Sternenfaust - HC01 - Die erste Mission
konnte man Kritik darüber in den Medien vernehmen. Angeblich seien die Mitglieder des Hohen Rates durch ihre Abgeschiedenheit von den Metropolen des Planeten Erde ein Grund dafür, dass sich eine Politikerkaste ohne Bezug zu den Bedürfnissen der Bevölkerung herausgebildet habe, die nur an die Sicherung ihrer eigenen Privilegien und die Interessen ihrer Lobbyisten denke.
Aber es gab auch gegenteilige Stimmen, die sich beim Aufkommen kritischer Stimmen beinahe reflexartig zu Wort meldeten und darauf hinwiesen, dass es die Verlagerung der Residenz des Hohen Rates in eine der großen Erdmetropolen vielleicht mit sich brächte, dass die im Rat verhandelten Probleme von dessen Mitgliedern zu sehr aus dem Blickwinkel der Erdbevölkerung wahrgenommen würden. Dies galt insbesondere natürlich für die Vertreter des Planeten Erde selbst, die nach wie vor und trotz aller positiven Entwicklungen in den Kolonien der mit Abstand wichtigste Planet der Solaren Welten war.
Nachdem Rudenko die Nachricht erhalten hatte, in der Ort und Zeitpunkt des Treffens, aber nicht dessen Gesprächsgegenstand genannt worden war, setzte er sich in den nächsten Orbital-Shuttle und startete von Spacedock 1 aus. Er hielt sich des Öfteren im Haus des Hohen Rates auf und hatte auch eine entsprechende Sicherheitsautorisation. Dass der gegenwärtige Ratsvorsitzende Hans Benson ihm große Sympathie entgegenbrachte und ihn nach Kräften zu fördern versuchte, pfiffen inzwischen die Spatzen von den Dächern.
Rudenko war es gleichgültig, mit wessen Hilfe er den Aufstieg schaffte. Er wollte etwas bewirken und die seiner Ansicht nach verkrusteten Strukturen des Star Corps aufbrechen.
Im Jahr 2218 war das Star Corps of Space Defence nach vielen Querelen gegründet worden und befand sich damit eigentlich noch immer in der Aufbauphase. Nur 16 Jahre waren seit der Gründung dieser Raumstreitmacht vergangen, und doch hatte Rudenko das Gefühl, dass sich bereits jetzt ein Fundus an altem Denken und dem Festhalten an lieb gewonnenen, aber überholten Denkmustern angesammelt hatte, den es aufzubrechen galt.
Die ersten Schritte waren zweifellos getan.
Aber mehr auch nicht.
Und jedem, der die außenpolitische Entwicklung auch nur einigermaßen aufmerksam verfolgte, musste klar sein, dass weitere Schritte folgen mussten, sollte das Star Corps tatsächlich in die Lage versetzt werden, der Menschheit dabei zu helfen, ihre Zukunft vor den Bedrohungen aus den Tiefen des Alls zu sichern. Bedrohungen, von denen einige vielleicht im Moment noch gar nicht sichtbar waren, während sich andere bereits klar und deutlich abzeichneten – etwa eine Verwicklung der Solaren Welten in den Konflikt zwischen Starr und J'ebeem.
Für Admiral Rudenko war die Entwicklung und Erprobung des Leichten Kreuzers neuen Typs nichts weiter als ein kleiner Schritt auf einem Weg in die Zukunft. Seine Vorstellungen waren sehr konkret. Er neigte allerdings auch zur Ungeduld, und es ärgerte ihn, wenn er auf Hemmnisse traf, mit denen er nicht gerechnet hatte. Mochten es nun bürokratische Hürden sein oder der Einfluss von politischen Kräften, die insgeheim für die Solaren Welten einen ganz anderen Weg vorgesehen hatten …
Gut zweieinhalb Wochen waren seit dem Aufbruch der STERNENFAUST und der JUPITER vergangen. Beide Schiffe hatten kurz vor dem Eintritt in den Normalraum eine Bergstromfunkbotschaft an das Oberkommando abgesetzt. Man konnte also davon ausgehen, dass die Leichten Kreuzer neuen Typs ihr erstes Ziel, nämlich die letzten gemeldeten Koordinaten der CAMBRIDGE, gerade anflogen und sich in der Bremsphase befanden.
Vor dem Austritt aus dem Bergstromraum hatte die JUPITER leichte technische Probleme mit dem Überlichtantrieb gemeldet. Rudenko hatte den Bericht einem seiner technischen Spezialisten weitergegeben, und dieser hatte nach einer ersten Einschätzung gemeint, dass man das Problem wahrscheinlich ohne weiteres an Bord der JUPITER lösen könnte.
Trotzdem war Rudenko einigermaßen beunruhigt.
Eigentlich gefiel es ihm nicht, Spacedock 1 verlassen zu müssen. Andererseits war ihm sehr wohl bewusst, dass die eigentlichen Schlachten auf dem politischen und diplomatischen Parkett geschlagen wurden und nicht im Weltraum. Bislang jedenfalls nicht. Für die Zukunft glaubte Rudenko keineswegs, dass dies für immer so bleiben würde, wenn er an die Entwicklungen zwischen J'ebeem und Starr dachte, deren Krieg in den letzen Monaten an Heftigkeit zugenommen hatte. Die diplomatischen
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