Raumer eine elegante Ausweichkurve. Die Schiffe der Solaren Welten blieben unangetastet. Erleichtert atmete Stephan auf. Wenigstens dieses Massaker hatte er verhindern können. Die STERNENFAUST und ein mittlerweile neu aufgetauchtes zweites Schiff, die ARES, konnten sich ungefährdet zurückziehen.
Ein Warnsignal auf seinem
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