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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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Er drehte den Kopf nicht oder zeigte auf sonst eine Weise, daß er sich ihrer Nähe bewußt war. Da Elossa keinen anderen Führer hatte, rannte sie ihm nach.
    Plötzlich gab es keine Ruinenhügel mehr. Die einzigen Spuren der früheren Stadt waren Furchen im Boden. Dann hörten auch sie auf, und sie befanden sich auf einer freien Ebene.
    Vor ihnen erhob sich die Kuppel mit ihrer im schwachen Morgenlicht stumpf schimmernden Oberfläche. Der Raski hielt abrupt an und drückte die Hände vor die Augen. Vielleicht wollte er die Kuppel nicht sehen, möglicherweise stellte sie eine Bedrohung für ihn dar, gegen die er sich nicht zu wehren wußte.
    Elossa faßte ihn am Arm. Er ließ die Hände nicht sinken, wandte sich ihr auch nicht zu. Doch als sie sich bemühte, ihn mitzuziehen, wehrte er sich schwach dagegen. Sie mußte ihn führen, denn er weigerte sich, die Hände von den Augen zu nehmen.
    So kamen sie zum Fuß der Kuppel. Elossa ließ ihren Begleiter los. Jetzt … Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Obgleich niemand ihr verraten hatte, was sie hier finden würde, hatte sie doch wenigstens eine Hilfe in ihrer Suche. Man hatte ihr ein einziges Wort mitgeteilt und ihr gesagt, wenn die Zeit gekommen war, es zu benutzen, würde sie es wissen.
    Nun war es soweit.
    Das Mädchen warf den Kopf zurück, richtete die Augen auf die Kuppel und stieß das Wort laut hervor.
    Er hatte keine Bedeutung, dieser Laut, zumindest keine, die sie kannte. Er schallte jetzt in der Luft um sie wider.
    Dann kam die Antwort. Erst ein rauhes Scharren, als wehre sich verrostetes Metall gegen die Bande der Zeit. An der Oberfläche der Kuppel, hoch über ihr, erschien eine Öffnung, die sich weitete, bis sie groß genug war, einem Menschen Zulaß zu gestatten. Ein weiteres rasselndes Scharren erklang von dort und hörte auf, als ein gebogener Metallstreifen wie eine Zunge herunterkam, als wolle sie nach ihnen lecken.
    Elossa zog sich wachsam zurück und zerrte den Raski mit sich. Die Metallzunge berührte die Erde links von ihnen. Das Mädchen sah, daß es eine Stufenrampe war. So wurde sie zum Betreten der Kuppel aufgefordert.
    Sie wagte es nicht, den Mann neben ihr allein zurückzulassen. Was sich innerhalb der Kuppel befand, war höchstwahrscheinlich das große Geheimnis ihres Volkes. Aber diesen Raski freizugeben, daß der Wahnsinn in ihn zurückkehrte, war genauso, als drückte sie eine Klinge an ihre eigene Kehle.
    Sie zog ihn wieder mit sich. Diesmal spürte sie einen stärkeren Widerstand. Er stieß ein Wort hervor, so leise und schwach, daß es klang, als käme es aus unsagbarer Ferne:
    »Nein!«
    Sie schob ihn jetzt zum Fuß der Stufenrampe und fragte sich, wie sie ihn dazu bringen konnte, sie hochzusteigen, wenn er sich so gegen sie wehrte. Erneut schrie er auf. Hohl echote es:
    »Himmelsteufel! Nein!«
    Doch glücklicherweise wirkte ihr Geistbefehl immer noch genug, daß er nicht davonlaufen konnte. Er begann hochzusteigen, allerdings sah es aus, als wehrte sich jeder einzelne Muskel dagegen. So kamen sie auch nur langsam voran. Elossa konnte hinter der Öffnung nichts sehen, aber sie dachte gar nicht daran, ihren Suchgeist einzusetzen, um zu erkunden, was sie erwartete.
    Denn jetzt war sie sich etwas anderem bewußt. Rings um sie sammelte sich und wuchs der Wahnsinnshaß, dem sie sich schon zweimal hatte stellen müssen und der sich nun zu einem dritten Angriff bereitmachte. Der Raski warf plötzlich den Kopf zurück und hob sein Gesicht zum Himmel. Er heulte und stieß einen Schrei aus, der nichts Menschliches an sich hatte.
    Sie befürchtete, er würde die geistigen Bande brechen, sich umdrehen und mit der ungezähmten Wildheit eines Sargons auf sie stürzen. Aber obgleich er nochmals heulte, und seine Furcht und Wut nach ihr griffen, unterdrückte ihr Wille immer noch das in ihm, das um seine Befreiung kämpfte. Und so stieg er weiter hoch.
    Sie kamen zu der Tür. Der Raski warf beide Arme seitwärts, stemmte sie in einer letzten Auflehnung gegen das Metall links und rechts der Öffnung, um nicht durch sie hindurchtreten zu müssen.
    »Nein!« brüllte er.
    Elossa, die jetzt Angst hatte, er würde herumwirbeln und sie die steile Stufenrampe hinunterwerfen, nahm sich keine Zeit zu einer Geistsondierung. Heftig stieß sie ihn in Hüfthöhe. Vielleicht verdankte sie den Erfolg seiner Überraschung, doch sicher auch der Kraft ihres Schubes. Der Raski stürzte mit dem Oberkörper durch die Öffnung und blieb liegen.
    Elossa

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