Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum
fügte Dana Frost hinzu: »Und Gnade Ihnen Gott, sie tun dem jungen Mann irgendetwas an. Glauben Sie mir, dann werde ich Sie eigenhändig aus der nächsten Luftschleuse befördern. Haben wir uns verstanden?«
Romana Hel’gara war sich für einen Moment nicht sicher, ob diese Frage ernst gemeint war und ob Dana Frost eine Antwort erwartete. Doch als sie sah, wie die Kommandantin der STERNENFAUST sie unvermindert anstarrte, erwiderte Romana Hel’gara: »Ich habe Sie verstanden.«
*
Taro hatte schon lange nicht mehr geschlafen. Auch wenn der Schlaf erholsam war, spürte er im Moment kein Verlangen danach, in dieses dunkle Nichts zu stürzen.
Von den Menschen wusste er, dass bei ihnen während des Schlafs psychische Aktivitäten im Gehirn abliefen. Dadurch wurden dem Bewusstsein Bilder und Eindrücke simuliert.
Die Menschen nannten es Träume, und es hieß, dass sie oft von Dingen träumten, die ihren Verstand im wachen Zustand beschäftigt hatten. Dabei erfüllten ihre Träume auch oft Wünsche, die ihnen im wahren Leben versagt blieben.
Taro hätte im Moment vieles dafür gegeben, dazu in der Lage zu sein. Dann würde er davon träumen, seinen Heros-Eponen wiederzusehen. Und nicht nur ihn. Auch Cana und Jinu, die Monde von Karol, sein Zuhause … All das vermisste er im Moment, so wie er Cyx vermisste.
Als sich die Tür seines Quartiers wieder öffnete, traten nicht nur wie erwartet Ashley Briggs und Romana Hel’gara ein, auch Dana Frost besuchte ihn.
»Commodore Frost«, sagte Taro und erhob sich. »Ich hatte nicht erwartet, Sie zu sehen.«
»Ich wollte mich nach Ihnen erkundigen«, erklärte Dana Frost. »Wie ich hörte, haben Sie Romana Hel’gara erlaubt, mit Ihnen zu sprechen.«
Taro nickte. Er sah der Wanagi in die blauen Augen und entdeckte sehr viel Trauer darin. Dennoch fiel es ihm schwer, ihr zu verzeihen, was sie getan hatte. Sie hatte ihn vergiftet, und sie hatte die Akoluthoren nach Skia gebracht, einer Flammenwelt. Als Cyx ihr auf diese Welt gefolgt war, hatte der Epone diesen Ausflug nicht überlebt.
Seitdem fühlte er sich nicht nur einsam, sondern auch gefangen. Er war gefangen auf einem Schiff mit diesen seltsamen, leblosen Stahlwänden. Wänden, die nie irgendwelches Leben in sich hatten, Quartiere, die man nicht einfach verlassen konnte. Man konnte nur von einer Umzäunung in die nächste gelangen.
»Ich bedauere meine Taten«, hörte er Romana Hel’gara auf Karolanisch sagen. »Ich sehe keine Möglichkeit der Wiedergutmachung«, fügte sie hinzu. »Mir bleibt nur der Weg der Sühne. Ich will meine Taten sühnen, und daher möchte ich Sie bitten, meine Bestrafung festzulegen.«
»Ich verstehe nicht«, erklärte Taro.
»Romana«, stieß Ashley empört aus. Er hatte über sein Armband-Kom die Übersetzung von Romanas Aussage gehört. »Romana Hel’gara«, verbesserte er sich im gleichen Moment. »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
»Ganz so läuft das bei uns nicht, Romana Hel’gara«, mischte sich nun auch Commodore Frost ein. »Der Senat wird entscheiden, welche Form der Bestrafung angemessen ist.«
»Weshalb der Senat?«, wollte Romana Hel’gara wissen. »Taro wurde von mir vergiftet. Taro hat durch meine Taten seinen Eponen verloren. Der Senat leidet an den Folgen meiner Tat nicht. Taro hingegen schon.«
»In unserer Gesellschaft …« Ashley Briggs suchte offenbar nach Worten.
»Die Bestrafung soll in unserer Gesellschaft ein neutrales Gericht festlegen«, erklärte Dana Frost.
»Warum?«, wollte Romana Hel’gara wissen.
»Weil die Strafe der Schuld angemessen sein soll.«
»Kann die Schwere der Schuld nicht allein das Opfer ermessen, das unter den Taten leidet?«, wollte Romana Hel’gara wissen.
»War das bei deinem Volk so?«, wollte Ashley wissen.
»In unserem Volk herrschte eine mentale Einheit«, erklärte die Wanagi. »Ein Opfer wäre niemals auf ein bestimmtes Individuum beschränkt gewesen.«
»Ich will mir keine Strafe ausdenken«, unterbrach Taro die Diskussion. »Eine Bestrafung macht das, was passiert ist, nicht ungeschehen«, seufzte er. »Romana Hel’gara, ich weiß nicht, wie groß oder schwer das ist, was Sie als Schuld bezeichnen. Vielleicht waren Sie nicht Herr Ihrer Sinne. Letztlich ändert es nichts daran, dass Cyx nicht mehr hier ist. Und keine Bestrafung wird daran etwas ändern.«
»Ich kann mir vorstellen, wie sehr Sie Ihren Heros-Eponen vermissen«, sagte Ashley Briggs.
»Sie können nicht nachvollziehen, was mir fehlt«,
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