Sternenjagd
identifizieren. Ich wußte zu diesem Zeitpunkt noch nicht daß es sich um eine Simulation handelte, Leitender. Ich wußte nur, daß an einer so sauberen Schwankung irgend etwas faul sein mußte. Nach einer Weile begann ich, jeden einzelnen Bestandteil des Signals zu analysieren. Ich behielt es für mich, weil ich nicht wollte, daß irgend jemand erfuhr, was ich tat oder dachte. Aber als ich nach dem ausgefransten Beta-Welleneffekt suchte, den ich sehr genau kannte, da konnte ich ihn nicht finden, Leitender. Er war einfach nicht da.«
Leens Stimme ist ein Flüstern. Sehr leise, sehr besorgt. »Sir? Wir haben das System ausgetauscht Sir. Als wir zu improvisieren begannen, Sir, da verschwand dieser Effekt.« Leen fürchtet sich, die Worte laut auszusprechen. »Ich kenne den Welleneffekt ebenfalls, Sir. Glauben Sie mir, ich weiß, wie er aussah. Er erinnerte mich stets an die Silhouette von Tamarinth, und nachdem wir das System repariert und diesen Phasenadapter ausgetauscht hatten, mußte ich die Apparate abstimmen, und ich suchte nach dem Effekt – er war schon beinahe ein alter Freund, Sir –, doch er war verschwunden. Daher wußte ich, daß er durch eine der ausgetauschten verursacht worden war. Ich benutzte genau diesen Effekt stets, um die Anlage abzustimmen, weil er so beständig war. Deswegen fiel es mir gleich auf, als er verschwunden war, Sir.«
Korie blickt den Leitenden Ingenieur mit einem erschöpften Ausdruck an. »Das weiß ich auch«, sagt er rasch. »Ich weiß es. Ich überprüfte unser Signal, verglich einen simulierten Welleneffekt mit dem simulierten Echo, das der Gegner ausstrahlte, und als mir klar wurde, daß unser Welleneffekt verschwunden war, und aus diesem Grund unser Reflex sich ebenfalls ändern mußte, da hatte ich den Hinweis, der mir noch fehlte. Verstehen Sie denn nicht Leitender? Ich erkannte, daß es bestimmte Schlüsselschwingungen geben mußte, die der Feind auf diese Entfernung gar nicht empfangen konnte – und genau aus diesem Grund niemals akkurat zu reproduzieren imstande sein würde. Ich suchte unseren ›Reflex‹ genau nach diesen Schwingungen ab – und sie waren nicht vorhanden. Glauben Sie mir jetzt endlich? Sehen Sie in der Datenbank nach, wenn Sie meinen, daß ich lüge.« Korie sinkt in seinem Stuhl zurück. Die Intensität seines Vortrags hat ihn erschöpft.
Leen blickt ihn mit dem Gesichtsausdruck eines geprügelten Hundes an.
Korie sieht über den Tisch hinweg zu Leen und wartet. Sein Verstand arbeitet rasend, untersucht jedes Wort das er gerade von sich gegeben hat und er fragt sich, ob er vielleicht etwas vergessen hat. Er blickt über den Tisch hinweg zu Leen und kommt nach und nach zu der Erkenntnis, daß der Leitende Ingenieur sich in einer Art Schock befindet.
Die Frage ist denkt Korie, kann er nicht verdauen, was ich ihm über die Psychonomie an Bord der Roger Burlingame verraten habe, oder liegt es an der fehlenden Schwingung neunter Ordnung? Es ist so offensichtlich. Rückblickend betrachtet ist es geradezu zwangsläufig. Man muß logisch bis zum Ende denken. Aber sieht Leen das auch? Was denkt Leen? Erscheint es ihm vielleicht als so unbedeutend, so lächerlich, daß es meine Handlungsweise nicht rechtfertigt? Oder sucht er nach einer alternativen Erklärung für das Fehlen der Schwingung? Ich wette, er denkt sich eine plausible aus. Es ist schon erstaunlich, zu welchen Rationalisierungen der menschliche Verstand fähig ist um nicht das Offensichtliche zur Kenntnis nehmen zu müssen. Aber Leen ist kein Alpha, und für ihn ist es vielleicht gar nicht so offensichtlich wie für mich. Die eigentliche Frage, mein lieber Mister Korie, bleibt bestehen: Warum hat der Feind uns nicht augenblicklich angegriffen?
Schön und gut wir gehen davon aus, daß der andere meint wir seien ein Ungeheuer der K-Klasse. Genau wie ich meine Mannschaft davon überzeugt habe, daß ich ein Ungeheuer der K-Klasse bin. Verdammt noch mal, aber ich dachte, es könnte funktionieren. Ich dachte, ich könnte den Groll am Ende in Loyalität verwandeln. Ich habe mich verrechnet Egal. Wenn wir den Feind davon überzeugt haben, daß die Roger Burlingame als Gegner zu mächtig ist dann besteht vielleicht seine beste Chance darin, so zu tun, als sei er gar nicht da… weil… wenn wir wirklich so groß wären, wie wir vorgeben zu sein, dann sind wir nur dann verwundbar, wenn wir glauben, daß es gar keinen Gegner gibt!!!
Natürlich!!!
Das ist es! Der andere Kapitän ist wirklich verdammt
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