Sternenschweif 03 - Der steinerne Spiegel
was er ihr damit zu verstehen geben wollte. „Samantha, möchtest du auch einmal reiten?“, fragte sie.
„Ich?“ Samantha sah ganz überrascht aus.Für einen Moment dachte Laura, dass sie ja sagen würde. Aber dann besann sie sich eines Besseren. „Nein danke. Keine Lust“, wies sie das Angebot barsch zurück und ging mit verschränkten Armen davon.
Laura runzelte die Stirn. Sie war sich sicher, dass Samantha Pferde mochte. Warum war sie bloß die ganze Zeit so unfreundlich? Laura schüttelte den Kopf und schaute Sternenschweif Rat suchend an. Aber das Pony schien Samantha ebenso wenig zu verstehen wie sie.
Den Rest des Vormittags sagte Samantha kein einziges Wort mehr. Sie beachtete Jessica und Laura auch dann nicht, als sie Sternenschweif absattelten und ihn noch einmal striegelten. Erst gegen Mittag machte siewieder den Mund auf, aber nur um zu sagen: „Wir sollten jetzt gehen, Jessica. Es gibt bald Essen.“ Jessica nickte zögernd.
Während Samantha schon vorausging, drehte Jessica sich noch einmal zu Laura um. „Ich wünschte, du würdest mit uns kommen“, flüsterte sie. „Der Rest des Wochenendes wird bestimmt ganz schrecklich.“
„Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm“, versuchte Laura ihre Freundin zu beruhigen. „Könnte doch sein, dass Samantha bald aufhört, so schlechte Stimmung zu verbreiten.“
Aber Jessica ließ sich nicht so leicht überzeugen.
Wie zur Bestätigung rief Samantha mürrisch: „Nun mach schon, Jessica. Oder willst du da Wurzeln schlagen?“
„Tschüss, Laura“, flüsterte Jessica. Sie klang so, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
Bekümmert sah Laura ihrer Freundin nach, als diese hinter Samantha herlief. „Ach, Sternenschweif“, sagte sie leise und legte ihren Kopf an seinen, „ich wünschte, wir könnten ihr helfen.“
An diesem Abend verwandelte Laura Sternenschweif wieder in ein Einhorn. „Wenn wir doch nur etwas tun könnten, damit Jessica und Samantha sich besser verstehen“, seufzte sie. „Samantha ist aber auch wirklich schrecklich!“
„Sie hat mich gestreichelt, als du mit Jessica meinen Sattel geholt hast“, erzählte Sternenschweif. „Da war sie ganz anders. Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie wäre traurig.“
„Warum sollte sie traurig sein?“, wundertesich Laura. „Klar, ihre Mutter heiratet wieder. Aber Jessica und ihr Vater sind wirklich nett. Und außerdem“, sie runzelte ärgerlich die Stirn, „selbst wenn sie darüber traurig ist, sollte sie nicht so gemein zu Jessica sein.“
„Ich weiß“, erwiderte Sternenschweif. „Aber es ist bestimmt nicht so einfach für Samantha, ihr altes Zuhause zu verlassen und ein neues Leben mit einem Stiefvater und einer Stiefschwester zu beginnen.“
„Wahrscheinlich nicht.“ Richtig überzeugt war Laura allerdings nicht.
„Ich glaube, dass Samantha in Wirklichkeit gar nicht so gemein ist“, fuhr Sternenschweif fort. „Sie tut nur so. Manchmal machen Menschen eben seltsame Dinge, wenn sie unglücklich sind.“
„Na ja, auf jeden Fall wünschte ich, dassSamantha damit aufhören würde“, erwiderte Laura bedrückt. „Jessica ist schon ganz verzweifelt.“
Sternenschweif stupste sie aufmunternd an. „Wie wär’s, wollen wir ein bisschen fliegen?“
„Warum nicht? Vielleicht bringt uns das ja auf andere Gedanken. Fliegen wir zur Lichtung?“
Sternenschweif war sofort einverstanden. Laura stieg auf und das Einhorn schwang sich in die Luft.
Kurze Zeit später flog Sternenschweif auf die Bäume zu, die die Berge hinter dem Haus bedeckten. Sanft landete er auf dem weichen Gras der Lichtung.
„Sieht das schön aus!“ Laura stockte der Atem. Sie war noch nie zuvor bei Nacht hiergewesen. Sie hätte gedacht, dass es dort ganz dunkel sein würde. Aber Hunderte von Glühwürmchen erhellten die Dunkelheit. Sie tanzten und schwärmten umher wie winzige schimmernde Sterne. Langsam glitt Laura von Sternenschweifs warmem Rücken. Tief atmete sie die Nachtluft ein. Sie roch schwer und süß nach den violetten Blumen, mit denen die Lichtung übersät war . Die Blüten waren sternenförmig und auf der Spitze eines jeden Blütenblatts schimmerte ein goldener Punkt.
„Mondblumen“, dachte Laura bei sich. Genauso eine Blüte hatte sie benötigt, um Sternenschweif das allererste Mal in ein Einhorn zu verwandeln. Sie lief etwas weiter in die Lichtung hinein, kniete sich hin und bewunderte die schimmernden Blüten.
Sternenschweif schnaubte leise. Er schritt zudem mit Gras
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