Sternenjagd
wie in der Zentrale«, verrät er. »Heute mußte ich ein gebrochenes Schlüsselbein richten, die erste ärztliche Behandlung seit Monaten. Beinahe hatte ich schon vergessen, wie man so etwas macht. Zum Glück fand ich ein paar Hinweise in der Schiffsdatenbank…«
Korie ignoriert den Redefluß des anderen. »Ein gebrochenes Schlüsselbein? Wer?«
»Heute früh. Ein Radec-Techniker. Ein junger Bursche namens Rogers.«
»Rogers?« Plötzlich wird Korie hellwach. »Wie ist das passiert?«
Panyovsky gibt sich gelassen, aber er blickt nach rechts und links und wartet mit seiner Antwort bis ein vorüberkommender Decksmann außer Hörweite ist »Sie sagten, er wäre gegen die Schotten gefallen. Aber ich glaube nicht an diese Geschichte.«
»Und warum nicht?« Panyovskys Augen verengen sich vielsagend. »Kennen Sie den Burschen?«
Korie bleibt unverbindlich. »Er arbeitet in der Zentrale.«
Panyovsky nickt. »Dann wissen Sie ja, wie die Besatzung ihn behandelt.«
»Ja… wie den Grünschnabel, der er ist.«
»Dann wissen Sie auch, wie er an das gebrochene Schlüsselbein gekommen ist. Irgend jemand hat ihn dazwischengenommen.«
»Ein gebrochenes Schlüsselbein ist schon ziemlich heftig. Wo ist es geschehen?«
»In Abschnitt K. Auf dem Achterdeck.«
»Das ist ein Mannschaftsraum«, sagt Korie. Er runzelt die Stirn. »Warten Sie mal – Rogers hat seine Koje woanders. Er schläft weiter vorn!«
»Das mag sein, wie es will. Jedenfalls lautet so die Geschichte, die man mir erzählt hat. Erlich und MacHeath brachten ihn zu mir, und nach ihrer Geschichte ist er im Abschnitt K gegen ein Schott gefallen.« Er unterbricht sich und schlürft an seinem Kaffee. »Aber man muß kein Arzt sein, um zu sehen, daß der Junge ziemlich gemein zusammengeschlagen worden ist.«
Korie blickt besorgt. »Das gefällt mir nicht.«
Panyovsky zuckt die Schultern. »Was können Sie schon unternehmen? So etwas passiert eben. Die Mannschaft muß ihre Differenzen untereinander austragen.«
»Aber nicht auf diese Weise. Nein, nicht wenn sie sich gegenseitig dienstunfähig schlagen.«
»Oh, ich glaube nicht daß es Rogers so schlimm erwischt hat. Er wird für eine Weile mit einer Schiene herumlaufen, aber er wird seine Arbeit machen können.«
»Das meine ich nicht. Was, wenn er nicht Radec-Techniker, sondern bei der ›Affenmannschaft‹ wäre? Oder irgendwo, wo er einen Raumanzug tragen muß? Könnte er das mit seiner Schiene?«
Der Schiffsarzt fixiert Korie mit einem bedächtigen Blick. »Meine Aufgabe besteht nur darin, sie wieder hinzukriegen, Mister Korie. Ich bin nicht ihr Kindermädchen. Das sollten Sie sich ebenfalls merken. Was die Männer außerhalb meiner Krankenstation anfangen, ist ganz allein ihre Sache. Ich versuche, mich nicht hineinziehen zu lassen, weil ich nämlich genau zwischen beiden Seiten stecke.«
»Wissen Sie, wer es getan hat?«
»Nur Gerüchte…«
»Wer?«
»Ich will Ihnen etwas verraten, Mister Korie. Sie werden es vielleicht noch nicht bemerkt haben, aber es ist nicht leicht.
Sanitätsoffizier zu sein. Zumindest nicht an Bord eines Zerstörers der F-Klasse. Ich weiß wahrscheinlich besser, was an Bord vor sich geht als jeder andere Mann auf diesem Schiff, einschließlich Ihnen und dem Kapitän und sogar dem Gewerkschaftsvertreter. Die Mannschaft erzählt mir ihre Probleme. Sie erzählen mir Ihre Probleme – und alle denken, ich stünde auf ihrer Seite. Ich darf keine eigene Meinung haben, und ich stehe immer zwischen den Fronten. Also ist es das sicherste, wenn ich meine Arbeit erledige und die Mannschaft versorge, so gut ich kann – und sonst gar nichts. Damit wenigstens Sie alle Ihre verschiedenen Meinungen haben können.«
»Aha«, sagt Korie. »Und jetzt nachdem Sie Ihren standardisierten ›Ich-muß-immer-schön-neutral- bleiben‹-Spruch aufgesagt haben – wer war es?«
»Meine Spione berichten, daß ein Bursche namens Wolfe dahinter steckt Kennen Sie ihn?«
»Ja. Ich kenne ihn.« Korie will sich erheben. Panyovsky packt ihn am Arm und hält ihn fest.
»Warten Sie einen Augenblick, mein Freund. Das wäre keine gute Idee.«
»Was wäre keine gute Idee? Sie wissen doch gar nicht was ich vorhatte.«
»Was auch immer Sie vorhatten«, grinst Panyovsky. »Es wäre mit Sicherheit keine gute Idee gewesen.«
Korie setzt sich wieder. »Und warum nicht?«
»Weil«, beginnt der Schiffsarzt langsam, »selbst Rogers sagt daß er gegen einen Schott gefallen ist.«
»Obwohl Wolfe ihm beim Fallen
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