Sternenzauber
Wegen deiner altmodischen Vorstellungen über den Altersunterschied? Wegen …«
»Weil ich, wenn ich Glück habe, noch etwa zwanzig Jahre, vielleicht auch fünfundzwanzig, zu leben habe. Da wirst du erst in den Vierzigern sein. Und dann stündest du als Witwer da – als kinderloser Witwer – mit Mitte vierzig. Stell dir das mal vor, Ellis. Das kann ich dir nicht antun. Und es ist nicht nur das; du solltest wirklich lieber eine Frau finden und heiraten, die dir Kinder schenken kann.«
»Wahrscheinlich sterbe ich lange vor dir«, erwiderte Ellis scharf, »nach all den Exzessen in meiner vergeudeten Jugend. Ohne dich würde ich gar nicht leben wollen, und ich wünsche mir keine Kinder. Weder jetzt noch später. Ich will nur dich.«
»Du hast mich ja. Und wirst mich immer haben. Wir sind doch glücklich, so wie es ist. Tut mir leid, wenn ich all deine raffinierten, sorgfältig ausgeheckten Pläne über den Haufen werfe, aber ich mache nicht mit.«
Clemmie, die den gesamten Wortwechsel mit vor Entsetzen offen stehendem Mund angehört hatte, schoss hinter dem Standesamt hervor, zwängte sich durchs Gebüsch und riss die Tür des Gunpowder-Plot -Firmenwagens auf.
Mit zitternden Händen zog sie die Sicherheitstasche auf und holte das einzelne magische Grün hervor.
»Clemmie!« Guy stürmte um den Wagen herum und funkelte sie an. »Was zum Teufel machst du da?«
»Keine Zeit – hör zu …« Sie lieferte ihm eine kurze Zusammenfassung des belauschten Gesprächs. »Sie geht schon zur Limousine zurück. Komm mit!«
»Ich weiß ja nicht, ob wir das tun sollten …«
»Was tun sollten?« Sie blickte über die Schulter zurück. »Herumzaubern? Dazwischenfunken? Zu spät! Er liebt sie und sie liebt ihn. Sie sollten heiraten – und das werden sie auch, verflixt noch mal! Schnapp dir ein Zündlicht und beeil dich!«
Immer noch funkelte Guy sie böse an und grummelte vor sich hin, entfachte jedoch das Ende des Zündlichts. Es glomm wie ein kleines, in der Luft schwebendes Glühwürmchen.
Als Lola gerade zur Limousine zurückstrebte und Ellis, sichtlich erschüttert und am Boden zerstört, ihr nachgehen wollte, drängte sich Clemmie von Guy gefolgt an ihm vorbei.
»Verzeihung – ich erklär das später.«
»Sie macht nicht mit. Sie will nicht.«
»Sie will. Vertrauen Sie mir. Sie weiß, dass es das Richtige für sie ist. Sie hat nur Angst, es könnte das Falsche für Sie sein,
dabei wissen wir alle, dass es das Richtigste der Welt ist. Bitte, bleiben Sie jetzt einfach hier.« Keuchend blieb Clemmie stehen. »Lola – Lola – bitte, warten Sie einen Moment.«
Lola hielt inne und wandte sich um. Ihr wunderschönes Gesicht sah gar nicht zornig, sondern furchtbar traurig aus. »Verzeihung? Ich glaube nicht, dass wir uns kennen, oder?«
»Nein. Ich bin Clemmie und warum ich hier bin, werden Sie später verstehen, hoffentlich.«
»Verschwenden Sie ihre Zeit nicht«, sagte Lola matt. »Wenn Sie zu Ellis’ hübschem Plan gehören – das ist ja alles wirklich rührend. Aber es ist nicht …«
Clemmie warf das magische Grün auf den Weg zwischen Lola und die Limousine und raunte drängend über die Schulter:
»Guy, zünde es an – jetzt! Bitte!«
Kopfschüttelnd, mit stählernem Blick im schwachen Schein der Lichterkerzen, hielt Guy das glimmende Zündlicht an den Kontaktstreifen.
Erneut erwachte das dunkle Ozeangrün zischend zu grün glühendem Leben.
»Ich wünsche«, murmelte Clemmie, packte Lolas schlanken Arm und hielt sie fest, »dass Lola begreift, dass sie Ellis liebt und immer lieben wird, und dass die folgerichtige Krönung dieser Liebe darin besteht, ihn zu heiraten. Ich wünsche, dass sie ihre Zweifel vergisst und einsieht, dass ihre Befürchtungen unbegründet sind, und dass sie diese Ehe eingeht – heute – jetzt – mit all der Freude und Liebe, mit der sie es in ihrem tiefsten Inneren wirklich will.«
Herrje, wand sich Clemmie. Schrecklicher Satzbau – und wahrscheinlich wieder viel zu viele Wünsche -, aber die Magie brachte ja hoffentlich alles ins Lot.
»Was machen Sie da überhaupt?« Lola schüttelte den Kopf
und versuchte, ihren Arm zu befreien. »Lassen Sie mich los – oh!«
Allbards magisches Grün explodierte sanft in seiner vollen Pracht und ein Schauer glitzernder smaragdgrüner Funken ergoss sich tanzend auf den Weg zum Standesamt. Als die brennenden grünen Leuchtpunkte um sie her schwebten, schluckte Clemmie.
» Grünspan und Smaragdgrün pur,
sprüht Funken grün
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