Sternenjagd
aussehen. Ich hoffe, ich muß nicht mehr so lange warten. Wenn ich noch lange hierbleibe, dann weiß es das gesamt Schiff, und er wird niemals kommen.
Aber in dem Augenblick, wo er das denkt öffnet sich die Tür mit einem Zischen, und als Korie um die Ecke späht sieht er Wolfe hereinkommen. Korie zuckt rasch zurück und reibt sich ein letztes Mal heftig die Augen. Er atmet tief ein, und als er die Luft ausstößt scheint er in sich zusammenzufallen. Er sieht jetzt aus wie ein alter Sack voller Knochen. Die Schultern sind nach vorn gezogen, als wäre er plötzlich zu einem Feigling geworden, der bereits bei der leichtesten Drohung zusammenzuckt. Er dreht die Dusche ab und geht mit scheuen, ängstlichen Schritten nach vorn. Gott ich hoffe, ich übertreibe nicht zu sehr…
Vorsichtig tritt er nach vom, bis er Wolfe erkennen kann - und als er ihn sieht legt er eine Hand schützend über seine Genitalien. Ah, das tut gut Rasch dreht er sich um und greift nach seinem Handtuch, hält es immer vor sich, während er sich damit abzutrocknen beginnt. Er nimmt seine Augen keine Sekunde von Wolfe, und er achtet sorgsam darauf, seinen leicht verängstigten Gesichtsausdruck nicht zu verlieren. Wolfe steht am Urinal und dreht Korie den Rücken zu – aber er ist sich der Anwesenheit des Ersten Offiziers bewußt. Seine raschen Seitenblicke und die unnatürliche Steifheit sind genau die Hinweise, die Korie benötigt.
»Äh… entschuldigen Sie«, beginnt Korie und tritt rasch an Wolfe vorbei, um seine Kleider vom Boden aufzusammeln. Dann weicht er in die entgegengesetzte Ecke des Raums zurück, wendet sich von Wolfe ab und blickt angestrengt zu Boden, während er mit dem Abtrocknen fortfährt.
»Jetzt bist du nicht mehr so groß, was?« schnarrt Wolfe. »Ah…« Korie blickt unsicher auf. Ich könnte dich küssen dafür. Es passiert nicht oft daß jemand so bereitwillig in die Falle läuft »Entschuldigung. Mister Wolfe. Was haben Sie gesagt?«
»Mister Heizdüse Korie…« schnaubt Wolfe verächtlich, »… jetzt weißt du, wie es ist wenn man sich wie ein Stück Scheiße fühlt was?« Sein Gesichtsausdruck ist angespannt Gemeinheit blitzt aus seinen Augen.
Korie bemüht sich, aufgebracht zu scheinen. »Ich… ich habe nur das getan, was ich für richtig gehalten habe. Ich habe einen Fehler gemacht… jeder macht Fehler.«
»Jaaah. Du hast schon einen Fehler gemacht als du dich zur Flotte gemeldet hast. Das hier war ein gemütliches Schiff, kein Schweiß, bis du an Bord gekommen bist. Du und deine gottverdammten Übungen. Immer hast du uns nur angetrieben, immer und immer wieder… was hast du eigentlich gedacht wie wir darauf reagieren würden? Mit Küssen? Du bist so ein Arschloch, du hast selbst Schuld. Wir haben alle nur darauf gewartet daß du auf die Schnauze fällst… aber du hast selbst unsere kühnsten Erwartungen übertroffen…«
»Sehen Sie«, bettelt Korie schüchtern, »nehmen Sie es nicht so ernst ja? Meinen Sie nicht ich hätte keine Gefühle? Glauben sie nicht mir geht es schon schlecht genug? Warum müssen Sie mir das jetzt noch unter die Nase reiben?«
»Weil du genau das gleiche mit mir getan hast!« schnarrt Wolfe. »Und hast du mir gegenüber etwa Mitleid gezeigt? Nein. Null. Nada. Zero, Zilich. Warum um alles in der Welt sollte ich jetzt so höflich sein und auf deine Gefühle Rücksicht nehmen? Ich will sehen, wie es dir weh tut Arschloch. Ich wollte es vom ersten Tag an, als du auf das Schiff gekommen bist. Ich hab’ verdammt lang auf diesen Augenblick gewartet Mister.« Wolfe tritt stolz einen Schritt vor. Er hat sich hoch aufgerichtet und sieht jetzt sehr entschlossen aus.
Korie fragt sich: Jetzt? Oder soll ich noch einen Augenblick warten…? Er entscheidet sich noch zu warten. »Ich… ich bin immer noch ein Offizier, Mister Wolfe. Ich… ich schlage vor, daß Sie das nicht vergessen.«
»Ha! Du bist nur noch Offizier, weil der alte Mann so gnädig ist!«
»Ah… ich glaube nicht daß Sie alle Fakten kennen, Mister Wolfe…« Langsam hebt Korie den Blick und sieht dem anderen mit einem sorgsam berechneten Ausdruck in die Augen. Für eine Sekunde steigt Panik in Wolfe hoch. Er fragt sich, ob er den Mund vielleicht zu weit aufgerissen hat.
Aber sein eigener Schwung reißt ihn weiter. »Ich weiß alles, was du weißt! Und ich hoffe, sie verkaufen Eintrittskarten für deine Kriegsgerichtsverhandlung, Arschloch. Weil ich nämlich einen Platz in der ersten Reihe kaufen werde!«
Kriegsgericht!
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