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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ich. »Zum Teufel mit dem Profit, zum Teufel mit der Technik! Wir haben vielleicht zum allerersten Mal die Chance, Freunde zu finden! Nicht ein Bündnis mit den Geometern oder dem Schatten einzugehen, sondern Freunde zu finden! Die Alari! Weißt du, was das Wort Freund für die Geometer bedeutet? Mag sein, die Alari haben nicht ganz und gar recht. Aber sie haben mir vertraut! Sie haben uns vertraut! Was sind im Vergleich dazu schon die Plasmatriebwerke oder der Ggorschsch?«
    Auf der Stelle hüpfend rieb Danilow sich das Knie.
    »Kein Ggorschsch, sondern ein Ggorschsch«, erklang es hinter mir. »Das sind zwei große Unterschiede.«
    Ich drehte mich um.
    Mascha hielt einen weiteren Paralysator auf mich gerichtet.
    »Ja, es sind Einwegwaffen«, gab sie an Danilows Stelle zu. »Die Technik erlaubt es noch nicht, einen kolloidalen Laser nachzuladen. Aber ich habe mir zwei von ihnen geben lassen.«
    Was für ein Idiot ich doch bin!
    Wie hatte ich nur glauben können, dass das Ingenieurgenie Mascha Klimenko in dem bescheidenen wissenschaftlichen Zentrum meines Großvaters eine ganze Waffenkammer aufgebaut hatte, welche die der Wesi weit übertraf!
    Und konnte mein Großvater genauso naiv gewesen sein wie ich?
    »Nimm’s mir nicht übel, Petja«, sagte Mascha und zog den Abzug.
    So fühlt es sich also an, wenn man paralysiert wird.
    In meinem Körper bildete sich etwas Weiches. Nicht Watte, sondern Gelee. Meine Augen schlössen sich halb, die Arme hoben sich zur Brust, die Beine zum Bauch. Meine gegen den Boden gepresste Wange schien beschlossen zu haben, durch die Zähne zu sickern.
    Mascha stieg über mich hinweg und beugte sich zu Danilow runter. »Stehen Sie auf, Oberst!«
    In ihrer Stimme lag weniger die Sorge um einen Freund als vielmehr Respekt gegenüber dem Ranghöheren.
    Mein Gott, wie blöd ich doch gewesen war!
    Da hatten wir also das Shuttle geklaut!
    Wir Möchtegern-Terroristen!
    Dabei war jeder einzelne Schritt seit unserem Gespräch mit Danilow von oben abgesegnet gewesen!
    Ach, Großpapa, Großpapa!
    Ich sah dem Reptiloid in das erstaunte Gesicht mit den gebleckten Zähnen, das Einzige, was ich in meiner momentanen Position sehen konnte.
    Fast, als wollte ich in den nicht-menschlichen Augen eine Antwort lesen.
    O nein! Mein Großvater hatte alles gewusst, ganz genau hatte er es gewusst. Aber er hatte die Weltraumsicherheit ausspielen wollen. Er hatte gehofft, die persönliche Treue des ehemaligen Waisenkindes Mascha überwöge sämtliche Vorschriften und Befehle.
    Eins hatte er dabei allerdings nicht bedacht: Die Treue war nicht an sein Gehirn gekoppelt, das er erfolgreich vorm Gedächtnisschwund bewahrt hatte, sondern an jenen alten Körper, den niemand mehr brauchte.
    Danilow stieg unbeholfen über mich und ging zum Pult. Ich glaubte schon, er würde mich treten. Aber so weit vergaß er sich nicht.
    Schließlich waren wir doch Freunde!
    »Wir müssen den Jump so schnell wie möglich einleiten, Oberst!«, bemerkte Mascha.
    »Das weiß ich selbst, Major«, antwortete Danilow.
    Oho, was für eine glänzende Karriere unsere Mascha schon gemacht hatte!
    »Schnall Pjotr und den Zähler in den Sitzen an!«, befahl Danilow. »Tempo! Möglicherweise beobachten uns die Alari!«
    Ich wollte ihn eigentlich darauf hinweisen, dass sie uns, selbst wenn sie die Möglichkeit dazu hätten, nie bespitzeln würden. Vertrauen kennt nun mal keine Abstufungen! Aber ich konnte ja nicht sprechen. Genauso wenig, wie ich Mascha Widerstand leisten konnte, die mich mit aller Kraft zum Sitz zog.
    »Könnten wir vielleicht befehlen, die Schwerkraft aufzuheben?«, fragte sie.
    »Das ist nicht nötig. Und du gehst mir auch nicht rüber in den Scout! Am besten vergisst du ihn ganz! Wenn alles glattläuft, wird er auf die Rückkehr des Piloten war ten. Aber wir können auch nicht ausschließen, dass …«
    Nachdem Mascha mich angeschnallt hatte, konnte ich samt Karel samt Großvater nicht mehr sehen. Ich hörte nur noch, wie sie hantierte. Wie die Ziffern über den Bildschirm liefen, um die Zeit bis zur Wahl des Jumpsektors anzugeben.
    Cualcua, kannst du mir helfen? Cualcua?
    Mein Symbiont antwortete nicht sofort.
    Nein. In den nächsten Stunden nicht. Eine höchst originelle Waffe. Das periphere Nervensystem hat einen Schock erlitten. Normalerweise könnte ich es kopieren, aber ich habe die gleichen Schwierigkeiten wie du.
    Zum ersten Mal in meinem Leben freute ich mich nicht über den Triumph der irdischen Technik.
    Mit dem Zähler

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