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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Matsch ins Wasser warf.
    »Wer käme denn da überhaupt noch in Frage? Die Kleinen Freunde? Die würden hier sofort krepieren …«
    Dass auch Menschen die Aufgabe von Aufpassern übernehmen könnten, war für ihn undenkbar.
    Nur gut.
    Cualcua, ist es möglich, einen Wendigen zu töten?
    Man kann jedes Lebewesen töten.
    Ohne Waffe?
    Darüber habe ich nicht genügend Informationen.
    Ich schaufelte weiter, als ein schwaches Stimmchen in meinem Bewusstsein zu zischeln anfing. Zum ersten Mal wandte sich der Cualcua von sich aus mit einer Frage an mich: Pjotr, kannst du den Mord an einem Wendigen vor dir eher vertreten als den an einem Geometer?
    Sicherlich.
    Danke.
    Ich wollte ihn nicht anlügen. Aber ist es überhaupt möglich, ein Wesen anzulügen, das in deinem Körper lebt und deine Gedanken liest?
    Wie auch immer, jedenfalls war ich froh, dass es keine menschlichen Aufpasser gab …
    Als vom Hochstand ein Geräusch herüberdrang, stellte ich die Arbeit ein. Ich rammte den Spaten in den überfrorenen Sand und schaute zum Turm hinüber. Die anderen folgten meinem Beispiel.
    Die Wände des Nests taten sich auf, ein langer, graublauer Körper kam zum Vorschein. Der Wendige ließ einen Teil von sich nach unten baumeln, schaukelte in einer Höhe von zehn Metern ein wenig hin und her und schwenkte das eine Ende seines Körpers in verschiedene Richtungen. Dann löste er sich und fiel mit leichtem Platschen ins Wasser.
    Niemand rührte sich. Alle warteten auf etwas.
    »Was tut er?«, fragte ich Agard. Dessen Gesicht wirkte mit einem Mal leer und tot.
    »Er geht auf Jagd. Hier gibt es viele Fische.«
    Das Wasser am Ufer schäumte, der Körper des Wendigen tauchte auf. Das uns zugewandte Körperende hatte sich verändert und – gespalten in drei gleiche Teile – geöffnet. Scharfe Zähne blitzten auf, die einen schwach zappelnden, erschlaffenden Fisch gepackt hielten.
    »Sie fressen unsere organischen Stoffe?«, staunte ich.
    »Sie fressen alles. Es sind hochangepasste Organismen.«
    In Agards Stimme lag keine Wut, sondern nur Schmerz. Der Wendige kroch gemächlich ans Ufer, wobei er im Schnee eine geschlängelte Furche hinterließ. Seufzend griff ich nach dem Spaten. Zeit für die Arbeit …
    »Wendiger Freund!«
    Der Schrei ließ mich zusammenfahren. Ein hoher, hysterischer Aufschrei von Kleys Schatz, der die Stille zerriss. Der Mann rannte mit rudernden Armen das Ufer entlang zu dem Alien. »Wendiger Freund!«, schrie er.
    Den Alien scherten die Schreie offenbar nicht. Er kroch weiter von uns weg. Kley stürzte seinem Freund hinterher. »Tikki! Bleib stehen, Tikki! Halt!«
    Agard packte mich am Oberarm. »Er verlässt die Zone. Rühr dich nicht von der Stelle, Nik!«
    »Wendiger Freund! Wir haben einen asozialen Kranken! Einen gefährlichen Kranken! Unternimm was gegen ihn!«
    »Bleib stehen, Tikki!«
    Etwas Mitleiderregendes und zugleich Tragisches lag in dieser Szene. Das Schwulenpaar liebte sich wirklich.
    »Wendiger …«
    Ich bekam den Augenblick nicht mit, als Tikki die Zone verließ, jene Linie zwischen den beiden Hochständen übertrat. Sie war in keiner Weise markiert, diese unsichtbare Grenzlinie. Sie existierte nur in dem nicht-menschlichen Bewusstsein des Wendigen Freunds.
    Und der Alien reagierte. Er kroch zurück, ohne sich umzudrehen, sondern indem er mit der Leichtigkeit eines Wesens, das zwei Köpfe hat, die Richtung änderte. Das Ende, das bisher den Schwanz abgegeben hatte, formte sich zu einem dreigeteilten Maul.
    Aufheulend blieb Tikki stehen. Vielleicht hätte der Wendige, wenn sich Tikki wieder hinter die Grenze zurückgezogen hätte, die Verfolgung aufgegeben. Aber Tik hatte zu viel Schwung drauf und verfügte nicht über die Fähigkeiten des Aliens. Er fiel auf die Knie, die Strickmütze landete im Schnee. Der Wendige schoss auf ihn zu, presste ihn zu Boden, wand sich um Tiks Körper und riss seinen zweiten Kopf, in dessen Maul immer noch der Fisch hing, in die Höhe. Ein schmatzender Laut war zu hören. Dabei konnte er doch gar keine Töne von sich geben!
    »Er verwarnt ihn …«, flüsterte ich, als wollte ich mich selbst überzeugen.
    »Verwarnt worden sind wir längst alle!«, schnauzte Agard.
    Im nächsten Moment rannte ich bereits. Der Spaten in meinen Händen störte, ich schmiss ihn weg. Der Wendige schlängelte sich weiter um Tiks Körper, während das zweite Maul, das hoch in den Himmel aufragte, in wenigen Happen den Fisch verschlang.
    »Du Mistvieh!«, schrie Kley. Er überholte mich,

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