Sternenschweif 03 - Der steinerne Spiegel
auf.
„So, fertig“, sagte Laura, nachdem sie langsam bis zehn gezählt hatte. Sie reichte Jessica die Flasche, die zum Abschied das silbern schimmernde Fell des Einhorns streichelte. „Leb wohl, Sternenschweif“, flüsterte sie. Sternenschweif blies sanft seinen Atem in ihr Gesicht. Dann ergriff Jessica die kleine Flasche. „Na dann, runter damit“, sagte sie und leerte sie mit einem großen Schluck.
Gespannt sah Laura ihr dabei zu. Eigentlich hatte sie erwartet, dass etwas passieren würde – vielleicht ein violetter Blitz oder ein ähnliches Zeichen –, aber nichts geschah.
Jessica gab Laura die leere Flasche zurück. „Es hat gar nicht so schlecht geschmeckt,irgendwie süß und fruchtig.“ Sie runzelte die Stirn. „Aber ich kann mich immer noch an Sternenschweif erinnern.“
„Im Zauberspruch steht, dass es ein bisschen dauert, bevor der Zauber wirkt“, sagte Sternenschweif.
Laura schaute zum Haus hinüber. „Du solltest jetzt besser gehen.“ Durch die Küchenfenster konnte sie sehen, wie Mr Parker unruhig auf und ab ging, während Sally Samantha im Arm hielt.
„Sie machen sich alle schreckliche Sorgen um dich. Sie sollten wissen, dass dir nichts passiert ist.“
„Ja, natürlich“, sagte Jessica. „Aber ich möchte dir und Sternenschweif noch für alles danken. Ich weiß nicht, was ich ohne euch getan hätte!“ Damit drehte sie sichum und rannte auf das Haus zu. Sie war beinahe schon an der Tür angelangt, als sie plötzlich stehen blieb.
„Was tut sie denn da?“, fragte Laura Sternenschweif leise, als sie sah, wie Jessica sich verwirrt umschaute.
„Ich glaube, der Zaubertrank fängt an zu wirken“, flüsterte Sternenschweif zurück.
Dann schüttelte Jessica verdutzt den Kopf und verschwand im Haus.
Laura und Sternenschweif sahen durch die Küchenfenster, wie die Sorge aus Mr Parkers Gesicht einem glücklichen Strahlen wich, als Jessica in die Küche stürmte. Wie Sally und Samantha erleichtert aufsprangen und wie sich alle glücklich umarmten.
Laura spürte einen dicken Kloß im Hals. Zum Glück war alles gut ausgegangen!
Einige Wochen später ritt Laura wieder zu Jessica. Ein großes weißes Auto parkte in der Einfahrt. Als sie mit Sternenschweif davor stehen blieb, öffnete sich die Haustür und Jessica und Samantha stürmten heraus. Sie hatten cremefarbene Brautjungfernkleider an und strahlten bis über beide Ohren.
„Ich wette, wir kommen zu spät“, hörte Laura Samantha zu Jessica sagen.
„Mein Vater kommt doch immer zu spät“, antwortete Jessica.
„Na, dann gibt es von dieser Sorte jetzt auch noch zwei“, erwiderte Samantha lachend.
Dann erschienen Sally und Mr Parker. Sally trug ein wunderschönes hellblaues Kleid und Mr Parker einen schicken grauen Anzug.
„Nun macht schon“, drängelte Jessica und zog ihren Vater am Ärmel zum Auto.
In diesem Moment erblickte Sally Laura. „Hallo!“, rief sie und winkte zur Begrüßung. „Jessica – sieh nur, da ist Laura!“
Jessica rannte auf ihre Freundin zu.
„Laura! Oh, Laura“, stieß sie aufgeregt hervor. „Dad hat mir gerade etwas ganz Tolleserzählt. Stell dir vor, er will Samantha und mir ein Pony kaufen.“
„Das ist ja großartig!“, freute Laura sich für ihre Freundin.
„Ich sollte jetzt wohl besser gehen“, sagte Jessica zu Laura. Sie streichelte Sternenschweif zum Abschied, als plötzlich ein verwirrter Ausdruck in ihr Gesicht trat. Sie runzelte die Stirn. Es schien fast so, als würde sie versuchen, sich an etwas zu erinnern. „Weißt du“, begann sie. „Ich habe neulich Nacht etwas Merkwürdiges von Sternenschweif geträumt ...“
Ein lautes Hupen unterbrach sie und der verwirrte Ausdruck wich aus ihrem Gesicht. „Ach, ist ja auch egal“, sagte sie und lief rasch zum Auto.
Als sie einstieg, winkte Laura zum Abschiedund Sternenschweif wieherte laut. Dann fuhr der Wagen aus der Auffahrt und verschwand auf der Straße.
Laura schaute Sternenschweif an und lächelte. Ihr Geheimnis war wieder sicher. Niemand außer ihr und Mrs Fontana wusste, dass ihr Pony in Wirklichkeit ein Einhorn war. Und dass es sogar Steine zum Sprechen bringen konnte! Welche Zauberkräfte wohl noch in Sternenschweif verborgen waren? Um diese Kräfte zu entdecken, würden sie bestimmt noch manches aufregende Abenteuer gemeinsam erleben. Und was gab es Schöneres?
Leseprobe
Linda Chapman
Sternenschweif
Lauras
Zauberritt
1
„Schneller, Sternenschweif! Schneller!“, schrie Laura Foster und hielt sich
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