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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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aber so tief vergraben, daß sie ihn nicht erreichen konnte, ohne dem Wahnsinn eine neue Tür zur Oberfläche zu geben. Er war bewußtlos – offen. Jetzt konnte sie tun, was ihre einzige Chance sein mochte.
    In diesen offenen Geist strahlte sie einen Befehl. Sein Körper erhob sich ganz langsam, ruckartig, als wehre er sich gegen sie, obgleich sie die Kontrolle über ihn hatte. Nur einen Befehl hatte sie ihm eingeprägt, doch den mit aller Kraft.
    Wankend verschwand er aus ihrem Blickfeld. Nach einem schwachen Geräusch zu schließen nahm sie an, daß er sich neben ihre Steinplatte gekniet hatte. Sie hörte einen metallischen Laut wie das Klicken eines Schlosses, dann das Drehen eines Schlüssels, vielleicht. Die Eisenringe, die sie an die Steinplatte gefesselt hatten, sprangen auf. Elossa setzte sich auf.
    Der Raski kauerte neben diesem Tisch (vielleicht war es aber auch ein Altar für Menschenopfer – wahrscheinlicher sogar). Er rührte sich nicht, um sie aufzuhalten oder zu verhindern, daß sie auf der anderen Seite über den Rand rutschte und sich danebenstellte. Sie fühlte sich schmerzhaft steif, als wäre sie länger auf dieser Platte gelegen als sie wußte.
    Aber sie war unverletzt und frei! Doch wie lange? Wenn sie weiter ihrer Mission nachging und ihn hierließ, konnte es leicht sein, daß der Geist, der seinen Körper benutzt hatte, um sie hier gefangenzunehmen, sich seiner erneut bemächtigte. Also konnte sie nicht wagen, aufzubrechen und ihn hier alleinzulassen, so ungern sie ihn mitnahm.
    Sie brach schon wieder die ungeschriebenen Gesetze ihres Clans, allein so etwas in Betracht zu ziehen. Aber eine andere Wahl sah sie nicht, wenn sie diesen hilflosen Mann nicht töten wollte. Und eine derartige Tat würde sie zu einer Ausgestoßenen machen.
    Sie ging um den Tisch oder Altar herum, nahm den Kopf des Raski zwischen beide Hände und hob sein Gesicht, daß der schwache Lampenschein darauf fiel. Seine Züge wirkten merkwürdig eingefallen, als wäre ihm ein Teil seiner Lebenskraft geraubt.
    Elossa sammelte, was ihr an Willenskraft noch geblieben war – wirklich nur winzige Überreste, denn die Anstrengung des Kampfes gegen den wahnsinnigen Geist hatte sie völlig verausgabt. Sie hielt den Kopf des Raski so, daß sie in seine blicklosen Augen sehen konnte, und strahlte einen zweiten, scharfen Befehl aus.
    Sein Körper rührte sich. Sie hielt ihn noch eine kurze Weile stützend fest, bis er die Hände in den Rand des Altars krallte, um sich daran hochzuziehen. Dann stand er, immer noch mit unsehenden Augen und an den Seiten herabbaumelnden Händen, neben ihr.
    Stolpernd drehte er sich um und schleppte sich in die Dunkelheit jenseits des Lampenscheins. Elossa folgte ihm.
    Offenbar behinderte diese fast absolute Finsternis ihn nicht. Elossa griff nach einem der herabhängenden Streifen seines Lederwamses, das sie hatte aufschneiden müssen, um an seine Wunde zu gelangen. Wenn sie sich daran festhielt, würde sie ihn in der Dunkelheit nicht verlieren.
    Sie glaubte, daß sie sich durch einen unterirdischen Gang bewegten, denn ein klammer Modergeruch hing in der Luft. Dann zog der Lederstreifen, der sie verband, sie in einer anderen Neigung nach oben. Einen Moment später stieß ihre Zehe gegen eine Stufe.
    Der Raski stieg die unsichtbare Treppe hoch, und sie folgte ihm dichtauf. Die Dunkelheit war zum Schneiden dick. Was geschähe, wenn ihr Geisthalt über den Raski unterwegs versagte und der Wahnsinnige hier in dieser Schwärze wieder Macht über ihn gewann? Nein, daran durfte sie nicht denken, denn allein der Gedanke mochte das herbeibeschwören, was sie in Schach halten mußte.
    Höher, Stufe um Stufe, bis sie schließlich zu einem Gang auf einem anderen Stockwerk kamen. Voraus bemerkte Elossa einen grauen Schimmer. Sie atmete auf. Das mußte eine Tür ins Freie sein!
    Der Raski ging jetzt langsamer. Sie spürte sein Zögern. Trotzdem versuchte sie keine Geistverbindung. Selbst die sanfteste Sondierung mochte ihren Halt über ihn brechen.
    Sie traten aus der modrigen, klammen Finsternis in das graue Licht des frühen Morgens. Um sie herum kauerten die überwachsenen Ruinenhügel dunkel und drohend wie Rog und Sargon, um die, die in ihr eifersüchtig bewachtes Revier eingedrungen waren, zu zerfleischen.
    Da diese Hügel sie überragten, konnte sie die Kuppel nicht sehen, die dem inneren Zug nach ihr Ziel sein mußte.
    Einen Augenblick zögerte sie. Der Raski, dessen Wams sie losgelassen hatte, wankte weiter.

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