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Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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schöpfen. Manchmal merke ich, wie ich zu mir selbst rede, und ich beginne allen Ernstes zuzuhören, was ich mir wohl zu sagen habe, ich beobachte meinen eigenen Verstand. Leen – macht Ihnen das angst? Manchmal macht es sogar mir selbst angst. Werde ich es rechtzeitig erkennen, wenn ich verrückt werde? Oder wird die Fähigkeit die Verrücktheit zu erkennen, das erste sein, was ich dann verliere? Es macht mir angst Leen. Entsetzliche Angst. Wäre ich verrückt dann wäre ich ganz sicher auch gefährlich, nicht wahr?«
    Korie nippt an seinem kalten Kaffee, diesmal ohne das Gesicht zu verziehen. Er benötigt die Flüssigkeit damit er weiterreden kann.
    »Aber der Punkt auf den ich hinauswill, Leitender, ist folgender. Der Feind ist dort draußen. Er lauert aber er hat uns nicht angegriffen, als wir verwundbar waren. Als wir aus dem Hyperraum kamen. Was können wir daraus schließen? Es sagt mir, daß er uns nicht angreifen kann. Ich glaube nicht an die Theorie, daß er aufgrund eines Maschinenschadens angehalten hat. Nein, er hielt an, weil es ein Bestandteil eines größeren Plans war, und nicht weil er dachte, er könnte uns zerstören. Und das zeigt mir, daß mein Plan funktioniert hat. Wenn es mir gelingen könnte, dieses Schiff genügend aggressiv aussehen und handeln zu lassen, dann würde der Feind annehmen, daß es sich um einen Kreuzer der K-Klasse handelt und sich von uns fernhalten. Die Taktik ging auf, das feindliche Schiff fiel auf unseren Trick herein und floh. Und dann mußte er so tun, als sei er nicht mehr da, weil er es nicht in einer direkten Auseinandersetzung mit einem Kreuzer aufnehmen kann. Und er mußte glauben, daß wir ein Schiff der K-Klasse waren. Und jetzt die Frage: Müssen wir es glauben, wenn er so agiert als wäre er nicht da? Verrückt nicht wahr? Wir sind beide gottverdammte Lügner, was? Aber so ist der Krieg. Man kämpft mit faulen Tricks und Lügen. Mit Berechnung und Manipulation. Und deswegen müssen Kapitäne nicht in erster Linie gute Kapitäne, sondern gute Psychonomiker sein. Nicht um der Mannschaft willen, sondern des Gegners. Aber – wenn man ein derartiges Werkzeug in der Hand hat warum soll man es dann nicht auch bei der Mannschaft einsetzen, wenn es nötig ist? Schließlich muß sie kampfbereit sein, oder nicht? Und wenn die Alternative darin besteht daß alle sterben müssen – zur Hölle, die Aufgabe der Rotte besteht nicht darin, den Männern beizubringen, wie sie sich schönmachen. Das ist das Geheimnis einer Kampftruppe. Man muß ihr Energie für ihre Emotionen geben. Man muß jemanden präsentieren, den sie hassen kann. Man kann einen Feind nicht hassen, den man nie zu Gesicht bekommt also muß man seinen eigenen Anführer hassen, leidenschaftlich hassen, und wenn der Anführer gut ist dann wird es im richtigen Augenblick eine Beziehung aus widerwilligem gegenseitigen Respekt geben, und alle Wut und aller Haß werden kanalisiert in das Bestreben, den Feind zu zerstören. Eine schöne Beziehung, zwischen einem Anführer und seiner Mannschaft. Wie der Ritt auf einem Hengst Leen, nackt im Wind, beinahe wie ein Liebesakt – ja, ich weiß, wie das klingt aber das ist ein werterer Teil des Preises, den man zu zahlen hat wenn man ein Alpha ist. So, jetzt wissen Sie alles, Mister Leen, und können sich ein Bild machen. Und? Ich habe meine Arbeit erledigt oder nicht? Das andere Schiff floh vor uns, oder nicht? Die Frage… die eigentliche Frage lautet: Warum hat es so getan, als wäre es unser eigener Reflex? O ja, Leitender, ich vermutete es von Anfang an. Ich kenne die Muster unseres Schiffes, Leen. Ich kenne unseren Maschinenraum genausogut wie Sie, und ich weiß alles über Fluxschwankungen und all die vielen unechten Reflexe. Ich vermutete, daß wir selbst es waren, die den Reflex erzeugten, nur wußte ich genau, wie unser Reflex aussieht. Und der Gegner war verdammt gut. Seine Simulation war einfach perfekt. Er hatte nicht den ausgefransten Welleneffekt der alle dreiunddreißig Megazyklen stattfindet und das hat ihn am Ende verraten, Mister Leen. Ich habe mir den Reflex lange und ausgiebig angesehen, ich starrte stundenlang auf den Schirm. Sie haben mich gesehen. Irgend etwas stimmte nicht mit diesem Reflex, ich spürte es, aber ich wußte nicht was. Er hatte etwas, das nicht richtig aussah. Ich vertraute meinem Instinkt und so suchte ich nach dem Hinweis, den mein Unterbewußtsein schon lange erkannt hatte, ohne daß mein Verstand in der Lage gewesen war, ihn zu

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