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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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zwängte sich an ihm vorbei, dann bückte sie sich, krallte ihre Finger durch seinen Gürtel, der seine zerrissene Kleidung zusammenhielt, und zerrte mit aller Kraft.
    Instinktiv wappnete sie sich gegen einen Angriff, denn aus der Luft erschallten Worte, die sie verstehen konnte, obgleich sie in einem anderen Akzent waren als die Sprachweise der Yurth.
    »Willkommen, Yurthblut. Nimm die Last deiner Sünde und Schande und lerne sie zu tragen. Geh zum Lehrraum!«
    »Wer bist du?« Ihre Stimme zitterte. Sie erhielt keine Antwort auf ihre Frage. Etwas in ihr sagte, daß sie auch keine bekommen würde.
    Der Raski rollte sich auf dem Boden herum und starrte zu ihr hoch. Seine Augen wirkten nicht mehr stumpf. Es sprach, im Gegenteil, eine wilde, fordernde Intelligenz aus ihnen. Er rutschte ein wenig von ihr zurück, setzte sich auf und blickte sich um, wie ein Tier in einem Käfig vielleicht einen Weg heraus suchen mochte.
    An der Öffnung erklang erneut das scharrende Geräusch. Der Raski wirbelte herum, aber er kam nicht einmal mehr dazu, auf die Füße zu springen. Unaufhaltsam schloß sich die Tür, und es war, als hätte es sie nie gegeben. Sie waren gefangen in diesem ungewöhnlichen Bauwerk.
    »Wo sind wir?« Er fragte in der Sprache, wie sie zwischen Raski und Yurth benutzt wurde.
    Elossa antwortete wahrheitsgetreu: »Ich weiß es nicht. Da waren Ruinen einer Stadt – aber das weißt du ja …« Sie beobachtete ihn wachsam. Es konnte schon vorkommen, daß eine innere Sicherheitsvorrichtung die Erinnerung an die unmittelbare Vergangenheit zurückhielt, falls sie die Gesundheit des Geistes bedrohte. Seiner Verwirrung nach mochte genau das geschehen sein.
    Er schwieg eine Weile, während er sich genau umsah. Er betrachtete die glatten Wände, die sich fugenlos erstreckten und einen schmalen Korridor bildeten. Stirnrunzelnd kehrte sein Blick zu Elossa zurück.
    »Stadt …«, echote er. »Sag nicht, daß wir uns in Coldath, der Stadt eines Königs befinden.«
    »An einem anderen Ort, einem viel älteren.« Sie dachte, daß die Hauptstadt des Könighaupts, die er genannt hatte, nicht einmal so groß wie ein Stadtviertel dieser Metropole wäre, die ihre Vision ihr gezeigt hatte.
    Er drückte eine Hand auf die Schläfe. »Ich bin Stans aus dem Hause Philbur.«
    Die Worte waren weniger an sie, denn an ihn selbst gerichtet, als müsse er sich seine Identität bestätigen. »Ich war auf Jagd und …«
    Er hob den Kopf wieder. »Ich habe dich vorüberkommen sehen. Es war mir klar, daß ich einem Yurth folgen mußte, der auf dem Weg in die Berge war …«
    »Weshalb?« fragte sie erstaunt und beunruhigt. Dieser Bruch mit der alten Tradition war irgendwie – ominös.
    »Um festzustellen, woher die Teufelsmacht kommt«, erwiderte er ohne Zögern. »Da war – ja, ganz gewiß war da ein Sargon!« Seine Hand fuhr an seine Seite, wo ihr Verband noch an seiner Haut klebte. »Nein, das habe ich nicht geträumt.«
    »Ja, ein Sargon fiel dich an.« Elossa nickte.
    »Und du hast meine Wunde versorgt.« Seine Hand blieb auf dem Verband. »Warum? Unser Volk und deines waren immer Unfreunde.«
    »Doch sind wir nicht so sehr Unfreunde, daß wir einen Menschen sterben ließen, wenn wir ihm helfen können.« Es war besser, nicht zu erwähnen, welche Rolle sie im Sargonangriff gespielt hatte.
    »Nein! Es genügt euch, Mörder zu sein!« Er spuckte ihr die Worte geradezu ins Gesicht.
     

 
7.
     
    »Mörder?« echote Elossa. »Weshalb nennst du uns so, Stans aus dem Hause Philbur? Wann hat je einer von uns einem von euch den Tod gebracht? Als euer Könighaupt uns jagte und schwor, uns alle zu töten, verteidigten wir uns nicht mit scharfem Stahl, sondern mit Illusionen, die den Geist eine kurze Weile verwirrten, doch nicht töteten.«
    »Ihr seid die Himmelsteufel!« Er erhob sich, lehnte sich gegen die Wand des Korridors und sah sie an, wie ein waffenloser Mann sich vielleicht einer großen Gefahr stellen mag.
    »Ich kenne eure Himmelsteufel nicht«, sagte sie unmutig. »Ich will dir auch kein Leid zufügen, Stans. Die Tradition der Yurth hat mich hierhergeführt, das ist alles. Ich bin euch Raski nicht feindlich gesinnt.« Der Drang, der sie in die Berge gezogen hatte und schließlich hierher in die Kuppel, wurde nun zu einem kaum noch erträglichen Drang, sich sofort in eine innere Kammer zu begeben, wo man ihr zeigen würde, was sie zu lernen hatte.
    »Die Tradition der Yurth!« Seine Lippen bewegten sich, als wolle er sie anspucken, wie

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