Sternenfaust - HC01 - Die erste Mission
irgendwann so geschehen waren. Vielmehr hatte er bis zu diesem Augenblick immer gedacht, dass der Schamane diese Geschichten immer nur deshalb erzählte, um bei den Jungen Furcht und Respekt vor den Göttern zu fördern.
Und natürlich vor jenem Whuuorr, der als Schamane die Verbindung zwischen der Sphäre der Götter und den Niederungen der Sterblichen darstellte.
Kann es sein, dass die grausigen Geschichten doch der Wahrheit entsprechen?
Schauder überkam den Alleinigen.
Nie zuvor war er Zeuge derartigen Grauens geworden.
Von einem Kampf konnte man nicht sprechen. Die Achtbeiner verfügten offenbar über Zauberwaffen, so wie es auch die Legende berichtete. Grünliche Strahlenblitze zuckten durch die Luft. Wo sie auftrafen, zerstörten sie alles.
Das Brüllen der Whuuorr war für die überaus feinen Ohren des Alleinigen noch aus dieser Entfernung zu hören. Zumindest die tieferen Laute, die das Eis zum Vibrieren brachten und noch über sehr weite Distanzen wahrnehmbar waren. Die Reichweite dieser tiefen Vibrationen steckte eigentlich jenen Bereich ab, den er als Verbannter zu meiden hatte, wollte er nicht ein Opfer des Zorns seines ehemaligen Stammes werden.
Schließlich war das Urteil gegen ihn rechtskräftig, und für niemandem im Stamm gab es auch nur den Hauch eines Zweifels an seiner Schuld, nachdem sich der Schamane in Trance versetzt, mit den Göttern geistige Verbindung aufgenommen und vor dem versammelten Stamm den Namen des Flussbezwingers als den des Täters für alle Zeiten verkündet hatte.
Der Alleinige selbst war sich dieser Schuld auch selbst bewusst. Immerhin hatte er einen anderen Whuuorr im Streit getötet. Daraus, dass sein Gegenüber und späteres Opfer diesen Streit selbst angefangen hatte, mildernde Umstände zu ziehen oder gar dahingehend zu argumentieren, dass er sich doch nur selbst verteidigt hätte, wäre keinem Whuuorr je in den Sinn gekommen.
Der Alleinige bildete da keine Ausnahme.
Wer immer den Tod eines Stammesbruders verursachte, war zu verbannen, so lautete das Gesetz.
Die Hoffnung, dass die Wahrheit noch ans Licht kommen würde, da der Alleinige und sein Gegner bei ihrer Auseinandersetzung unter sich gewesen waren, war trügerisch gewesen. Die Götter sahen eben alles, und der Schamane hatte ihren Stimmen offenbar gut zu lauschen gewusst.
Diese Gedanken rasten in diesem Augenblick zusammen mit einem Schwall anderer, ungeordneter Empfindungen und Regungen durch das Hirn des Alleinigen, das zusammen mit dem Verdauungstrakt in seiner Körpermitte angesiedelt war, damit es besser vor den äußeren Temperaturschwankungen geschützt war.
Auch aus der Entfernung konnte der Alleinige deutlich erkennen, wie seine Stammesbrüder verzweifelt versuchten, sich gegen die Angreifer zu wehren. Angespitzte Riesenflosser-Gräten wurden geschleudert, aber kaum eine erreichte ihr Ziel. Die achtbeinigen Angreifer waren unerbittlich.
Wut erfasste den Alleinigen, obwohl sein Stamm ihn ausgeschlossen hatte und er sich ihm eigentlich in keiner Weise mehr zugehörig fühlen durfte.
Aber die alte Bindung ließ sich nicht so einfach leugnen, wie es die Rechtssätze der Whuuorr verlangten.
Er fasste seine angespitzte Riesenflosser-Gräte mit zwei Händen, und einige Augenblicke lang spürte er den starken Impuls, zum Lager zu stürmen und in den Kampf einzugreifen.
So aussichtslos das auch sein mochte.
Die Wut in ihm drohte übermächtig zu werden. Ein Nebel wirrer, gewalttätiger Gedanken tobte in seinem Kopf und bildete ein einziges aufgewühltes Chaos. Mit der Spitze seiner Riesenflosser-Gräte wollte er die achtbeinigen Angreifer der Reihe nach durchbohren und töten.
Tief sog er die dichte Atmosphäre in sich ein und atmete sie gleich danach wieder aus. Eine kondensierende Wolke aus winzigen Methan- und Wassertropfen schoss aus beiden Essöffnungen wie aus einem Dampfgebläse. Die etwas weiter oberhalb gelegene, ausschließlich zum Atmen vorgesehene Öffnung blieb dabei geschlossen.
Mach dich nicht zum Narren! , versuchte er sich selbst auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Es hat keinen Sinn, gegen die Dämonen aus den Sternenschiffen zu kämpfen. Das kann nur ein schlimmes Ende nehmen, so wie es schon die uralten Geschichten des Schamanen berichten …
Eigentlich gab es angesichts dieser Gefahr eine einzige Reaktion, die jetzt noch irgendeinen Sinn machte.
Flucht.
Er musste sich, so gut es ging, verstecken und darauf hoffen, dass die Angreifer sich damit zufrieden gaben,
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