Sternenschatten
bist du nicht in Symbiose? Ist er ernsthaft verletzt?
Nein. Ihre Rasse eignet sich nicht für die Symbiose mit uns. Ihr Leben beruht auf einer völlig anderen Grundlage. Eine Verschmelzung mit ihm ist genauso unmöglich wie mit der Plasmagrundlage der Torpp. Mich wundert sowieso, dass der Lähmungsstrahl bei dem Zähler gewirkt hat … Proteinfreie Strukturen müssten eigentlich intoleranter sein.
In der Tat, was für ein Triumph der irdischen Technik! Da stellte der Zähler also eine proteinfreie Lebensform dar – und war trotzdem komplett ausgeschaltet worden!
Warum gelangen – und gelingen – uns technische Durchbrüche eigentlich immer nur im militärischen Bereich?
»Bereitet euch auf den Jump vor!«, verlangte Danilow.
Doch selbst die allumfassende Euphorie vermochte meine Verzweiflung nicht zu vertreiben.
Es war wie auf einer Wippe … einer wahnsinnigen Wippe. Aufstieg und Fall. Dunkel und Licht. Ekstase und Schmerz. Nach dem vierten Jump hatte ich den Eindruck, mein Körper gehorche mir allmählich wieder.
Leider hatte nicht nur ich diesen Eindruck. Vor dem fünften Jump fesselten Danilow und Mascha mich, absolut fest und unter Verschwendung einer ganzen Rolle Klebeband. Auch der Reptiloid war auf seinem Sitz gefangen. Ihn verschnürten sie noch sorgfältiger, denn anscheinend konnten sie die physischen Möglichkeiten des Aliens nicht genau einschätzen.
»Willst du etwas trinken, Petja?«, fragte Danilow.
Er war die Freundlichkeit selbst, was meinen Schmerz noch schürte. Ist jetzt noch Platz für einsame Helden? Man kann zum Wirt einer uralten Amöbe werden, man kann einem Zähler erlauben, das Gedächtnis aus einem herauszupumpen, dann alle Kreise des Paradieses einer fremden Welt durchwandern und in die eigene zurückkehren. Alles ist möglich. Nur zeigt sich im entscheidenden Moment, dass man an einer unsichtbaren Leine geht und niemand die Absicht hatte, einen von dieser Leine zu lassen. Und wen man für einen Freund gehalten hat, der hat einem nur auf Befehl von oben beigestanden, während ein kribbeliges Weibsbild geduldig a uf die »Stunde X« gewartet hat.
»Du Schwein!«, zischte ich – und wunderte mich, dass meine Lippen mir bereits wieder gehorchten.
In Danilows Augen glomm ein nervöses Funkeln auf. »Bist du wirklich sicher, dass du das Recht hast zu entscheiden, was für die Erde am besten ist, Pjotr?«
»Ja!«
»Siehst du, und ich bin mir genauso sicher«, hielt er zufrieden dagegen.
»Es gibt da … nur einen … Unterschied«, presste ich hervor. »Du hast mich betrogen. Verraten.«
»Vielleicht zeigt das ja nur, dass ich mehr vom Leben verstehe?« Ohne eine Antwort zu erwarten, fuhr Danilow fort: »Was ist jetzt, willst du was trinken?«
Das wollte ich. Sehr sogar.
Nach dem achten Jump erkundigte sich Danilow erneut, ob ich etwas brauchte. Diesmal lehnte ich das Wasser nicht ab. Gierig leerte ich ein Glas und wollte sogar schon fragen, ob mit dem Schiff der Geometer alles in Ordnung ist. Zu gern hätte ich gehört, dass das Schiff abgestürzt war, beim Jump abhandengekommen war, die Triebwerke eingeschaltet hatte und abgehauen war … wohin auch immer, von mir aus sogar in seine eigene Welt.
Glücklicherweise begriff ich noch rechtzeitig, dass das Schiff noch an uns klebte. Andernfalls wäre nämlich die Schwerkraft verschwunden. Die kluge und naive Technik der Geometer wartete auf ihren Piloten …
Nach dem zwölften Jump machte sich Danilow lange am Navigationspult zu schaffen. Keine Frage, wir waren vom Kurs abgekommen. Aus einem Impuls heraus wollte ich meine Hilfe anbieten, aber selbstverständlich hätte mir der Oberst die Steuerung nicht überlassen. Und es nur anzubieten, um mich über meinen Feind lustig zu machen … das wäre dumm gewesen. Naiv.
»Vielleicht sollten wir den Laderaum leeren, Sascha?«, schlug Mascha vor.
Danilow dachte kurz nach und legte dann ein paar Schalter um. Wahrscheinlich bestand gar keine Notwendigkeit, sich von der Last der Büsten zu befreien. Dem Jumper war es egal, welches Gewicht das Schiff auf die Waage brachte, und die Plasmatriebwerke der Alari bewältigten noch ganz andere Lasten. Wahrscheinlich hätte es einfach dämlich ausgesehen, mit der alten Fracht zurückzukehren.
»Die Arretierungen sind gelöst, die Blockierung aufgehoben«, kommentierte der Oberst in alter Gewohnheit seine Handlungen. »Die Luke wird geöffnet …«
Automatisch schielte ich zu einem der großen Bildschirme. Kein schlechter Gedanke, der
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