Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
antreten. Die übrigen lassen wir noch ein Weilchen schlafen.« Sie schaltete das Intercom ab.
    Ach Tom, dachte sie, während sie zur Tür hinaushastete. Warum denn das? Konntest du dir nicht etwas Eleganteres einfallen lassen? Etwas weniger Verzweifeltes? Selbstverständlich konnte er das nicht! schalt sie sich selbst, während sie den Gang hinunterlief. Reiß dich zusammen, Jill. Du solltest dir das Nörgeln verkneifen; es ist das mindeste, was du tun kannst.
    Wenige Augenblicke später war sie auf der Brücke und hörte es selbst.

100. Toshio
    Toshio saß in der Klemme. Nicht einmal einen Baum erklettern konnte er. Sie waren zu nahe. Sobald er eine Bewegung machte, würden sie ihn entdecken und sich auf ihn stürzen. Er hörte, wie sie sich ihm in Spiralen näherten und die Schlinge immer enger zogen. Toshio umklammerte seine Pistole und kam zu dem Schluß, daß es ratsam war, sie anzugreifen, bevor sie so dicht herangekommen waren, daß sie einander helfen konnten. Eine kleine Nadelpistole stand gegen gepanzerte Maschinen mit Hochleistungslasern, und er war kein Scharfschütze wie Tom Orley. Genaugenommen hatte er noch nie auf ein denkendes Wesen geschossen. Aber das wäre immer noch besser, als hier zu warten.
    Er kauerte sich auf den Boden und begann nach rechts zum Ufer hin zu kriechen. Er achtete darauf, nicht auf dürres Reisig zu treten, aber eine Minute nachdem er sein Versteck verlassen hatte, scheuchte er irgendein kleines Tier auf, das sogleich unter großem Gezeter ins Gebüsch flüchtete. Augenblicklich hörte er das Geräusch herannahender Mechanicos. Toshio glitt behende unter einem dichten Busch hindurch, doch als er an der anderen Seite hervorschlüpfte, starrte er auf den breiten Fußblock einer Spinne.
    Hab’ dich! Hab’ dich!
    Ein schriller Triumphschrei erscholl. Er fuhr auf und blickte SreekahPol in die irrsinnigen Augen. Der Fin grinste obszön und hob das Bein des Schreiters.
    Toshio rollte sich zur Seite, und der Fuß senkte sich dröhnend auf die Stelle, an der noch einen Augenblick zuvor sein Kopf gewesen war. Er warf sich zur anderen Seite und entging mit knapper Not einem Tritt. Der Schreiter bäumte sich nach hinten und brachte beide Vorderbeine ins Spiel. Toshio sah nicht, wohin er sich hätte wenden können. Er feuerte mit seiner kleinen Pistole gegen den gepanzerten Bauch der Maschine, und feine Nadeln schwirrten harmlos in den Wald. Das triumphierende Pfeifen war pures Primal.
    Hab’ dich! Hab’ dich!
    Und dann begann die Insel zu beben.
    Der Boden hob und senkte sich. Toshio wurde nach rechts und links geschleudert, und sein Kopf schlug rhythmisch auf den Lehmboden. Die Spinne strauchelte und stürzte krachend rückwärts ins Gestrüpp.
    Das Beben wurde schneller. Irgendwie gelang es Toshio, sich auf den Bauch zu wälzen, und dann kam er, von Erdstößen geschüttelt, auf die Knie.
    Mit dröhnendem Knirschen kamen zwei Spinnenreiter auf die Lichtung galoppiert. Der eine donnerte in panischem Schrecken an Toshio vorbei. Der andere aber sah ihn und krächzte wütend auf.
    Toshio wollte seine Nadelpistole heben, doch da begann der bebende Boden der Insel sich schräg zu neigen, und plötzlich war es ein Wettstreit zwischen ihm und dem Delphin, bei dem es darauf ankam, wer als erster zielen und feuern könnte. Dann erhob sich ein Schrei, der in ihren Köpfen widerhallte und sie beide taumeln ließ.
    + BÖSE –
– IHR SEID +
+ BÖSE!! –
– LASST +
+ UNS –
– IN RUHE!! +
    Es war ein Brüllen der Zurückweisung. Toshio stöhnte und preßte sich die Hände an die Schläfen; die Nadelpistole entglitt ihm und fiel auf den rapide sich neigenden Boden. Der Delphin pfiff gellend, als sein Schreiter krampfhaft zuckend umkippte. Er jammerte kläglich.
    Verzeih! Verzeih!
    Patron verzeih!
    Verzeih!
    Taumelnd rannte Toshio los. »Schon verziehen«, brachte er hervor, als er vorüberhastete. Im Augenblick konnte er sich mit dem schizoiden Umschwenken des Fins nicht befassen.
    »Komm mit, wenn du kannst!« rief er über die Schulter zurück und nahm Kurs auf den Strand. Der Lärm in seinem Kopf dröhnte wie ein Erdbeben. Irgendwie gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben und so durch den Wald zu galoppieren. Als er den Rand der Insel erreichte, bemerkte er, wie das Wasser unter ihm brodelte und schäumte. Rechts und links von ihm sah es nirgends besser aus.
    In diesem Augenblick erhob sich gellendes Maschinengebrüll. Er fuhr herum und sah, wie nur hundert Meter weit hinter ihm ein

Weitere Kostenlose Bücher