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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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wie sie zuvor? Es war natürlich nur eine Annahme, doch etwas sagte ihr, daß letzteres durchaus der Fall sein mochte.
    Aber die Raski kannten keine Geistkontrolle, keinen Obersinn! Welch stärkerer Geist konnte dann hier sein? Sie ließ den Gedanken schnell fallen, es könnte ein Yurth sein. Schließlich hatte sie in dem flüchtigen Augenblick der Sondierung erkannt, daß es ein völlig fremdartiger Geist war, also auch kein Raski. War er von einer anderen – Spezies?
    Sie bereitete sich auf eine Verteidigung vor, da sie eine heftige Erwiderung ihrer Sondierung erwartete, wie sie unter den Umständen nur allzu natürlich wäre. Was die Raski am meisten fürchteten, waren nicht die sichtbaren Waffen eines Yurth, sondern seine Geisteskräfte, die die Menschen der Ebene als unnatürlich und eine Art Schwarzer Magie ansahen. Aber es erfolgte kein Angriff, noch bewegte der Raski sich oder sprach.
    Vorsichtig schickte Elossa erneut einen Fühler ihres Suchgeists aus. Haß und Rachsucht herrschten vor. Wie bei der Wächterillusion am Paß handelte es sich um einen Haß, der über jede Vernunft hinausging. Allem Anschein nach war der Raski jetzt wahnsinnig oder stand vielmehr im Bann des Geistes eines Wahnsinnigen.
    Es gab einige unter den Yurth, die in ein Chaos wie das, das in dem anderen Geist tobte, eindringen und ihm den Frieden der Bewußtlosigkeit bringen konnten, bis die Ursache seines Wahnsinns behoben war. Doch dies waren die Alten, die sich besonders damit beschäftigt hatten und die auch viel mächtiger als sie waren.
    Elossa wagte nicht, die Berührung länger als einen Augenblick aufrechtzuerhalten, damit sie nicht selbst in diesen Strudel von Haß und Vernunftlosigkeit gezogen und angesteckt würde. Sie war nicht sicher, womit sie es zu tun hatte. Zwei verschiedene Persönlichkeiten – und sie war sicher, daß es nicht lediglich eine gespaltene war – waren hier Seite an Seite. Das war alles andere als eine übliche Geistesverwirrung.
    Sie konnte höchstens versuchen, sich ganz vorsichtig einen Weg vorbei an dem fremden Geist zu tasten, um an den ihr vertrauten heranzukommen. Ihn zu stärken, mochte dazu führen, daß er den Wahnsinnigen, der sich bei ihm eingenistet hatte, besiegte.
    Der Haß war wie ein ihr entgegenloderndes Feuer. Es konnte ihren Geist genauso verbrennen, wie echte Flammen das Fleisch verkohlt hatten, von dem noch Fetzen an dem rußgeschwärzten wandelnden Gerippe am Paß hingen.
    Nein! Denk nicht an den Wächter! Solche Erinnerungen stärken den wahnsinnigen Geist. Genau wie die Illusionsgestalt sich von Gefühlen nährt, stärken den Geist Erinnerungen. War der Raski dadurch zu ihm gekommen? Hatte er Verbindung mit der Gedankenform aufgenommen und dabei das absorbiert, von dem er jetzt besessen war?
    Sie durfte keine Zeit mit langen Überlegungen verschwenden. Ihre ganze Kraft mußte sie gegen eine Invasion von Haß und Furcht sammeln. Sie starrte in die Dunkelheit, doch sie konnte den Raski nicht sehen und sich so besser auf ihn einstellen. Zögernd zog sie ihren Gedankenfühler zurück, damit der andere ihn nicht als Weg für seinen Gegenangriff benutzen konnte.
    Emotionen luden diesen Raum auf, in dem sie körperlich gefangen lag. Sie drückten auf sie herab wie der Taktschlag, der sie aus der Bewußtlosigkeit geweckt hatte.
    Sie hatte nichts getan, um einen solchen Abscheu zu erregen. Nein, der kam aus der Vergangenheit, aus sehr ferner Vergangenheit, und er hatte sich eine lange Zeit von Furcht genährt, und nun zehrte er an dem Raski und würde es auch an ihr tun – außer sie konnte sich, eine Zeitlang wenigstens, widersetzen.
    In der Dunkelheit über ihr formte sich ein Kopf – der angesengte Totenschädel des Wächters am Paß. Der fleischlose Mund öffnete sich. Doch nicht mit den Ohren hörte sie den Haßruf, nein, in ihrem Geist:
    »Tod den Himmelsteufeln! Tod!«
    Elossa starrte zurück. Die Illusion begann zu verschwimmen. Ihre Kiefer bewegten sich immer noch, um die lautlosen Worte zu schreien. Sie hatte also eine Verbindung mit dem Raski, der dieser Manifestation Kraft verlieh, ob nun freiwillig oder nicht. Sie hatte ihn geheilt, hatte sein Fleisch berührt, ihm die heilende Kraft geschickt, die sie zu geben vermocht hatte.
    Sie schloß die Augen. Mit einem Teil ihres Obersinns hielt sie Wache, um einen Angriff durch Geistberührung zurückzuschlagen. Mit dem Rest erschuf sie eine eigene Illusion, der sie den größten Teil ihrer Kraft verlieh. So etwas hatte sie nie

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