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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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kaum möglich, das zu vergessen, solange du in diesem Körper steckst … Was willst du mir damit sagen? Wenn er seine Bedingungen vortragen will – bitte schön. Aber soweit ich es verstehe, verhält sich ihre Rasse eher passiv. Aber sei’s drum. Er soll sein Anliegen ruhig vortragen. Wir sind nicht gegen eine Koalition mit ihnen, mit den Alari oder mit den Zählern. Aber es liegt nicht in unserem Interesse, Hals über Kopf ans Ende der Welt zu rasen. Wenn die Erde auch nur über zehn solcher Schiffe verfügen würde … könnten wir mit den Starken Rassen auf gleicher Augenhöhe verhandeln.«
    »Glaubst du eigentlich selbst, was du da sagst?«
    »Ich habe keine andere Möglichkeit. Und du auch nicht, Pjotr. Gut, ich kann mir vorstellen, dass diese Entscheidung für dich nicht ganz so angenehm ist wie die, zum Kern zu fliegen, aber die Alternative wäre noch unangenehmer.«
    »Und wie sähe sie aus, diese Alternative?«
    In der schaukelnden Hängematte befand ich mich ein gutes Stück über Danilow. Was für eine trügerische, einlullende Position für einen Menschen, der einem anderen seine Bedingungen diktieren darf … Gut, an der offenen Luke huschten immer wieder die Schwarzhelme vorbei, und Danilows Geduld dürfte ihre Grenzen haben.
    »Du würdest nicht verurteilt werden«, teilte Danilow mir leise mit. »Du würdest vermutlich sogar irgendeinen Orden für deine Teilnahme an dieser Operation erhalten.«
    Teilnahme! Na klar, wir hatten ja im Schweiße unseres Angesichts geschuftet!
    »Vielleicht einen Orden … posthum?«
    »Spiel nicht den Blödmann. Du kriegst deinen Orden und bleibst auf der Erde, ohne Recht auf Flüge. Du wirst irgendwo arbeiten … Nachrichten hören … zu trinken anfangen. Und dich immer daran erinnern, dass deine Freunde noch ihre Pläne haben … dass sie unbekannte Technik überlisten und die Aliens austricksen wollen.«
    »Und der Cualcua? Werdet ihr einen Menschen zur Erde lassen, in dessen Körper ein Symbiont lebt? Das glaube ich nie im Leben!«
    Danilow schüttelte den Kopf. »Uns ist sehr wohl bekannt, dass auf der Erde Dutzende von Menschen mit einem Symbionten herumlaufen.«
    Bildete ich mir das nur ein oder hörte ich tief in meinem Bewusstsein ein leises Lachen?
    »Einer mehr oder weniger …«, fuhr Danilow fort. »Falls der Cualcua mich gerade hört – ich bin sehr froh, dass ihre Rasse keinen Ehrgeiz kennt. Und Neugier ist kein Laster. Ist dir die Alternative jetzt klar?«
    »Vollauf.«
    Danilow wartete. Ich hüllte mich in Schweigen, obwohl ich meine Entscheidung bereits getroffen hatte. Mit meinem langen Schweigen wollte ich den Oberst jedoch dazu bringen, als Erster das Wort zu ergreifen. Der aber hatte schon ganz andere in die Knie gezwungen.
    »Du kannst meinem Großvater sagen, dass ich einverstanden bin.«
    Danilow nickte. Er stand auf und hielt sich an der offenen Luke fest. »Nur eins noch, Petja«, ließ er fallen. »Entschuldige, aber wir müssen bestimmte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Sehr strenge. Sehr, sehr strenge.«

Fünf
     
    »Ich hätte nicht geglaubt, dass es so was wirklich gibt«, sagte ich.
    Mascha legte mir einen Halsring aus Metall an. An der Innenseite war er mit weichem Filz verkleidet, eine Sorge, die ich als besonders rührend empfand, fast wie eine frisch geschärfte Klinge bei einer Guillotine.
    »Wirklich gibt es so was auch gar nicht«, entgegnete Mascha kühl. »Das haben nur wir.«
    Der Eindruck, einen Roman über ein totalitäres Regime aus der Bibliothek meines Großvaters zu lesen, spitzte sich bis zum Wahnsinn zu. Ich krümmte mich, als wollte ich dem Stahlkragen entkommen. Ich sah den Reptiloiden an. Und meinen Großvater, der zum ersten Mal das Wort ergriff, seit wir auf der Station gelandet waren: »Maria, habt ihr meine vielversprechenden Notizen genutzt? Den Katalog der nicht existierenden Waffen?«
    »Nein. Es existiert bereits seit dem letzten Jahrhundert eine Abteilung zur Auswertung von Ideen in SF-Romanen. Sowohl bei uns als auch bei der CIA.«
    Mir fiel auf, wie sie jeden Blick Richtung Reptiloid mied.
    Was immer Mascha sich auch einreden mochte – dass Andrej Valentinowitsch nicht mehr unter den Lebenden weilte, dass der Zähler sein Bewusstsein geschluckt hatte – ganz wohl war ihr nicht in ihrer Haut. Ja, es war ihr sogar ausgesprochen unwohl, so dass sie mir ein wenig leidtat.
    »Lange Erklärungen kann ich mir wohl sparen, oder, Pjotr? Es ist ein Codeschloss … übrigens ein mechanisches. Mit Funkempfänger.

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