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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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seufzend. »Du wirst dich schon wieder an alles erinnern. Wie sieht’s aus, kann ich dich allein lassen?«
    Ich ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. »Ja, ich denke schon.«
    »Wenn du willst, blätter ruhig vor dem Einschlafen noch ein bisschen in dem Buch«, sagte Tag. »Aber besser wäre es, du würdest dich ausschlafen. Was gibt’s sonst noch? Ist in deinem Kühlschrank was zu essen?«
    Selbstsicher durchquerte er das Zimmer, öffnete einen kleineren, in einem Regal stehenden Container und schaute hinein. »Verhungern wirst du nicht. Gut. Wenn du etwas wissen willst, komm bei mir vorbei. Oder ruf an.«
    Tag nickte in Richtung des Terminals, ich lächelte wissend. Mit dem Ding würde ich schon zurechtkommen. Schließlich sind sie recht klug, unsere Steuerungssysteme.
    »Uneingeschränkte Erholung, Niki.«
    »Dir auch, Tag.«
    Mein Freund – mein alter und zugleich neuer Freund -verließ mich, und ich blieb allein.
    Hier hatte ich gelebt. Hier hatte ich Lehrbücher zum Regressorentum gelesen, mich mit Freunden getroffen, von hier aus war ich zur Fernaufklärung gestartet, hier hatte ich mich in Katti verliebt … Nein! Das auf gar keinen Fall! Ich konnte mich nicht in sie verliebt haben! Ich spürte nichts in mir, keinen Hinweis auf diese Liebe, nicht einen Funken Sehnsucht!
    Hier würde ich wieder leben. Abermals die Konstruktion von Raumschiffen studieren und die Methode erlernen, Nicht-Freunde in Freunde zu verwandeln. Ich würde Tag und Han treffen, zur Fernaufklärung starten, mich in Katti verlieben, irgendwann würden wir heiraten, Kinder kriegen, sie ins Internat geben, ich würde mich weiter mit meinen Freunden treffen, fliegen …
    Ich ließ mich aufs Bett fallen, zog die Decke erst über mich, schob sie dann wieder weg, knüllte sie zusammen und presste mein Gesicht hinein. Die Tränen strömten ganz von selbst, und ich konnte sie nicht zurückhalten.
    Warum war das alles so gekommen? Diese Welt um mich herum war anständig, freundlich und gut – aber ich konnte sie einfach nicht meine Welt nennen!
    Etwas stimmte nicht, etwas war absolut nicht so, wie es sein sollte!
    Nach fünf Minuten erhob ich mich. Ich ging zum Terminal und experimentierte mit dem Licht herum. Ich schaffte es, die Deckenbeleuchtung in Form von vier kleinen Lampen auszuschalten und über dem Bett ein kleines Licht, eine matte Kugel an einem elastischen Arm, aufleuchten zu lassen. Das Steuerungssystem hier im Zimmer war zwar weitaus dümmer als das im Schiff, aber immerhin schlau genug, um den Wunsch eines Idioten wie ich zu verstehen.
    Ich würde jetzt nicht einschlafen können. Selbst wenn wir Wein getrunken hatten und es spät war.
    Mit dem Buch in der Hand legte ich mich aufs Bett. Ich schlug es auf … Hmm, warum glaubte ich bloß, Bücher müssten völlig anders aussehen? Ich »lud« die ersten Seiten. Einführungskurs. Weiter …
    Nach dem Photo folgte eine Seite, die bis auf drei Zeilen leer war.
     
    Man kann der Zukunft nicht ohne einen Blick in die Vergangenheit entgegenschreiten.
    Hatr Chamezzi
     
    Der Name kam mir bekannt vor. Das Wort »Regressor« verband sich mit ihm wie ein Synonym. Hatr Chamezzi war Ausbilder und Begründer der Theorie des Regressorentums gewesen …
    Ich blätterte um und fing an zu lesen.
    Zunächst bekam ich, genau wie Tag es versprochen hatte, die Menschheitsgeschichte präsentiert. Das Stein- und das Knochenzeitalter sowie das Burgenzeitalter überflog ich nur. Erst als ich zur Geschichte der Entwicklung des Napalms gelangte, die sich als wirklich spannend und überraschend herausstellte, vertiefte ich mich in die Lektüre. Ein wirklicher Durchbruch im menschlichen Denken. Über den Ausbilder und Alchimisten Rig Hattern, Rig den Stinkenden, und die von ihm entdeckten Antibiotika gab das Buch kaum etwas her. Es wartete lediglich mit zwei Versionen auf, wobei Rig sich der ersten zufolge mit Medizin beschäftigt hatte, um seine Schützlinge vor der Pest zu retten, während er laut der zweiten seinen alten Ausbilder retten wollte. Damals wogten Wellen der Epidemie über den Kontinent, es war eine schreckliche und finstere Zeit. Die Ausbilder setzten alles daran, das Wüten der Pest einzudämmen, führten Hygienenormen in der Gesellschaft ein, aber ohne die wundersamen Antibiotika von Rig dem Stinkenden wäre die Welt auf lange Zeit in der Entwicklung gebremst worden, die Burgstädte hätten sich in abgelegene, Fremdlinge fürchtende Dörfer verwandelt …
    Insgesamt war Geschichte jedoch

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