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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Idiot!« verschmolz mit dem lauten Gefluche Danilows, der von oben zu mir herunterguckte. Im nächsten Moment stieß er mir den Fuß gegen die Schulter, sodass ich nach hinten flog. Ich klammerte mich krampfhaft an eine Stufe, hing in der Luft und presste mich gegen die Treppe.
    Der Signalton verstummte, das Lämpchen blinkte wieder im Takt. Mascha war neben mir, ihr Gesicht kreidebleich. Der Offizier hielt den Paralysator fest gepackt, als habe er nicht begriffen, dass er nicht schießen müsse.
    »Was machst du nur, was machst du nur, Petja?!«, stieß Mascha mit zitternder Stimme aus.
    Zu gern wollte ich glauben, die Aussicht, ich könne sterben, hätte sie erschreckt – und nicht die, die Operation könne platzen.
    »Hab’s vergessen«, gab ich zu. »Einfach vergessen.«
    Meine Schulter und die Rippen, mit denen ich gegen die Stufe geschlagen war, schmerzten. Ich stieß mich von der Treppe ab, schwebte in der Luft, das ganze halbe Kilo meines Körpergewichts auf eine Hand gestützt.
    »Ich kann die Explosion nicht verhindern!« Mascha fuchtelte mit der Fernbedienung. »Verstehst du das?«
    Ja, wie denn nicht? So kompliziert war das schließlich nicht. Ich zog die Finger mühevoll unter dem Halsband heraus – anscheinend hatte ich meine freie Hand instinktiv daruntergeschoben, als wollte ich versuchen, meinen Hals zu schützen.
    »Ganz langsam und ruhig!«, befahl Mascha, diesmal schon leiser. »Los …«
    Ich folgte Danilow hinauf in den Hangar.
    Hier machte sich die Schwerkraft zwar kaum bemerkbar, aber ganz aufgehoben war sie auch nicht. Das in der Mitte des Hangars schwebende Shuttle mit dem angedockten Scout fixierten dünne Taue, zusätzlich sicherten es einige Stangen. An der fensterlosen Wand der Halle ruhten sich fünf Weltraumsoldaten aus. Sie alle trugen Raumanzüge, allerdings mit offenen Druckhelmen, und Waffen. Langsam richteten sie ihre Waffen auf Danilow und mich. Den hinten liegenden Rückstoßdüsen und dem imposanten Zylinder anstelle eines Kolbens zufolge musste es sich um Gasgewehre handeln, die in der Schwerelosigkeit und bei dünnen Wänden sicherste Waffe.
    »Alles in Ordnung?«, fragte der Offizier, der nach mir aus der Luke auftauchte, seine Leute.
    Die Waffen wurden gesenkt. Die Soldaten verlangten keine Parole, wenigstens eine Konzession an den gesunden Menschenverstand.
    »Es ist alles ruhig, Genosse Oberstleutnant«, antwortete ein kräftiger, rotblonder Mann mit dem Emblem des Obersergeanten am Helm. Die Ränge bei den Weltraumsoldaten ließen sich schlecht mit denen auf der Erde vergleichen. Vermutlich würde dieser Sergeant mindestens als Hauptmann in Pension gehen.
    »Bringen Sie diese Leute unter, Mirski«, befahl der Oberstleutnant ihm. Er sah mich an, umschlang eines der Taue und glitt behände zu der offenen Luke der Fähre hoch.
    Der Reptiloid sprang ihm prompt hinterher. Mit der Koordination stimmte bei ihm alles, der kleine geschuppte Körper huschte durch den Hangar, harrte neben der Luke für den Notausstieg an der Verkleidung aus und ließ dem Offizier höflich den Vortritt. Mir entging nicht, wie die Schwarzhelme kurz erstarrten und den Zähler mit gierigen Blicken anstarrten. Sie kriegten nur selten einen »potenziellen Gegner« zu sehen.
    Sehr langsam zog ich mich an einem Tau hoch zum Shuttle.
    »So ist’s richtig«, lobte mich Mascha, die sich dicht hinter mir hielt.
    Die Schwarzhelme beendeten ihre Neuformierung. Welchen Sinn diese haben sollte, wusste ich nicht, ins Schiff kamen sie ja sowieso nicht. Dazu bekleideten sie wahrscheinlich einen zu niedrigen Rang.
    Durch den engen Notausstieg des Shuttles zwängten Mascha und ich uns gemeinsam, indem wir uns geradezu scheu bei der Hand fassten. Ich wollte weiß Gott nicht testen, ob die Verkleidung des Schiffs das Signal des Halsbandes absorbierte. Mascha setzten offenbar die gleichen Zweifel zu. Sobald wir durch die Luke waren, fielen wir auf den Boden, denn hier herrschte wieder Schwerkraft.
    Der Oberstleutnant, der uns in der Fähre erwartete, ließ sich endlich dazu herab, das Wort an mich zu richten. Ihn quälte offenbar die Frage, wie er mich behandeln sollte: als Verräter, als Opfer des Cualcua oder einfach als Idioten.
    »Pjotr … äh … Sie befinden sich doch jetzt wirklich in dieser Gestalt?«
    »Sie haben doch vermutlich schon ein Foto von mir gesehen«, erwiderte ich nicht gerade freundlich, während ich mich hochrappelte.
    »Gut. Wir … äh … bitten Sie, ins Schiff … der Geometer zu gehen.

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