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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nicht einmal der gebrochene Arm beeinträchtigte ihn. Mit einem Sprung stürzte er sich auf den Alien.
    Die Schuppen des von dem Wendigen ausgespuckten Fischs funkelten auf. Das zweite Maul schlug gegen Kleys Brust, wie gefällt ging er zu Boden.
    Kampftransformation!
    Der Wendige spürte wahrscheinlich, dass ich mich näherte. Aber solange ich die Grenze nicht überschritt, achtete er nicht auf mich. Er formte einen Bogen und saugte sich mit beiden Mäulern an den krampfhaft zuckenden Körpern fest. Über den graublauen Körper schoss eine bunte Welle, der Wendige, dieser kleine, widerwärtige Regenbogen, erstarrte über seinen besiegten Opfern.
    Und dann überschritt ich die unsichtbare Grenze …
    Der zwei Meter lange, glänzende Körper federte sich in die Höhe und katapultierte sich in meine Richtung.
    Mit einem Mal verlief die Zeit langsam, unterwarf sich mir.
    Ich streckte die Arme aus und fing den Schlag ab. Der Körper des Wendigen war glitschig und elastisch wie ein Gummischlauch. Es gelang mir nicht, ihn zu packen. Doch durch die Handschuhe wuchsen schon lange, spitze Krallen aus meinen Fingern heraus. Der Cualcua schmolz meinen Körper wie Wachs.
    Der Wendige erzitterte, als die Krallen ihm die Haut aufritzten. Brauner Eiter floss heraus. Die Enden seines Körpers peitschten auf meine Beine ein. Irgendwann reckte sich ein Maul hoch zu meinem Gesicht, ich musste mich ducken, um den Zähnen zu entkommen. Meine Krallen steckten tief in der Haut des Aliens, und voller Entsetzen begriff ich, dass mich absolut nichts gegen die Mäuler des Wendigen schützte.
    Der Kontakt ist hergestellt. Soll ich ihn unterwerfen oder töten?
    »Bring ihn um!«, schrie ich, ohne zu erfassen, wovon der Cualcua eigentlich sprach.
    Etwas floss aus meinen Händen in den Körper des Wendigen hinein. Etwas, das noch agiler und fähiger war als der Alien. Etwas Amorphes, das die Haut schmolz, die Nervenzentren suchte …
    Den Wendigen schüttelte ein leichter Krampf, und wie ein Schlauch, durch den mit vollem Druck Wasser schoss, wurde er noch straffer. Seine Haut verlor die Farbe, glänzte wieder graublau. Die Kiefer klappten langsam zu.
    Nervensystem, Lymphknotenkontur, Herzgefäß, zählte der Cualcua methodisch auf. Er tobte sich jetzt aus, dieser kleine Mistkerl, der ein Teil von mir geworden war und gerade mein Leben rettete. Er erkundete und eroberte den neuen Körper. Vielleicht brauchte er selbst das gar nicht unbedingt, aber jeder Cualcua war bereit, seinem Wirt zu dienen …
    Soll ich die Prozesse seiner Nerventätigkeit unterbinden?
    »Ja!«
    Der Körper des Wendigen erschlaffte.
    Ich lag da, atmete gierig die eisige Luft ein und spürte, wie die Krallen in meinen Körper zurückkrochen. Der Wendige entglitt meinem Griff. Ein paar der weißen Sehnen spannten sich jedoch immer noch von den zerrissenen Handschuhen hinein in sein Fleisch. Sie pulsierten, als ströme etwas durch sie hindurch.
    »Komm raus … komm raus …«, flüsterte ich.
    In zehn Sekunden. Ich habe noch Hunger.
    Ich weiß nicht, wie, aber ich hielt diese Sekunden aus, während deren der Cualcua aus dem Körper des Wendigen die Stoffe saugte, die er benötigte.
    Und erst als ich sah, dass die Sehnen wieder in mir verschwanden, drehte ich den Kopf zur Seite und erbrach mich, ausschließlich Galle.
    »Nik! Nik!«
    Agard zappelte an der Grenze, riskierte es aber nicht, sie zu übertreten.
    »Nik!«
    Ich erhob mich und torkelte zu Tik und Kley. Tik war bereits tot. Seine Wattejacke war an der Brust aufgerissen, die riesige Wunde rauchte im Frost. Die offenen Augen blickten verängstigt und verständnislos gen Himmel.
    Kley atmete noch. Er kroch zu seinem Geliebten und ergriff dessen Hand. Der Schnee unter ihm schmolz unter dem heraussprudelnden Blut, und ich war froh, dass der ehemalige Ausbilder auf dem Bauch lag und mir der Anblick seiner Wunde erspart blieb.
    »Weshalb?«, flüsterte er.
    Ich ließ mich auf die Knie fallen. Es roch nach Blut. In der Kälte nahm der Geruch eine durchdringende Stärke an, abermals würgte es mich.
    »Weshalb … hast du dich da eingemischt?«, wiederholte Kley.
    »Ich wollte helfen«, brachte ich die einzige Dummheit heraus – die der Wahrheit entsprach.
    »Das hättest du besser nicht getan … du Dummkopf … Regressor …«
    Der letzte Funken Leben glühte in seinen Augen auf, bevor er, die Worte gleichsam ausspuckend, hinzufügte: »Für wen bist du … Regressor?«
    Ich erhob mich.
    Es gab bereits niemanden mehr, dem ich

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