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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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uns verbünden, mit den Geometern oder mit dem Konklave, es wird unser ganzes Schicksal verändern. Und dein Verhalten … habe keine Angst, das wird man nicht vergessen. Du bist der Mensch, der die Erde auf ihrem Weg in die Zukunft gebracht hat. Der alles zum Guten gewendet hat! Du bist schon heute ein Held! Was wir uns bisher für dich überlegt haben, ist doch nicht der Rede wert. Und damit meine ich nicht etwaige Strafen, sondern deine Auszeichnungen.«
    Er setzte abermals ein schiefes Lächeln auf.
    »Wir müssen eine Versammlung der UNO einberufen, damit man sich eine angemessene Auszeichnung für dich überlegt …«
    Über meine Brust rieselten eisige Schauder. Mich fröstelte, das Ganze widerte mich an. Als hätte man mich mit Spülicht übergössen.
    »Glaube und Liebe …«, sagte ich.
    »Was?«
    »Glaube und Liebe werden mir helfen. Das antworten die alarischen Offiziere ihrem Kommandanten, wenn sie ausziehen.«
    In Danilows Augen veränderte sich etwas. Gerade eben hatten in ihnen noch Verlegenheit und Schuld gestanden. Wie bei einem durchtriebenen Schuljungen, der den Primus anstiftet, den Unterricht zu schwänzen und Schnaps auszuprobieren. Jetzt lagen in ihnen nur Ekel und Verachtung.
    »Nimmst du das alles etwa ernst? Petja, die Alari werden es nicht wagen, auch nur einen Mucks darüber zu verlieren, dass wir ihr Schiff entführt haben! Damit würden sie sich nur selbst reinreiten!«
    »Dann frag Karel nach seiner Meinung!«
    »Karel, du selbst hast Pjotrs Vorschlag als Wahnsinn bezeichnet«, fuhr Danilow fort, den Blick fest auf mich gerichtet. »Was hältst du von meinem?«
    »Das ist Verrat«, antwortete der Reptiloid.
    »Das wundert mich nicht«, ließ sich Danilow vernehmen. Er trat einen Schritt zurück und knöpfte das Holster auf.
    Wollte er etwa schießen?
    Noch bevor ich irgendetwas unternehmen konnte, zog Danilow die Waffe. Nur dass das keine »Laserpeitsche« war, sondern so ein Lähmungsdings, auch wenn es überhaupt nicht wie jener Apparat aussah, den mein Großvater einmal in meinem Beisein gebraucht hatte.
    Danilow schoss, mehr oder weniger ohne zu zielen. Mit idiotischer Verwunderung begriff ich, dass der Oberst im Schießen nicht weniger Erfahrung hatte als im Lenken einer Fähre. Der Reptiloid sank sanft zu Boden.
    »Keine Sorge, er ist nur gelähmt«, versicherte mir Danilow rasch. »Pjotr, ich biete dir jetzt zum letzten Mal an …«
    »Das ist eine Einwegwaffe«, erinnerte ich ihn.
    Danilow blickte runter auf den Paralysator – und ich stürzte mich auf ihn. Mir blieb nicht einmal mehr die Zeit, den Cualcua um eine Kampftransformation zu bitten. Allerdings bestand dafür auch keine Notwendigkeit.
    Sicher, ich war kein Geheimdienstmann mit jahrelanger Erfahrung – ich war einfach nur halb so alt wie Danilow.
    Glaube und Liebe!
    Mir doch egal, welche Motive der alarische Kommandant hatte ! Ich hatte ihm versprochen, zum Kern zu fliegen, und damit war es mir ernst gewesen !
    Danilow wich dem ersten Schlag aus, brachte sich in Kampfposition und warf die Waffe weg. Ich handelte jetzt ganz instinktiv. Die Wesi, diese Nachfolgerin des NKWD, des KGB, des FBI und anderer angenehmer Firmen, heute, im kosmischen Zeitalter, brachte einem im Rahmen der Zweikampfausbildung allerlei ungewöhnliche Tricks bei.
    Ich dagegen holte bloß aus und semmelte ihm eine, ganz ohne Kampfkunstregeln, sondern genauso, wie ich mich in der Kindheit geprügelt hatte.
    Danilow versuchte erneut, dem Schlag auszuweichen. Seine Reflexe ließen nichts zu wünschen übrig, doch gerade sie spielten ihm diesmal einen Streich. Eine Schlägerei in der Schwerelosigkeit – und Gerüchten zufolge basiert darauf die Zweikampfausbildung der Wesi – ist eine Sache. Etwas ganz anderes ist es, wenn die Schwerelosigkeit in dem vertrauten Cockpit eines Shuttles plötzlich wegfällt. Danilow federte sich vom Boden hoch, fraglos in der Absicht, zur Decke zu schweben. Die Anziehungskraft machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Mitten in seinem unbeholfen Sprung erwischte ihn mein Kinnhaken.
    »Du bist ein Dreckskerl …«, zischte ich, den sich krümmenden Oberst nicht aus den Augen lassend. Mir fiel der Navigator wieder ein, dieser arme Kerl, dem Danilow, ohne mit der Wimper zu zucken, ein Bein gebrochen hatte. »Ein Dreckskerl …«
    Ich trat ihm vor die Kniescheibe, worauf Danilow aufheulte. Natürlich hatte ich ihm nichts gebrochen – aber gehörig wehgetan.
    »Wir sind Menschen! Menschen, du Idiot!«, schrie

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