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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Und fünfundzwanzig Gramm Sprengstoff.«
    »Nicht gerade viel.«
    »Es reicht völlig, Petja.«
    Sie hob die Hand, um mir die winzige Fernbedienung zu demonstrieren.
    »Entferne dich nicht weiter als zehn Meter von mir. Sonst ertönt erst ein akustisches Signal, fünf Sekunden später explodiert das Ding.«
    Wir saßen in der Kajüte des Stationskommandanten. Ich, der Reptiloid, Danilow, Mascha und zwei mir unbekannte Offiziere. Der Ältere von beiden war anscheinend der Kommandant, bei dem anderen, einem jüngeren und kräftigeren Mann, der aus irgendeinem Grund einen leichten Raumanzug trug, dürfte es sich um den Geheimdienstbeauftragten der Station handeln.
    »Und wenn dieses Ding die Verkleidung durchschlägt?«, fragte der Kommandant mit militärischer Direktheit. Was in dem Fall mit meinem Hals passierte, interessierte ihn nicht.
    »Das ist ausgeschlossen. Die Explosion geht nach innen los«, beruhigte Mascha ihn.
    Danach gab es keine Fragen mehr. Danilow erhob sich, nickte und zeigte zur Tür. Die Kapitänskajüte lag am äußersten Rand der Station, die Anziehungskraft war hier etwa halb so groß wie auf der Erde. Ich reagierte nicht sofort, denn ich schaute durch das riesige Fenster, durch das die Erde zu sehen war. Eine kleine, schöne Erde, bestehend aus dem Blau der Meere und einem grauen Wolkenschleier. Mit Kontinenten, deren Form nicht genormt war, und mit Menschen, die absolut nicht genormt waren. Aber nicht einmal sie trugen die Schuld daran, dass man mir ein Halsband mit fünfundzwanzig Gramm Sprengstoff umgelegt hatte. Nicht einmal jener Schriftsteller, der sich als Erster dieses Ding ausgedacht hatte, trug die Schuld daran.
    »Ich aktiviere es jetzt«, teilte Mascha mit. Nachdem sie einen Knopf an der Fernbedienung gedrückt hatte, blinkte am Halsband ein orangefarbenes Lämpchen auf. Trüb und langsam, fast im Takt meines Pulses. »Denk dran: zehn Meter.«
    »Danke, Mascha.«
    Ich löste den Blick vom Fenster und stand auf.
    »Das ist eine unverzichtbare Vorsichtsmaßnahme, Petja. Und sie kommt ja nur in der ersten Phase zum Einsatz«, erklärte mir Danilow.
    Ihm war das Ganze offensichtlich peinlich.
    »Willst du mir nicht auch so eine Halskrause verpassen, Maschenka?«, fragte mein Großvater.
    »Das ist nicht nötig. Versuch einfach, uns nicht zu berühren.«
    Der Reptiloid folgte Danilow mit einem altersschwachen Krächzen. Er drehte sich kurz um und sagte: »Wann habe ich mich nur in dir getäuscht, Mädchen?«
    Mascha ignorierte seine Worte.
    So gingen wir zum Hangar. Vorneweg Danilow, dann der Reptiloid und ich, hinter uns Mascha und der junge Offizier. Wie ich feststellte, waren alle mit Paralysatoren bewaffnet. Entweder hatten sie die Dinger inzwischen nachgeladen oder sie waren doch nicht eine solche Rarität.
    Im Gang und im Treppenschacht war niemand zu sehen. Wahrscheinlich hatte man den Weg vorher für uns freigemacht. Wir stiegen die schmale Treppe hinauf, die sich durch den Schacht wand. Mein Körper wurde immer leichter, die Bewegungen immer fließender.
    »Wenn du vorgehabt hast, sie zu täuschen oder abzuhauen, dann geht das jetzt nicht mehr«, sagte der Reptiloid. Anscheinend wirklich der Reptiloid.
    »Großpapa«, rief ich.
    »Was ist, Petja?«
    »Hast du geglaubt, dass ich das wollte?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    Alles klar.
    Die Flucht würde mir gelingen, ohne Frage. Im Grun de wäre es sogar das reinste Kinderspiel. Der Scout brauchte nur fünf Sekunden, um aus dem Hangar auszubrechen und im Hyperraum zu verschwinden. Aber dann … nach meinem Tod würde das Schiff vermutlich zu den Geometern zurückkehren. Das Ganze wäre nicht mehr als Rache um der Rache willen. Noch dazu eine selbstmörderische.
    Danilow, der voranging, drehte sich um. »Pjotr … du verzichtest auf alle Dummheiten, ja?«
    Ich schielte auf das unter meinem Kinn blinkende Lämpchen und schwieg.
    »Das ist eine blöde Situation …«, sagte Danilow leise. »Aber uns rennt die Zeit davon. Wenn wir uns hätten zusammensetzen können, über alles reden, ein Gläschen trinken … und alles durchkauen. Aber immer fehlt es an Zeit.«
    Er stieß sich von den Stufen ab – hier gab es kaum noch Schwerkraft – schwebte an die Decke und öffnete die Luke in den Hangar. Ich sprang ihm hinterher, eine Reflexhandlung, mehr nicht.
    Das Lämpchen an meinem Halsband glomm mit einem gleichmäßigen roten Licht auf, das Signal fiepte los.
    Mir blieb nicht mal Zeit, in Panik zu geraten. Maschas Schrei »Du

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