Sternenschweif 09 - Flug durch die Nacht
steht nichts davon, dass Einhörner ihre Zauberkraft verlieren können“, berichtete Laura Sternenschweif am nächsten Tag, nachdem sie ihn mit dem Zauberspruch in ein Einhorn verwandelt hatte.
„Aber es passiert trotzdem“, beharrte er.
„Gibt es wirklich nichts, was wir tun können, Sternenschweif?“
„Ich denke nicht“, murmelte er mit gesenktem Kopf. Unruhig schlug er mit dem Schweif hin und her.
„Du musst mir alles erzählen, was du darüber weißt“, bedrängte Laura ihn. „Vielleicht fällt uns gemeinsam etwas ein!“
Sternenschweif fühlte sich sichtlich unwohl. „Ich kann mich an nichts Bestimmtes erinnern.“
Laura runzelte die Stirn. So schnell würde sie auf keinen Fall aufgeben! „Denk nach, Sternenschweif! Gibt es irgendetwas, was wir tun können?“
Sie schlug sich vor die Stirn. „Natürlich! Mrs Fontana! Sie weiß so viel über Einhörner – wirfragen sie einfach, ob sie etwas weiß.“
Sternenschweif schüttelte müde den Kopf. „Ich glaube nicht, dass sie …“
„Lass es mich doch wenigstens versuchen!“, unterbrach Laura ihn ungeduldig. Mrs Fontana hatte ihr in der Vergangenheit schon oft einen guten Ratschlag gegeben. „Gleich morgen früh frage ich meine Mutter, ob sie mich in die Stadt fährt!“ Voller Zuversicht umarmte sie ihren Freund. „Mrs Fontana weiß bestimmt eine Lösung!“
Sternenschweif schnaubte unglücklich. Laura wurde einfach nicht schlau aus ihm. Wenn er so verzweifelt darüber war, seine Zauberkraft zu verlieren, warum versuchte er dann nicht wenigstens alles, um sie zurückzugewinnen?
5
Tief im Herzen Arkadias umringten die drei Ältesten einen steinernen Tisch. Das Bild, das sie soeben noch nachdenklich betrachtet hatten, war verschwunden. Nur ein Hauch violetten Nebels, der über den Tisch zog, erinnerte noch an den vergangenen Zauber.
„Sternenschweif ist sehr unglücklich“, sagte Ira ernst. Das Mondlicht spiegelte sich in ihrem goldenen Horn.
„Er ist noch so jung.“ Rohan seufzte. Sein bronzefarbenes Horn schien ein wenig dunkler zu werden. „Und er möchte Laura aufkeinen Fall verlieren.“
Sidra hob ihren edlen Kopf, das Sternenlicht schien im Glanz ihres silbernen Horns zu verblassen. „Dennoch soll es geschehen. Ich werde Sternenschweif noch einmal besuchen. Er wird einsehen, welch große Ehre es ist, ein Auserwählter zu sein.“
„Was immer du für richtig hältst“, pflichteten die anderen ihr bei. „Wann wirst du aufbrechen?“
„Morgen Nacht.“
Mrs Fontanas Buchhandlung schien sich niemals zu verändern. Stets stapelten sich Berge von Büchern auf dem Boden und ein leichter Geruch nach schwarzen Johannisbeeren lag in der Luft. Laura war sich sicher, dass das ein magischer Duft war, auch wenn ihre Mutter meinte, das käme von dem Früchtetee, den Mrs Fontana literweise trank. Die ältere Frau stand an der Kasse. Wie üblich war ihr Haar zu einem Knoten aufgesteckt und ein weicher gelber Schal bedeckte ihre Schultern. Sie sagte gerade etwas zu Walter, ihremschwarz-weiß gefleckten Terrier.
Als Laura die Tür öffnete, schaute sie lächelnd auf. „Hallo, Laura. Wie geht es dir?“
„Ganz gut, danke! Meine Mutter ist kurz nebenan etwas besorgen und ich darf mir solange ein Buch bei Ihnen aussuchen.“ Laura schaute sich prüfend um. Mrs Fontana schien ihre Gedanken zu lesen. „Wir sind allein.“ Sie sah Laura prüfend an. „Stimmt etwas nicht?“
Lauras Worte überschlugen sich förmlich: „Ich weiß nicht mehr weiter, Mrs Fontana! Sie müssen uns unbedingt helfen! Sternenschweif verliert seine magischen Kräfte!“
Mrs Fontana schaute sie verständnislos an.
Hastig fuhr Laura fort. „Sternenschweif sagt, dass das passieren kann. Aber in meinem Buch über Einhörner steht überhaupt nichts davon. Und ich muss wissen, ob wir wirklich nichts dagegen tun können! Sternenschweif ist so unglücklich!“ Flehend schaute sie Mrs Fontana an. „Sie sind unsere letzte Hoffnung!“
Mrs Fontana schien verwirrt. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich habe nie zuvor gehört, dass ein Einhorn seine Zauberkraft verliert – zumindest nicht auf Dauer. Bist du dir sicher, dass du Sternenschweif richtig verstanden hast?“
„Absolut!“ Laura schluchzte. „Er sagt, das passiere andauernd und es gäbe nichts, was wir dagegen tun könnten.“
„Seltsam!“ Mrs Fontana rieb sich die Stirn. „Am besten, du erzählst mir alles von Anfang an!“
Laura ließ sich in einen der gemütlichenSessel sinken.
Weitere Kostenlose Bücher