Sternenzauber
ebenfalls, Tarnia«, sagte Guy mannhaft. »Und
darf ich dir meine geliebte Clemmie vorstellen? Clemmie, das ist Tarnia Snepps.«
Tarnia sah Clemmie missbilligend an. »Hallo.«
»Hallo, Mrs Snepps.« Clemmie erwiderte den Blick. Wenn Tarnia vorhatte, in diesem Aufzug zum Feuerwerk zu gehen, wäre all ihr Kapital eingefroren, noch ehe der erste farbige Sternenschauer über Hazy Hassocks verblasste. Clemmie hatte Tarnia Snepps schon viele Male bei verschiedenen Dorfveranstaltungen gesehen, bei denen sie ihre Nummer als »große Gutsherrin« abgezogen hatte, aber noch nie von so Nahem. Tarnia hatte sicher noch mehr Liftings und Botoxbehandlungen hinter sich als Helen. Sie musste in den Fünfzigern sein; dennoch war auf dem hochgradig orangefarbenen Gesicht keine einzige Falte zu sehen. Wirklich beeindruckend. »Wie schön, Sie kennen zu lernen.«
»Beruht ganz auf Gegenseitigkeit.« Tarnia lächelte Guy verkniffen an. »Was ist aus der attraktiven Frau geworden, die du letztes Mal dabeihattest? Yvonne?«
»YaYa«, korrigierte Guy, wobei seine Mundwinkel zuckten. »Ach, YaYa und ich nehmen gerade eine kleine Auszeit.«
»Böser Junge!« Tarnias Gesicht zeigte keinerlei Regung, obgleich es so aussah, als bemühe es sich darum mit aller Kraft. »Nun, ich muss sagen, die kleine Clemmie ist mal ganz was anderes.«
»Na, du kennst sicher das Sprichwort: Abwechslung macht das Leben süß.«
»Du wärst mir der Richtige für Dolce Vita!«, kiekste Tarnia kokett. »Guy, du bist aber auch ein Schlimmer! Ach, komm her.«
Tarnia riss ihn von Clemmie los, umarmte ihn heftig und schmatzte ihm Mwah! Mwah! Luftküsse auf beide Wangen.
Guy befreite sich rasch und setzte sein professionelles Lächeln auf. »Ja – schön – äh, leider müssen wir es kurz machen,
ich dachte nur, wir schauen eben herein, um dir zu sagen, dass wir angekommen sind. Jetzt düsen wir ab zur großen Wiese und organisieren alles Notwendige. Bleibt es beim Startschuss um elf Uhr?«
»Wunderbar«, sagte Tarnia kokett lächelnd. »Du bist der Boss. Meine Gäste sind gerade bei einer kleinen Soiree in den Stallungen. Es gibt ein paar Leckerchen: Foie gras, Pak-Choi-Fondue, Kaviar aus dem hintersten Winkel Usbekistans, und dazu natürlich einige Schlückchen Cristal-Champagner zum Herunterspülen.«
»Ja, natürlich«, meinte Guy nickend. »Ich hoffe doch, du hebst die Reste für die arbeitende Bevölkerung auf.«
Clemmie schauderte es. Das hoffte sie aber nicht. Mit einer Ofenkartoffel und einem Hotdog wäre sie vollauf zufrieden.
Tarnia kicherte mädchenhaft. »Du, mein Engel, kannst von mir alles haben, was du willst, das weißt du doch. Nun – worüber sprachen wir gerade? Ach ja. Die Gäste. Marquis und ich werden sie Schlag elf auf die große Wiese bringen. Und ich hoffe doch, du und ich finden später noch ein ungestörtes Momentchen zu zweit.«
»Aber sicher doch«, murmelte Guy und ergriff Clemmies Hand. »Sofern Clemmie mich aus den Augen lässt.«
»Keine Chance«, sagte Clemmie nicht ganz unaufrichtig und schmiegte sich noch enger an Guys schwarze Lederjacke. »Ich bin sehr besitzergreifend.«
Tarnia versuchte, die Stirn zu furchen. »Gegenüber einem Mann wie Guy ist das eine reichlich kindische Attitüde, Clemmie, wenn ich das mal so sagen darf. Ein Mann wie Guy braucht eine sehr, sehr lange Leine.«
Guy lachte tapfer. Clemmie stimmte ein und rückte noch näher. Liebe Güte, dachte sie, wenn ich mich noch enger ankuschele, krieche ich ihm bald unters Hemd.
»So gern ich noch verweilen würde«, Guy klang, als meine er es wirklich so, »die Pflicht ruft, Tarnia, wir sehen uns dann um elf.« Er sah auf die Uhr. »Es ist ja nicht mehr lange hin. Ich muss los und prüfen, ob für das Feuerwerk alles richtig aufgebaut ist. Bis dann.«
Irgendwie schaffte es Tarnia, sich zwischen sie zu quetschen, Clemmie mit dem Ellbogen scharf beiseitezustoßen und Guy erneut zu küssen. Guy, das musste man ihm lassen, zuckte nicht mit der Wimper.
»Ach, liebe Tarnia«, sagte er und lächelte sie wehmütig an. »Du machst es den Männern nicht leicht. Aber ich muss nun wirklich an die Arbeit gehen. Dafür bezahlst du mich schließlich.«
»Ich würde dich noch für ganz andere Dinge bezahlen«, flötete Tarnia anzüglich und grub ihre pink mattierten Krallen in seinen Ärmel. »Wenn du mich nur ließest.«
Clemmie, die sich erinnerte, welche Rolle ihr in dieser Scharade zufiel, und Tarnia am liebsten fest auf die Zehen getreten hätte, begann Guy
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