Sternenjagd
wie Sie das angestellt haben?«
»Es war ganz einfach, Sir. Ich habe mich in Ihre Konsole im Reservebefehlsstand eingeklinkt. Ich zog eine Kopie von jeder Datei, auf die Sie zugegriffen haben.«
»Sehr schlau von Ihnen, Rogers. Und warum verraten Sie mir jetzt Ihr Geheimnis?«
»Weil Sie nichts deswegen unternehmen können. Sie können niemandem von uns mehr schaden, Sir. Keinem. Wenn wir zu Hause angekommen sind, wird man Sie wahrscheinlich ablösen… warum also sollte ich mir Gedanken machen…?«
Korie nickt in vorsichtiger Zustimmung. »Ich kann mich Ihrer Beurteilung der Situation nicht verschließen. Decksmann. Aber ich möchte Ihnen trotzdem einen guten Rat geben, Rogers. Noch bin ich der Erste Offizier an Bord dieses Schiffes. Noch bin ich Ihr Vorgesetzter, und noch bin ich nicht abgelöst. Und bis zu dem Zeitpunkt an dem ich abgelöst werde, erwarte ich, daß Sie sich entsprechend verhalten. Haben Sie mich verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
Korie erhebt sich. »Machen Sie sich keine Mühe mit den Simulationen, Decksmann Rogers. Ich werde sie selbst durchführen.«
»Jawohl, Sir. Machen Sie das, Sir.«
Korie vergäßt den Ortungsraum. Und erlaubt sich ein kurzes, heimliches Grinsen. So weit so gut. Vielleicht…
Kapitel 32
Der Unterschied zwischen Psychonomie und Chemie ist der, daß Chemikalien auch von alleine reagieren können…
SOLOMON SHORT
Rogers schaltet den Interkom ein. »Jonesy? Hier ist Rogers. Hör mal, Korie glaubt anscheinend immer noch, daß sich dort draußen ein Schiff versteckt.«
Jonesy erzählt es Goldberg.
Goldberg erzählt es Erlich.
Erlich erzählt es dem Koch.
Der Koch erzählt es Panyovsky.
Und wo weiter. Innerhalb von fünfzehn Minuten weiß jeder an Bord, daß Korie noch immer glaubt dort draußen verstecke sich ein Schiff. Die Geschichte wird im Flüsterton weitergegeben; zuerst begleitet von Unglauben, dann von Wut dann von verächtlichem Schnauben. Die Gerüchteküche brodelt und die Bemerkungen über den Ersten Offizier sind von schockierender Offenheit.
Aber Korie ist nicht schockiert. Er sitzt in seiner Kabine und lauscht der Unterhaltung. Es ist genau das, was er erwartet hat – und die aufflackernde Wut hat einen anderen Grund. Sie bezieht sich nicht auf die Bemerkungen über ihn, sondern auf den Unterton, der in den Gesprächen mitschwingt. Die verbreitete Information wird verstellt. Aber mit jedem Weitererzählen beginnt sich eine gewisse Rationalität zu manifestieren. Die Situation wird aus der individuellen Perspektive jedes Besatzungsmitgliedes geschildert und die individuellen Stimmungen mitteln sich mit der Zeit heraus.
Doch es dauert so verdammt lang. Und es ist frustrierend zu hören, wie das Gespräch vom Thema abgleitet ohne daß Korie in der Lage ist es wieder zum eigentlichen Diskussionspunkt zurückzuführen. Sie müssen selbst auf den Punkt kommen.
»Nein, er kann keine weiteren Übungen abhalten. Der Kapitän wird es niemals erlauben!«
»Ich weiß nur, was ich gehört habe. Frag doch Rogers!«
»Ja, ja, ja. Aber das ergibt einfach keinen Sinn…«
»Er hat nach Simulationen gefragt. Und du weißt was das zu bedeuten hat…«
»Vielleicht wollte er wirklich nur ein paar Simulationen?«
»… und Erlich hat mit Leen gesprochen…«
»Sag das noch mal!«
»Erlich hat mit Leen gesprochen, und Leen sagt der Erste ist durchgeknallt. Er wollte nicht verraten, woher er das wußte; genaugenommen wollte er überhaupt nicht darüber reden. Erlich hat nur soviel aus ihm herausbekommen: Leen ist Korie gestern abend in der Kantine über den Weg gelaufen, und Korie hat dummes Zeug geredet, von wegen er wäre ein Superbewußtsein oder so was, und der Kapitän des feindlichen Schiffes würde ihn absichtlich in den Wahnsinn treiben…«
Korie hebt eine Augenbraue, als er das hört Nein, sicher hat Erlich nicht viel aus Leen herausbekommen. Bestimmt nicht.
»Es gibt kein anderes Schiff.«
»Ja. Du weißt es, ich weiß es, jeder an Bord weiß es… außer Korie. Weißt du, was ich denke?«
»Was?«
»Er kann nicht für eine Sekunde aufhören, an dieses andere Schiff zu denken – weil, wenn er das tut dann erkennt er, wie verrückt er inzwischen ist… Aber wenn jemand erst mal verrückt ist, dann kann er gar nicht mehr bemerken, daß er verrückt ist…«
Ein Anfall von Wut läßt Korie erröten. Er zwingt sich dazu, ruhig durchzuatmen, dann blickt er den Sprecher an und murmelt grinsend: »Wenn ich jetzt einen Bleistift in der
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